Herbert Louis
Grafiker und Maler
Geb. 1923 in Berlin
Gest. 2006 in Santiago de Chile/ Chile
„Ich bin Deutscher und musste aus meiner Heimat emigrieren. Ich wurde Amerikaner, später Chilene, dennoch blieb Deutschland meine Heimat. Der amerikanische Kontinent war für mich Inspiration. Ich versuchte die Impressionen dieses Kontinents in meinen Bildern festzuhalten, aber immer wieder entstanden Bilder deutscher Landschaften. Ich bin ein Wanderer zwischen den Welten. Meine Bilder sind Ausdruck dieser Ambivalenz: eine Gratwanderung zwischen abstrakt und figurativ, aber immer impressionistisch geprägt“.
Herbert Louis, wurde am 8. Dezember 1923 in Berlin geboren als zweites Kind des Bankfilialleiter Martin Louis und seiner Ehefrau Käthe Louis geb. Bergmann. Er hatte eine ältere Schwester Leonie und einen jüngeren Bruder Thomas.
Louis hatte eine unbeschwerte Kindheit und besuchte ab 1929 die Privatschule “Dr. Leonore Goldschmidt” in Berlin-Grunewald,
Louis war von frühester Kindheit an täglich viele Stunden auf seinem Fahrrad unterwegs und brachte seine dabei gewonnen Erlebnisse in ausdruckvollen Bildern zu Papier. Seine Eltern wurden auf sein Zeichentalent aufmerksam und seine Lehrer drängten darauf, dass er eine Kunstausbildung auf diesem Gebiet erhalten solle.
Seine Kunsterzieherin stellte ihn 1932 Prof. Emmanuel Berg vor, der sein künstlerisches Po-tential sofort erkannte und ihn in seine Zeichenklasse mit seinen erwachsenen Schülern auf-nahm. 1935 wurde Prof. Berg zur Auswanderung gezwungen; damit brach der Zeichenunter-richt ab.
Wegen ihrer jüdischen Herkunft musste die Familie Louis im Jahr 1936 aus Deutschland emi-grieren und floh zunächst in die Niederlande nach Scheveningen. Die Familie lebte in einer bescheidenen Pension, in der sich Louis ein kleines Atelier einrichtete. Er besuchte die Muse-en und Kunstgalerien und betrachtete stundenlang die Gemälde der alten niederländischen und flämischen Meister, studierte deren Bildkomposition, Strichführung, Farbeinsatz sowie das Spiel von Licht und Schatten. Er unternahm ausgedehnte Radtouren und hielt seine Ein-drücke in Bildern von Den Haag und Delft fest. Die Fähigkeiten hierzu eignete er sich autodi-daktisch an, die Verwendung von Aquarellfarben wurde seine Stärke.
1938 verkaufte er in Scheveningen sein erstes Gemälde. Beflügelt von diesem Erfolg be-schloss der 15jährige, der Malerei sein Leben zu widmen.
Die Familie Louis erkannte die Vorzeichen des drohenden Weltkrieges und wusste, dass sie in den Niederlanden vor der nationalsozialistischen Gewalt nicht länger sicher war. 1939 gelang es ihr, ein Einreisevisum für Chile zu bekommen und musste erneut im Juli 1939 nach Chile emigrieren; dort ließ sich die Familie Louis in Santiago nieder.
Die Familie lebte zunächst in bitterster Armut und Not. Die geringen Finanzreserven, die nach dem Aufenthalt in den Niederlanden und der Überfahrt nach Chile blieben, waren schnell verbraucht. Louis musste die Malerei aufgeben, um zum Lebensunterhalt der Familie beizu-tragen. Da er sich in der Zwischenzeit durch sein Selbststudium bereits umfangreiche Kennt-nisse und Fähigkeiten als Grafiker angeeignet hatte, konnte er Grafiken für den Verkauf von Puddingpulver, Süßgetränken und anderen Konsumgütern für Industrieunternehmen anferti-gen.
Durch die Strapazen der Emigration entkräftet, starb Louis Mutter Käthe im Jahr 1941 und sein jüngerer Bruders Thomas 1942. Diese Todesfälle stellen die entscheidende Zäsur im Le-ben von Louis dar. Er gab seine Tätigkeit in der Werbung auf , um nur mit einem Rucksack ausgestattet, Chile von Norden bis Süden zu Fuß und auf dem Rücken eines Pferdes oder Maultiers zu durchkreuzen. Er widmete sich wieder der Malerei und begann die chilenische Natur, die ihn faszinierte, in lebhaften Aquarellen festzuhalten. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, arbeitete er immer wieder als Werbegrafiker z.B. für die Gebrüder Gibian, für die Gruppe Hermann, die Firma Xicota und später auch J. Walter Thompson. Die plein-air Male-rei und die Aquarellfarben blieben aber Mittelpunkt seiner Tätigkeit.
1953 lud ihn die „Sala del Pacífico“, eine der bedeutendsten Galerien in Santiago, zu einer Einzelausstellung seiner Werke ein, die in der Presse begeistert gefeiert wurde und ihm große Verkaufserfolge brachte.
1953 kehrte er zu Studienreisen nach Europa zurück und durchwanderte Frankreich. Er suchte die Ateliers von Pablo Picasso, Henri Matisse, Georges Braque und Marc Chagall in der Pro-vence auf, tauschte mit ihnen Erfahrungen aus und ließ sich in Nizza in der Anwendung von Acrylfarben weiterbilden. 1954 arbeitete er für einige Monate in der Frankfurter Niederlas-sung von J. Walter Thompson, und brach schließlich zu einer ausgedehnten Studienreise durch Spanien auf. Dort befasste er sich intensiv mit den spanischen Meistern, studierte deren Werke akribisch und vervollkommnte seine Technik, bis er 1955 nach Chile zurückkehrte.
1956 stellte die New Yorker Galerie „Aron Young“ seine Bilder mit sehr großem Erfolg aus und Louis beschloss, sich in den USA niederzulassen. Er übersiedelte 1957 nach San Francis-co und traf hier auf einen Kreis amerikanischer Künstler, die dabei waren, den Weg von der abstrakten zur figurativen Malerei zu beschreiten: Elmer Bischoff, Richard Diebenkorn und David Park. Obwohl Louis Autodidakt war und nie eine Akademie besuchte, fand er, vor al-lem über David Park, Zugang zu anderen Absolventen des elitären „California School of Fine Art“ (jetzt: „San Francisco Art Institute“ SFAI) und begegnete dort dem abstrakten Expres-sionisten Ronald Davis, der figurativen Malerin Joan Brown und den abstrakten Maler Ronnie Landfield, mit denen ihn eine herzliche Freundschaft verband. Louis malte in dieser Zeit wie besessen und blieb, trotz der vielen Impulse durch die anderen kalifornischen Maler, seinem eigenen Stil treu. Dazwischen reiste er immer wieder zu Studienaufenthalten nach Europa und Zentralamerika. Die tropische Farbenpracht, die er in Mexiko, Honduras und Costa Rica an-traf, wurde für seine weitere Arbeit bestimmend.
In den 70er und 80er Jahren stellte er regelmäßig in den kalifornischen Kunstgalerien
– „Gumps“ in San Francisco
– „ Lowitz“ in Beverly Hills und Palm Springs
– „The Beach Gallery“ in Rancho Mirage aus.
1986 kehrte er nach Chile zurück und widmete sich fortan ausschließlich den Impressionen der beeindruckenden Natur des Landes. Er richtete sich in dem Fischerdorf Pichidangui ein Atelier ein, durchstreifte die chilenischen Gebirgslandschaften und fand in deren Tierwelt und den ständig wechselnden Lichtverhältnissen immer wieder neue Inspirationen für seine Ge-mälde. Er wanderte die funkelnden Strände des Pazifiks entlang, bestieg noch bis ins hohe Alter die Berge der Küstenkordillere, um dann in seinen Gemälden das Gesehene zu verewi-gen.
Im August 2006 verstarb Louis, nach langer Krankheit, in Santiago.
· Kunststudium bei Prof. Emanuel Berg in Berlin
· Nationalsozialistische Verfolgung und Auswanderung über Holland und USA nach Chile
· Erste erfolgreiche Ausstellungen in Chile in der „Sala del Pacifico“ mit grossem Verkaufserfolg und sehr positivem Echo in den Medien
· Studienaufenthalte in Frankreich und Spanien
· Niederlassung in Kalifornien und Ausstellungen u.a. in „Gumps Gallery“ in San Francisco, „Lowitz“ in Beverly Hills und Palm Springs, „Beach Gallery“ in Rancho Mirage
· Ausstellungen in New York u.a. in der “ Aron Young Gallery“ und regelmäßige Ausstellungen in Kalifornien
· Rückkehr nach Chile und Dozent für Malerei und Grafik in Santiago
· Freischaffender Künstler im eigenen Atelier in Pichidangui
Autoren:
Adelheid Bernhardt und John Traubner
Links (deutsch):
https://fotoalbum.web.de/gast/adelheid.bernhardt/Herbert_Louis/
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