Heinrich Campendonk
Maler und Grafiker
Geb. 3. November 1889 in Krefeld
Gest. 9. Mai 1957 in Amsterdam
Campendonk, der eigentlich nach guter Krefelder Tradition Mustermaler für die Textilindustrie werden wollte, studierte an der damals sehr fortschrittlichen Kunstgewerbeschule in Krefeld bei dem Holländer Johan Thorn Prikker. Er war u.a. befreundet mit Helmuth Macke und Wilhelm Wieger. 1911 knüpfte er erste Kontakte zu Mitgliedern der Neuen Künstlervereinigung in München, unter ihnen Franz Marc, August Macke sowie Wassily Kandinsky. Mit der Unterstützung von Wassily Kandinsky und Franz Marc fand Heinrich Campendonk Anschluss an die Gruppe, die unter dem Namen „Blauer Reiter“ berühmt wurde und nahm an den beiden Ausstellungen der Gruppe in den Jahren 1911 und 1912 teil. Zusammen mit der Gruppe stellte er auch 1913 im „Ersten Deutschen Herbstsalon“ des von Herwarth Walden geleiteten „Sturm“ in Berlin aus.
Seine Arbeiten bewegten sich im Bereich Kubismus, Futurismus, Expressionismus sowie der strengen geometrischen Formensprache. Campendonk prägte den rheinischen Expressionismus.
Während seines Aufenthalts in Sindelsdorf (1911 bis 1916) und Seeshaupt (1916 bis 1922) hat Campendonk als einziges Mitglied der Künstlergruppe vielfach Szenen der Bergarbeiterstadt Penzberg verarbeitet (z.B. „Penzberger Reiter“, „Barbarazeche“, „Vorstadtbauern“, „Hohes Bild mit Pferden“ und weitere).
In der heutigen NS-Gedenkstätte Villa Merländer in seiner Geburtsstadt Krefeld sind die zwei einzigen erhaltenen Wandgemälde Campendonks, „Katzen“ und „Harlekin“, zu betrachten. Die Bilder wurden im Auftrag des jüdischen Fabrikanten direkt auf den frischen, trockenen Putz seines Hauses gemalt und erst im Jahre 1991 wiederentdeckt. Bis 1998 wurden sie unter Mithilfe des damaligen Krefelder Denkmalpflegers Klaus Pauwelen von dem Kölner Restaurator Horst Hahn wieder freigelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die beiden Bilder entstanden 1925. Campendonk ging es in dieser Zeit finanziell nicht sehr gut, was ihn wohl dazu nötigte Auftragsarbeiten wie diese anzunehmen. Das schlug sich auch in seinem Malstil und vor allem in den von ihm gewählten Motiven nieder. Der Harlekin auf dem einen Wandgemälde ist als lustloser, trauriger Clown mit nach unten gezogenen Lippen ausgeführt.
Es wird vermutet, dass Campendonk noch weit mehr solcher Bilder als Auftragsarbeit auf die Wände wohlhabender Kunstliebhaber seiner Zeit gemalt hat, doch bis heute sind keine weiteren erhaltenen Wandbilder dieser Art von ihm bekannt.
Zwischen 1923 und 1933 lebte Heinrich Campendonk im Rheinland. 1926 wurde er als Professor an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen. Zu diesem Zeitpunkt begann er, sich auf Glasmalerei zu spezialisieren.
Nach Hitlers Machtergreifung 1933 wurde er auf der Grundlage des Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen. Schon 1934 verließ Heinrich Campendonk Deutschland. Die Diffamierung seiner Bilder unter dem Schlagwort „Entartete Kunst“ musste er aus dem Exil in Amsterdam miterleben. 1937 war er in der Münchener Ausstellung mit sechs seiner Arbeiten vertreten.
Nach dem Krieg kehrte Heinrich Campendonk nicht nach Deutschland zurück, sondern blieb in Amsterdam.
In der Christkönigskirche von Penzberg befinden sich zwei Glasfenster Campendonks. Das „Passionsfenster“ entstand 1937 zur gleichen Zeit, als Campendonk von den Nazis als „entartet“ bekämpft wurde im niederländischen Exil als Beitrag für die Weltausstellung in Paris, ausgezeichnet mit dem Grand Prix. Das „Jesaja“-Fenster von 1954 war ursprünglich Teil eines Entwurfes für ein riesiges Nordfenster des Kölner Domes. Dieses Fenster entstand als farbliches Probestück. Campendonk musste letztlich aus gesundheitlichen Gründen auf die Ausführung des gesamten Fensters im Kölner Dom verzichten. Mittlerweile hat dieses Fenster seinen endgültigen Platz in der 1951 geweihten Kirche gefunden.
Weitere Glasfenster Campendonks befinden sich im Westwerk des Essener Münsters. 1930 schuf er den Glasfensterzyklus in der Krypta der Bonner Münsterkirche.
Weitere Werke Campendonks werden im Clemens-Sels-Museum Neuss aufbewahrt. Im Jahr 1955 wurden Werke Heinrich Campendonks auf der documenta 1 in Kassel ausgestellt.
Im November 2006 wurde Campendonks Ölbild „Rotes Bild mit Pferden“ in Köln für 2,9 Mio Euro ersteigert.
Als langjähriger Lehrer an der Reichsakademie der Niederlande hochgeehrt, starb er am 9. Mai 1957 in Amsterdam.
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