Werner Baer
Komponist, Pianist, Arrangeur und Dirigent
Geb. 29.4. 1914 in Berlin
Gest. 28.01. 1992 in Sydney/ Australien
Der Sohn einer jüdischen Familie, die in Berlin ein Herrenkonfektionsgeschäft betreibt, besucht das Steinsche Realgymnasium und später die Werdersche Oberrealschule, wo der musisch Begabte bereits entsprechend gefördert wird. Ab 1931 studiert Baer am Sternschen Konservatorium Klavier, Orgel und Dirigat, u.a. bei Georg Betram, Fritz Masbach und Arnold Dreyer, und erhält Privatunterricht bei Arthur Schnabel.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kann der junge Musiker allerdings seine urspünglichen Pläne, Operndirigent zu werden, nicht mehr realisieren. Vorübergehend flieht Baer 1933 in die angrenzenden Niederlande, kehrt jedoch wieder nach Berlin zurück und begleitet nun am Klavier Sänger wie Richard Tauber, Joseph Schmidt und Alexander Kipnis – Juden wie er selber, und damit den rassistischen und antisemitischen Hetzkampagnen der Nazis ausgesetzt. Dennoch bleibt Baer vorerst in Deutschland, arbeitet von 1935 bis 1938 als Organist an der Synagoge in der Levetzowstraße, leitet als Musikdirektor die von Max Ehrlich geleiteten Kleinkunstbühne, ist Pianist des Großen Orchester des Kulturbundes, spielt in der Jazzband Sid Kay’s Fellows und unterrichtet an der jüdischen privaten Musikschule Hollaender in dieser Zeit Orgel und moderne Tanzmusik.
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 gehen reichsweit Synagogen in Flammen auf, Schaufenster jüdischer Geschäfte werden demoliert und jüdische Bürger mißhandelt und festgenommen. Auch Werner Baer kommt kurzzeitig ins KZ Sachsenhausen bei Oranienburg, kann aber noch im Dezember desselben Jahres mit seiner Frau in die damalige britische Kronkolonie Singapur ausreisen. Hier wird er zum städtischen Organisten berufen, lehrt als Dozent für Musiktheorie, Klavier und Orgel an der Far Eastern Musik School sowie am Raffles College und leitet den Kinderchor der örtlichen Synagoge.
Vor dem Hintergrund einer drohenden Invasion des mit Hitler-Deutschland verbündeten Japan wird Baer im September 1940 – zusammen mit anderen Ausländern – ins nahegelegene Internierungslager St. John’s Island deportiert und von dort auf dem Seeweg ins australische Internierungslager Tatura. Nach seiner Entlassung im Februar 1943 dient der studierte Musiker als Sergeant in einer Unterhaltungs-Einheit der Armee. Der bereits in seiner Militär-Zeit bei nationalen Komponisten-Wettbewerben Ausgezeichnete widmet sich nach dem Krieg der Komposition von Filmmusik, ist von 1946 bis 1950 Chormeister der großen Synagoge in Sydney, leitet die Singers of Australia, arbeitet als Arrangeur für die Palmolive Radio Show, begleitet die Bach Choral Society auf dem Klavier, leitet Anfang der 50er Jahre das Radioprogramm Australia’s Amateur Hour und begleitet später Sänger wie Rudolf Schock, Elisabeth Schwarzkopf und Joan Sutherland auf ihren Australien-Tourneen.
1951 beruft ihn die Australian Broadcasting Corporation (ABC) zum New South Wales Supervisor of Music. Baer übte diese Rundfunktätigkeit, erst als Acting Federal Director of Music und schließlich Federal Music Editor, bis 1979 aus. Danach leitete er das Opera Studio der Australian Opera. Regelmäßig unterrichtete er am Sydney Conservatorium of Music, bei der Ronald Dowd Summer School for Singers in Bathurst/New South Wales und bei der Workers‘ Educational Association. Als Juror ist er beim Sun Aria Gesangswettbewerb, Melbourne, und bei den Instrumental- und Vokalwettbewerben der ABC tätig, als Prüfer beim Australian Music Examinations‘ Board sowie beim Music Department der University of Sydney. Daneben wirkte er bis zu seinem Tod unermüdlich als praktischer Musiker, als musikalischer Leiter an der liberalen Synagoge von Sydney, dem Temple Emanuel, und als Dirigent des Willoughby Symphony Orchestra. Noch im Alter von 72 Jahren gründet Werner Baer, seit 1977 Member of the British Empire, 1986 die Sydney Jewish Choral Society.
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