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Sch?ºtte-Lihotzky, Margarete

H.A.M. 0


Margarete (Grete)  Schütte-Lihotzky
Architektin

Geb. 23.1. 1897 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 18.1. 2000 in Wien/ Österreich


Ab 1913 besucht die Tochter eines österreichischen Staatsbeamten (und überzeugten Pazifisten) die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in ihrer Geburtsstadt  und geht 1915 als erste weibliche Kursteilnehmerin zum Studium an die KuK Kunstgewerbeschule Wien, wo u.a. auch Oskar Kokoschka unterrichtet. Bis 1919 studiert die junge Frau Architektur beim späteren Pionier des sozialen Wohnungsbaus: dem Architekten, Designer und Bühnenbildner Oskar Strnad, sowie Baukonstruktionslehre beim Wohnungsbau-Reformer Heinrich Tessenow. Beide Lehrer werden einen nachhaltigen Einfluß auf das spätere architektonische Schaffen ihrer Schülerin ausüben.


1920 geht sie in die Niederlande,  arbeitet im Architekten-Büro Vermeer, beschäftigt sich mit  dem Entwurf von Arbeitersiedlungen und gewinnt den 4. Preis bei einem Wettbewerb für eine Schrebergartenanlage auf dem Schafsberg, eine Gemeinschaftsarbeit mit dem Gartenarchitekten Alois Berger.  Von 1921 bis 1925 gehört sie dem Baubüro des Wiener Verbandes für Siedlungswesen an, entwirft – gemeinsam mit dem renommierten Architekten und „Pionier der Moderne“  Adolf Loos – in dieser Zeit u.a. Siedlerhaustypen und Einheitsmöbel und hält Vorträge über Wohnungs- und Siedlungsbau in den Wiener Arbeitervolkshochschulen.  


1926 übersiedelt Lihotzky nach Frankfurt/ M. und arbeitet am dortigen Hochbau- und Siedlungsamt in der Abteilung Typisierung bei Ernst May, der seinerzeit für die gesamte Stadt- und Regionalplanung zuständig ist. Zu den wichtigsten (und für die damalige Zeit bahnbrechenden) Arbeiten der Wiener Architektin gehört  – neben der „Wohnung für die berufstätige Frau“ – jener Urtyp aller modernen Einbauküchen, der von ihr 1926 konzipiert, unter dem Namen „Frankfurter Küche“ die Handlungsabläufe in der Küche rationalisieren und das Arbeiten vereinfachen wird. Mit diesem Küchenentwurf schreibt Margarete Lihotzky ein neues Kapitel Architekturgeschichte.


Im darauffolgenden Jahr heiratet sie ihren Kollegen Wilhelm Schütte, nimmt 1929 am CIAM (Congrès Internationaux d’Architecture Moderne)-Kongreß „Wohnung für das Existenzminimum“ teil und entwirft für die Wiener Werkbundsiedlung ab 1930 zwei Reihenhäuser mit je 35m² Grundfläche, die 1932 im Rahmen einer europäischen Wohnbauausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Unter den insgesamt 32 Architekten der Siedlung ist Margarete Schütte-Lihotzky übrigens die einzige Frau.


Angesichts der sich zuspitzenden politischen Situation in Deutschland schließen sich die Eheleute einer Gruppe von Architekten an, die 1930 nach Moskau geht und von der sowjetischen Staasführung u.a. mit der Konzeption und Errichtung der Industriestadt Magnitogorsk im Ural beauftragt wird. Mit Ausnahme von kurzen Geschäfts- und Vortragsreisen nach Japan und China bleibt Schütte-Lihotzky in der Sowjetunion, bis die Stalin’schen Säuberungen schließlich 1937 die österreichische Architektin und ihren Ehemann zwingen, das Land zu verlassen. Ihre erste Exilstation ist London, später folgt Paris.


1938 reist Schütte-Lihotzky mit ihrem Mann in die Türkei, unterrichtet an der Instanbuler Akademie der feinen Künste und entwirft einen Kindergartenpavillon im Geiste der Pädagogin Maria Montessori. Hier trifft sie Nazi-Gegner und -Verfolgte wie die Musiker Béla Bartók und Paul Hindemith und den österreichischen Architektenkollegen Herbert Eichholzer, unter dessen Einfluß sie 1939 der österreichischen kommunistischen Partei beitritt. Im Dezember 1940 reisen die beiden nach Wien, um mit der dortigen kommunistischen Widerstandsbewegung heimlich Kontakt aufzunehmen. Das Unterfangen mißlingt jedoch: bereits im Januar 1941 wird Schütte-Lihotzky von der Gestapo verhaftet, Herbert Eichholzer und weitere Nazigegner unter der Anklage des Hochverrats vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Die meisten von ihnen werden 1943 hingerichtet. Nur um Haaresbreite (durch Entwendung offiziellen Briefpapiers der türkischen Regierung) gelingt es ihrem Ehemann, daß Margarete Schütte-Lihotzkys Todesurteil  in eine 15jährige Zuchthausstrafe umgewandelt wird. Am 20. April 1945 befreien sie  alliierte Truppen aus der Haftanstalt im bayerischen Aibach.


Nach Kriegsende arbeitet sie im bulgarischen Sofia und kehrt 1947 zurück in ihre Geburtsstadt Wien. Hier erhält die überzeugte Kommunistin jedoch trotz enormen Wiederaufbau-Bedarfs keine öffentlichen Aufträge mehr und kann in dieser Zeit nur einige private Häuser entwerfen. 1956 unternimmt sie Studienreisen nach China und 1961 nach Kuba, schreibt über ihre Eindrücke mehrere Bücher und veröffentlicht 1981/82 unter dem Titel „Erinnerungen aus dem Widerstand, 1938-45“ ihre Memoiren.


Erst spät werden Schütte-Lihotzkys architektonischen Arbeiten und Verdienste in Österreich öffentlich anerkannt und u.a. 1980 mit dem Architekturpreis der Stadt Wien gewürdigt. Eine Ehrung durch den damals amtierenden Bundespräsidenten Kurt Waldheim  lehnt sie allerdings 1988 mit Verweis auf dessen nationalsozialistische Vergangenheit ab.  1989 verleiht ihr die Universität Graz den Ehrendoktortitel, und die Rietveld-Akademie in Amsterdam zeichnet sie für ihren Beitrag „der Mehrheit der Bevölkerung ein besseres tägliches Leben ermöglicht zu haben“ (Die Frankfurter Küche, S. 58) aus. 1993 widmet das Museum für angewandte Kunst in Wien ihr eine große Gesamtausstellung.   


Fünf Tage vor ihrem 103. Geburtstag stirbt Margarete Schütte-Lihotzky an den Komplikationen einer Grippe. Ihre letzte Ruhestätte findet die „Grande Dame der österreichischen Architektur“ in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.  


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Margarete_Sch%C3%BCtte-Lihotzky

http://www.museumderdinge.de/werkbund_archiv/protagonisten/margarete_schuette_lihotzky.php 

http://www.ikg.uni-karlsruhe.de/projekte/exilarchitekten/architekten/ schuette_lihotzky.htm  


Links (deutsch):

http://alpha.dickinson.edu/departments/germn/ArchitekturundWiderstand

http://www.stuttgarter-gesellschaft-kunst-denkmalpflege.de/05_FK/05_afk.htm#

http://deu.archinform.net/arch/3128.htm

http://www.wienerzeitung.at/linkmap/personen/schuette-lihotzky.htm 

http://www.k-faktor.com/frankfurt/schuette-lihotzky.htm

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