Juan Carlos Onetti
Journalist und Schriftsteller
Journalist und Schriftsteller
Geb. 01.07. 1909 in Montevideo/ Uruguay
Gest. 30. 05. 1994 in Madrid/ Spanien
Zusammen mit seinen beiden Geschwistern wächst der Sohn eines Zollbeamten in der uruguayischen Hauptstadt auf, übersiedelt nach seiner Eheschließung im Jahre 1930 auf die andere Seite der La Plata-Mündung, ins argentinische Buenos Aires, wo er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Im darauffolgenden Jahr kommt der Sohn Jorge zur Welt. 1934 zieht die Familie zurück nach Montevideo und überlebt mehr schlecht als recht, bis Onetti 1939 schließlich durch journalistische und erste schriftstellerische Arbeiten Geld verdienen kann. Bis 1941 arbeitet er in der Redaktion der linksgerichteten kulturpolitischen Wochenzeitung Marcha, jenem 1939 von Carlos Quijano begründeten Blatt, das sich auch und immer wieder kritisch mit den Machtverhältnissen in Lateinamerika auseinandersetzt und Mitte der 70er Jahre von den herrschenden Militärs in Uruguay verboten wird.
In Marcha fordert Onetti eine Neuorientierung der Literatur Lateinamerikas, und sein 1939 am Existentialismus orientierter Erstling Der Schacht gilt unter Literaturkennern als der erste moderne Roman des südlichen Halbkontinents. Von 1941 bis 1955 lebt er erneut in der argentinischen Hauptstadt. 1950 erscheint mit La vida breve (das kurze Leben) Onettis wohl wichtigster Roman. Fünf Jahre später heiratet er in vierter Ehe die Geigerin Dorotea Muhr – und übersiedelt im selben Jahre wieder zurück nach Montevideo.
1957 wird der Schriftsteller zum Leiter der dortigen Städtischen Bibliotheken ernannt. Ende Juni 1973 übernehmen in Uruguay die Militärs die Macht. Zahllose Regimegegner und Intellektuelle werden in den folgenden zwölf Jahren verfolgt, inhaftiert, gefoltert und ermordet. „Auch Onetti wurde verhaftet – wegen angeblicher „Förderung der Pornografie“. Als Jurymitglied eines Literaturwettbewerbs der linken Zeitschrift Marcha hatte er die Erzählung „Der Leibwächter“ von Nelson Marra mit ausgezeichnet. Marra wurde vier Jahre lang in der Haft gefoltert, und auch der damals vierundsechzigjährige Onetti landete für drei Monate in einem Polizeipräsidium, im Stadion und in der Psychiatrie. Anschließend ging er traumatisiert ins Exil nach Madrid, das er bis zu seinem Tod 1994 nicht mehr verlassen wollte“ (aus: https://www.taz.de/1/leben/buch/artikel/1/der-nihilist-vom-rio-de-la-plata/ )
Am 30. Mai 1994 stirbt Juan Carlos Onetti, Cervantes-Preisträger des Jahres 1980 und Wegbereiter der lateinamerikanischen Moderne, in seiner iberischen Exilheimat. „Seit mehr als einem Jahrzehnt lebte er zurückgezogen in seiner Wohnung, ohne Lust das Bett zu verlassen. 84 Jahre alt, geboren in Uruguay, spanischer Staatsbürger, Autor von Der Schacht und Schöpfer des literarischen Kosmos‘ Santa María, eines Werkes, ohne das die zeitgenössische Erzählkunst undenkbar ist.“ Todesursache: Leberversagen. Fünf oder sechs Personen verfolgen die Einäscherung. Uruguay bittet um die Urne, doch das Testament spricht dagegen.“ (zitiert aus: http://www.chronopolis.de/onetti_biographie.htm)
Im Rahmen des 9. Internationalen Literaturfestivals Berlin 2009 ist das von einem internationalen Team – in Kooperation mit dem Instituto Cervantes und der Uruguayischen Botschaft – ausgerichtete projektONETTI dem Schriftsteller als Hommage zu seinem 100. Geburtstag gewidmet und verbindet moderne Literatur auf kongeniale Weise mit Neuer Musik, Tanztheater und Videoinstallation.
Ebenfalls 2009 Jahr erscheint Für diese Nacht, Onettis Roman über den spanischen Bürgerkrieg aus dem Jahr 1942, zum erstenmal auf Deutsch im Frankfurter Suhrkamp-Verlag, fast zeitgleich mit dem biografischen Essay Die Welt des Juan Carlos Onetti seines peruanischen Schriftsteller-Kollegen Mario Vargas Llosa.
Quellen:
Links (deutsch):
http://www.zeit.de/2009/28/L-B-Onetti
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