Dora (Dorothea) Gerson
Schauspielerin und Kabarett-Sängerin
Geb. 23.2. 1899 in Berlin
Gest. 14.2. 1943 KZ Auschwitz
Anfang der 20er Jahre besucht sie Max Reinhardts berühmte Schauspielschule in Berlin und spielt in dieser Zeit bereits in einigen frühen Karl-May-Verfilmungen mit. 1922 folgt das erste Engagement an die Berliner Volksbühne. Hier macht Dora Gerson die Bekanntschaft mit dem Schauspieler Veit Harlan, der später als Regisseur für die Nazis so antisemitische Hetzfilme wie Jud Süß drehen wird. Dora Gerson und Veit Harlan heiraten, werden aber bereits zwei Jahre später wieder geschieden. Der Volksbühne (wo auch u.a. Gret Palucca , Steffie Spira , Helene Weigel und Heinrich George verpflichtet sind) bleibt Gerson bis 1928 verbunden und tritt anschließend hauptsächlich in Berliner Kabaretts wie der Katakombe, Die Wespen und Die Brücke auf.
Ab 1933 wird die jüdische Schauspielerin nicht mehr im Ton-Film-Führer gelistet. Die nationalsozialistischen Machthaber belegen sie mit Berufsverbot, und fortan darf Dora Gerson nur noch bei Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes auftreten. Mit dem Kabarett-Unternehmen Ping-Pong geht sie 1933/34 auf Tournee durch die Schweiz und gastiert beim neugegründeten Zürcher Ensemble Cornichon, das sich zwar in erster Linie als Unterhaltungscabaret versteht, allerdings im Sinne der „geistigen Landesverteidigung“ auch gegen Faschismus und Nationalsozialismus auftritt.
Eine jüdische Plattenfirma nimmt mit Dora Gerson im April 1935 noch die Lieder „Vorbei“ und „Backbord und Steuerbord – Die Welt ist klein geworden“ auf. Einige Monate später flieht sie 1936 in die benachbarten Niederlande. Allerdings sind ihr nur vier Jahre der Geborgenheit vergönnt: im Frühjahr 1940 überfällt die Deutsche Wehrmacht die Benelux-Staaten. Dora Gersons Versuch, während des Zweiten Weltkrieges, gemeinsam mit ihrem holländischen Ehemann und den beiden Kindern, illegal von Frankreich aus in die neutrale Schweiz zu entkommen, scheitert bereits beim Grenzübertritt: die Familie wird gefaßt, ins Durchgangslager Drancy gebracht und von dort nach Auschwitz deportiert.
Quellen:
Ulrich Liebe: Verehrt, Verfolgt, Vergessen. Schauspieler als Naziopfer, Beltz-TB 168, Beltz-Verlag Weinheim und Basel 2005, ISBN 3 407 22168 1, S. 232 und: http://de.wikipedia.org/wiki/Dora_Gerson
Links (deutsch):
http://www.volksbuehne-berlin.de/volksbuehne/volksbuehne_seit_1914/spielzeit_1920/1927-1928/
http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2001/12/15/a0221
International:
http://www.imdb.com/name/nm0314873/
http://en.wikipedia.org/wiki/Dora_Gerson
http://digital.library.upenn.edu/webbin/freedman/lookupartist?hr=&what=19724
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