Alberto Szpunberg
Dichter und Journalist
Geb. 28.9. 1940 in Buenos Aires/ Argentinien
„Alberto Szpunberg gehört zu jenen wesentlichen Dichtern
seiner Generation, die über die eigenen weiten sprachlichen
Grenzen hinaus in vielen anderen Poesiesprachen zu
lesen sind und dort ebenfalls sehr hoch eingeschätzt werden,
wenn er einmalig eröffnet:
‚Jedes Gedicht ist ein Abschied / und ein Gruß.‘
(zitiert aus: http://www.edition-delta.de/alberto_szpunberg.html )
Sein Vater flieht mit der Familie aus einem ukrainischen Schtetl vor den zaristischen Pogromen über Zitomir, Rowne und Marseille Richtung Palästina und landet schließlich in Argentinien. Die Mutter, mit familiären Wurzeln im bessarabischen Kolorash, wird in Buenos Aires geboren. Kindheit und Jugendjahre verbringt Alberto in einem von jüdischen Einwanderern bevorzugten Viertel der argentinischen Metropole, tritt bereits mit 14 Jahren dem Kommunistischen Jugendbund bei und verfaßt erste Gedichte. Er schreibt sich für das Studium der Literatur an der Facultad de Filosofia y Letras der Universität von Buenos Aires ein, wo er u.a. auch die Bekanntschaft des Dichters Jorge Luis Borges macht, bei dem er Englische Literatur belegt.
1962 wird Alberto Szpunberg wegen vermeintlich pro-chinesischer Tendenzen aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen. Im selben Jahr erscheint sein erster Gedichtband Poemas de la mano mayor, 1963 Juego limpio. Neben seiner literarischen widmet sich der Schriftsteller immer wieder auch der politischen Arbeit, gehört zu den Mitbegründern der Widerstandsgruppe Brigada Masetti, schreibt erste journalistische Beiträge, unterrichtet am Centro de Estudios Lingüísticos der Universität Buenos Aires und erhält eine Professur für Argentinische Literatur.
Gemeinsam mit Juan Gelman, Luisa Futoranski, Miguel Ángel Bustos, Roberto Santoro, Oscar Barros, Haroldo Conti, Julio Huasi und Paco Urondo (alles Dichter, die später zu Opfern der Militärdiktatur werden) gehört Alberto Szpunberg zur Generación del 60″ deren Leseabende zu Diskussionsforen über Poesie, Che Guevare, Eva Perón und die Revolution umfunktioniert werden. Bereits der Militärputsch des Jahres 1966 treibt zahlreiche argentinische Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler ins Exil. Alberto Szpunberg wird aus dem Universitätsdienst entlassen, widmet sich nun ganz dem Journalismus und schreibt mehrere Jahre für die Zeitschrift Panorama, deren Kulturredaktion er später dann auch leitet. 1973 kehrt er vorübergehend an die Hochschule zurück, lehrt Argentinische Literatur sowie Medien und Literatur, leitet den Fachbereich Klassische Literaturen und Sprachen, wird dann aber erneut gezwungen, seine Lehrtätigkeit aufzugebenden. Szpunberg schließt sich der Widerstandsbewegung Ejército Revolucionario del Pueblo (ERP) an und findet bei der von Jacobo Timerman herausgegebenen Tageszeitung La Opinión eine Anstellung als Leiter der Kulturbeilage in Nachfolge von Tomás Eloy Martínez, der 1975 ins venezolanische Exil nach Caracas geht.
Spätestens mit dem Militärputsch vom 24. März 1976 sind oppositionelle und kritische Zeitungen ernsthaft bedroht. Journalistenkollegen von Alberto Szpunberg werden verhaftet und gefoltert – auch er steht bereits auf einer Todesliste, kann sich aber noch in den Untergrund retten. Über ein Jahr taucht er mit Frau und Tochter bei Freunden unter, übersetzt in dieser Zeit Denis Diderots Jacques, le fateliste ins Spanische und schreibt auf einer mitgenommenen Reiseschreibmaschine eigene Gedichte, von denen aber die meisten in den Flucht-Wirren verlorengehen. Am 9. Mai 1977 schließlich kann die dreiköpfige Familie Argentinien verlassen und gelangt über Paris ins spanische Exil nach Barcelona.
1978 erscheint in der französischen Hauptstadt die Anthologie Il nous reste la mémoire mit Gedichten von Juan Gelman, Vicente Zito Lema und Alberto Szpunberg in französischer Übersetzung. Für das Buch Su fuego en la tibieza mit seinen Mozart-Briefen, dem siebenteiligen Exil-Zyklus von El Masnou und auch Szpunbergs rekonstruierten Gedichten wird er in Spanien 1980 mit dem Lyrikpreis der Universität Alcalá de Henares ausgezeichnet. Das Preisgeld spendet der einst verfemte Dichter an die Madres de Plaza de Mayo, jene Organisation von argentinischen Frauen, deren Kinder während der Militärdiktatur „verschwunden“ sind.
Ein noch wirksamer Erlaß des spanischen Diktators Franco führt fast zur Ausweisung des Dichters, die Verleihung des Lyrikpreises jedoch beschleunigt schließlich Szpunbergs Einbürgerung. Er geht für ein Jahr nach Paris, arbeitet als Redaktionsleiter der Agencia Nueva Nicaragua und kehrt dann wieder nach Spanien zurück, wo er seither für diverse Verlage in Barcelona tätig ist.
Mit Einsetzen des Demokratisierungsprozesses in Argentinien Mitte der 80er Jahre reist Szpunberg nach sieben Jahren Exil zum ersten Mal wieder nach Buenos Aires. Hier erscheint 1987 sein fünfter Band Apuntes (1982-1985). Mehrere Gedichte vertont der Bandoneonist César Stroccio und verwandelt sie in Tangostücke, die vom Cuarteto Cedrón auf Schallplatte Faubourg sauvage (Paris, 1983) eingespielt werden. Bereits nach kurzer Zeit ist der Gedichtband in Argentinien vergriffen – Alberto Szpunberg kann nach langer Zeit endlich wieder in seinem lateinamerikanischen Geburtsland gelesen werden.
Quelle:
http://www.edition-delta.de/alberto_szpunberg.html
Literatur:
Alberto Szpunberg: Der Wind ist manchmal wie alle – El viento a veces es como todos. Gedichte, zweisprachig: Spanisch-Deutsch. Werkauswahl – Antología personal (1962-2007). Mit einem Bild von Ciro Bustos. Aus dem argentinischen Spanisch von Juana und Tobias Burghardt. Edition Delta, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-927648-11-1
International:
http://es.wikipedia.org/wiki/Alberto_Szpunberg
http://desdeelaula.blogspot.com/2006/12/entrevista-alberto-szpunberg.html
http://desdeelaula.blogspot.com/2006/12/entrevista-alberto-szpunberg-segunda.html
http://www.pagina12.com.ar/diario/suplementos/espectaculos/4-7040-2007-07-24.html
http://www.jstor.org/pss/342958
http://www.icarodigital.com.ar/numero16/zona/poemasbustos.htm
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