Jan Kott
Autor, Literaturwissenschaftler und Theaterkritiker
Autor, Literaturwissenschaftler und Theaterkritiker
Geb. 27.09. 1914 in Warschau/ Russisches Reich
Gest. 22.12. 2001 in Santa Monica (Cal.)/ USA
Noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geht Kott zur Vorbereitung seiner Doktorarbeit über de Sade und Appolinaire nach Paris nach Paris, heiratet im August 1939 und kehrt mit seiner jüdischen Frau in die seit 1918 vom zaristischen Rußland unabhängige und souveräne polnische Republik zurück. Nach dem deutschen Überfall am 1. September 1939 dient er zuerst in der polnischen Armee, schließt sich dann später dem Widerstand an und tritt der Geheimen Kommunistischen Partei bei.
Seine literarische Tätigkeit beginnt der Überlebende des Warschauer Ghettos nach Kriegsende. Der überzeugte Marxist ist Redaktionsmitglied des Wochenblattes Kuznica (Eisenhütte), wird jedoch im Zuge sich zuspitzender ideologischer Auseinandersetzungen immer mehr an den Rand des politischen Lebens gedrängt und tritt schließlich 1957 aus der Kommunistischen Partei aus. Die folgenden zehn Jahre arbeitet Jan Kott vorwiegend als Theaterrezensent und widmet sich dann – beeinflußt von einer Peter Brook-Inszenierung 1955 in Paris – der Shakespeare-Rezeption. Dieses Schaffen, vor allem sein literarisch-kritisches Werk Shakespeare-Skizzen, macht Kott weltbekannt, und seine Shakespeare-Interpretationen revolutionieren die globale Theaterwelt nachhaltig. Geprägt durch die existentiell-politischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts interpretiert er die elisabethanischen Dramatiker, übersetzt zahlreiche Prosa und Dramen zeitgenössischer Autoren, darunter Ionesco, Sartre und Samuel Becket und widmet sich in seinen literaturwissenschaftlichen Abhandlungen immer wieder auch den Strukturen totalitärer Systeme.
„Schon in den Jahren der Okkupation habe ich begonnen Shakespeare vor dem Hintergrund des Krieges zu lesen. In Zeiten des Terrors erlangen menschliche Tragödien, auch wenn sie jeden Tag passieren, eine andere Dimension, sie verlieren jegliche Zufälligkeit. (…) Die Charaktertragödie war die Tragödie der Geschichte. In den Königsdramen von Shakespeare habe ich einen „Großen Mechanismus“ aufgezeigt. Der König und der Usurpator, der Tyrann und sein Nachfolger steigen die Treppe der Geschichte hinauf. Wenn der Machthaber am Gipfel angelangt ist, ist ihm der Nachfolger bereits auf den Fersen. Der Machthaber wird für seine Verbrechen bereits gehasst. Die ganze Hoffnung lastet auf seinem Nachfolger. Doch wenn dieser den Gipfel erreicht hat, setzt er die selbe Krone auf, die mit den Verbrechen belastet ist“ (Quelle: http://www. culture.pl/ de/culture/artykuly/os_kott_jan).
1964 gehört der renommierte Shakespeare-Exeget und Mitbegründer des Instituts für Literaturforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften zu den Unterzeichnern des von 34 Intellektuellen verfassten Briefes gegen Zensur und Einschränkung der kreativen Freiheiten. Vier Jahre später verliert er seine Professur an der Warschauer Universität. Beruflich wie auch privat diskreditiert, entschließt sich der Literaturwissenschaftler Kott 1966 zur Emigration in die Vereinigten Staaten, wo er u.a. an den Universitäten von Yale und Berkeley lehrt.
Quellen:
http://www.glanzundelend.de/konstanteseiten/shakespeareheute.htm
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