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Berkowitz, Horst

H.A.M. 0

Horst Berkowitz
Rechtsanwalt    

Geb. 16.1. 1898 in Königsberg
Gest. 13.2. 1983 in Hannover


Der Sohn eines ostpreussischen Bauunternehmers und einer Mutter mit baltisch-jüdischen Wurzeln wächst mit drei Geschwistern in großbürgerlichen Verhältnissen in Hannover auf, legt kurz nach Kriegsbeginn 1914 das Notabitur ab und meldet sich als damals jüngster Kriegsfreiwilliger zur Front.


Der mit dem EK II bereits hoch Dekorierte wird er im November 1915 schwerst verletzt und verliert u.a. sein rechtes Auge. Nach unzähligen Operationen und mehrmonatigem Lazarett-Aufenthalt nimmt Horst Berkowitz im Sommer des darauf folgenden Jahres das Jurastudium auf, Promotion und I. Staatsexamen absolviert er 1919, legt das II. juristische Staatsexamen im März 1922 ab und ist anschließend zuerst Mitarbeiter, später Sozius in einer renommierten Hannoveraner Kanzlei. Ab 1928 arbeitet der Wirtschaftsrechtler und Strafverteidiger als Notar.


Wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten tritt am 7. April 1933 das „Gesetzt über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“ in Kraft. Zwar kann der Weltkrieg I-Teilnehmer und „Frontkämpfer“ Berkowitz vorerst Anwalt bleiben, gerät jedoch sehr bald in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten, da sich sein deutsch-nationaler Sozius umgehend von ihm trennt.


Im Sommer 1933 kann Dr. Horst Berkowitz mit Hilfe einer jüdischen Bank schließlich eine eigene Kanzlei eröffnen. 1935 wird ihm jede weitere Ausübung der Notariatstätigkeit untersagt. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 – der Reichspogromnacht – wird er verhaftet und wenig später ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Nur sein Verwundetenabzeichen in Gold bewahrt den Juristen schließlich vor weiterer Mißhandlung und führt zu seiner vorzeitigen Entlassung aus dem KZ.


Am 30. November 1938 verliert er die Zulassung als Rechtsanwalt und darf  als so genannter „Jüdischer Konsulent“ nur noch jüdische Mitbürger beraten und vor Gericht vertreten.In einem Gebiet, das heute etwa der Größe des Bundeslandes Niedersachsen entspricht, ist Horst Berkowitz   damals der einzige Konsulent. Ende 1940 wird er arbeitsverpflichtet und hat sein Büro in einem Außenlager des Kzs Neuengamme, wo er am 8. April 1945 von alliierten Truppen befreit wird. Beide Eltern sind zu diesem Zeitpunkt bereits tot; die Mutter kommt im KZ Theresienstadt um, der Vater ist kurz zuvor gestorben.


Das Kriegsende erlebt Horst Berkowitz in Hannover. Die britische Zonenverwaltung will den Juristen für den Wiederaufbau der Justiz gewinnen und trägt ihm im Sommer 1945 den Posten eines Oberlandesgerichts-Präsidenten in Celle an.  Berkowitz will jedoch wieder als Anwalt arbeiten, berät allerdings die Briten in Personalfragen und ist maßgeblich am Aufbau der  Justiz in Hannover beteiligt.


Bis zu seinem Tod arbeitet der in den 50er und 60er Jahren mit zahlreichen Ehrungen bedachte Jurist als Rechtsanwalt und Notar in Hannover.


Quelle:

Gerhard Fieberg: „Horst Berkowitz – deutscher Rechtsanwalt und jüdischer Konsulent“, in: „Zwischen Recht und Unrecht. Lebensläufe deutscher Juristen“. Hrsgg. vom Justizministerium des Landes NRW 2004, S. 87-89

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