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Engelberg, Ernst

H.A.M. 0
Ernst Engelberg
Historiker

Geb. 5. April 1909 in Haslach

Geprägt durch sein sozialdemokratischen Elternhauses und eine Kindheit, die von Krieg, Nachkriegszeit und Inflation überschattet wird, schließt sich der junge Engelberg dem Kommunistischen Jugendverband an und tritt der KPD bei. Er  studiert Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie an den Universitäten von Freiburg i. Brsg., München und Berlin und engagiert sich auch in dieser Zeit weiterhin politisch. Ende Januar 1933 ergreifen die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht.

Ernst Engelberg, der unter dem Decknamen „Alfred“ illegal aktiv ist, wird im Februar 1934, nur wenige Tage nach der mündlichen Verteidigung seiner Doktorarbeit über Die deutsche Sozialdemokratie und die Bismarcksche Sozialpolitik   wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ festgenommen und zu anderthalb Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung gelingt ihm die Flucht ins Schweizer Exil, wo er als Stipendiat am Genfer  Hochschulinstitut für internationale Studien  (Institut universitaire de hautes études internationales) und als Mitglied am Institut für Sozialforschung (das nach seiner Auflösung durch die Nazis im März 1933 seinen Sitz von Frankfurt/ Main über Genf und Paris später nach New York verlegte) mit Hans Mayer, Marx Horkheimer und Hans Kelsen zusammenarbeitet. In dieser Zeit nimmt Engelberg auch Kontakt auf zur Bewegung Freies Deutschland, in der sich Emigranten im Kampf gegen den Nationalsozialismus zusammengeschlossen haben.

Die Schweiz erteilt ihm allerdings keine weitere Arbeitserlaubnis und es droht schließlich sogar die Einweisung ins Arbeitslager. Durch Intervention und Vermittlung von Max Horkheimer gelingt Ernst Engelberg 1940 die Emigration in die Türkei, wo er, wie auch andere aus Nazi-Deutschland geflohene Intellektuelle – unter ihnen der Politiker und spätere Regierende Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter , der Chirurg Rudolf Nissen und der Bildhauer Rudolf Belling – bis 1945 Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten findet, unter anderem als Deutschlehrer.

Seinen Wunsch, so schnell wie möglich in sein Geburtsland zurückzukehren, kann er allerdings erst 1948 realisieren, unterrichtet in Potsdam als Dozent für Deutsche Geschichte an der dortigen Pädagogischen Hochschule und erhält im darauffolgenden Jahr eine Berufung an die Universität Leipzig. Hier trifft er auch auf andere ehemalige Exilanten wie den Philosophen Ernst Bloch , den Verleger Wieland Herzfelde, den Journalisten Hermann Budzilawski und den Historiker-Kollegen Walter Markov.

Ab 1951 setzt er in seiner nunmehrigen Funktion als Direktor des neu gegründeten Instituts für Deutsche Geschichte die Schwerpunkte auch und vor allem auf die Erforschung der revolutionären Sozialdemokratie im 19. Jahrhundert und schließt damit wieder an die Thematik seiner frühen Studienjahre an.

Die Deutsche Akademie der Wissenschaften der DDR beruft Ernst Engelberg 1960 als Direktor an das Akademie-Institut für Deutsche Geschichte, dem er ab 1961 auch als ordentliches Mitglied angehört. Von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1974 leitet der Historiker die Forschungsstelle für Methodologie und Geschichte der Geschichtswissenschaft. In dieser Zeit entstehen seine Aufsätze zur sogenannten Formationstheorie. Zu Ernst Engelbergs bedeutendsten Publikationen gehört u.a. seine zweibändige Biografie über Otto von Bismarck, die 1985 und 1990 zeitgleich im Ostberliner Akademie- als auch in einem bundesrepublikanischen Verlag erscheint.

Quellen:
Humboldt-Universität zu Berlin (Hrsg.): „Spurensuche“.
Kommilitonen von 1933. Berlin 2001, S. 23

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