Alice Berend
Schriftstellerin
Geb. am 30.06.1875 in Berlin
Gest. am 02.04.1938 in Florenz
„Wer einmal unser Kunde war, bleibt es für immer“ sagt der Sargfabrikant Bomberling in ihrem bekanntesten Roman „Die Bräutigame der Babette Bomberling“.
Alice Berend, die älteste Tochter von Ernst Berend und seiner Frau Hedwig, geborene Gumpertz , war mit ihren bei S. Fischer zwischen 1910 und 1920 erschienenen Romanen sehr erfolgreich. Zeitgenössische Kritiker hoben nicht nur immer wieder Alice Berends realistische Darstellung, ihre detailgenaue Schilderung der Welt der ‚kleinen Leute‘ – Dienstmädchen, Wirtsfrauen, Krämer, Schauspielerinnen, Schuster etc. und des Berliner Bürgertums – hervor, sondern zeigten sich überdies begeistert von der ironisch-humoristischen Schreibweise der Romanautorin. „Die Bräutigame der Babette Bomberling“ wurde 1927 u.a. mit Xenia Desni und Ida Wüst verfilmt.
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten ging die Schriftstellerkarriere der Jüdin Alice Berend abrupt zu Ende. Ihre Bücher wurden 1933 sofort auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt. 1935 emigrierte sie mit ihrer Tochter Carlotta über die Schweiz nach Florenz. Um selbst weiter im Nazi-Deutschland als Künstler tätig zu sein, sagte sich ihr zweiter Mann von ihr los und übernahm ihr Vermögen, darunter die von ihr erschriebene Villa in Berlin-Zehlendorf. Von ihren Einkünften völlig abgeschnitten starb Alice Berend 1938 nach schwerer Krankeit mittellos und vergessen im italienischen Exil.
Wahrscheinlich ist es dem Arbeitsverbot durch die Nazis geschuldet, dass Alice Berend nach dem Zweiten Weltkrieg selbst Literaturwissenschaftlern kaum noch ein Begriff war und ist. Nur drei ihrer Werke wurden wieder verlegt, alle anderen sind nur noch antiquarisch erhältlich. In Berlin-Moabit erinnert seit 1999 eine Straße an sie.
Ihre jüngere Schwester war die 1967 in New York verstorbene Malerin Charlotte Berend-Corinth, Ehefrau des Malers Lovis Corinth. 2002 erschien in der Europäischen Verlagsanstalt Rotbuch Verlag, Hamburg, „Die Schwestern Berend – Geschichte einer Berliner Familie“ von Ursula El-Akramy.
Zusammengestellt von:
Hans Joachim Schneider
Quellen:
www.literaturkritik.de , Nr. 8, August 2001
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