Titos Patrikios
Soziologe, Autor, Dichter und Übersetzer
Soziologe, Autor, Dichter und Übersetzer
Geb. 21.5. 1928 in Athen/ Griechenland
„Solange mich die Erinnerung bewohnt, kehre ich zurück“: Mit diesen Worten beschreibt Titos Patrikios, neben Yannis Ritsos der wohl bekannteste griechische Lyriker des 20. Jahrhunderts, in einem Gedichtzyklus seine literarische Auseinandersetzung mit jenen Lebenserfahrungen, die sein Leben und Werk unauslöschlich bestimmt und geprägt haben: Widerstand, Verbannung und Exil.
Der Sohn des Schauspieler-Ehepaars Spiros und Lela Patrikios wird nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Griechenland Mitglied in der antifaschistischen Widerstandsbewegung Epon (zu der auch und vor allem zahlreiche Intellektuelle gehören, darunter die Schauspielerin Alki Zei und ihr Ehemann Giorgos Sewastikoglu, einer der führenden Dramaturgen des modernen griechischen Theaters) und entkommt 1944 nur im letzten Augenblick der drohenden Exekution. Auf die deutsche Besatzung folgt der griechische Bürgerkrieg, der bis 1949 dauern wird.
Titos Patrikios, der bereits in den 40er Jahren erste Gedichte veröffentlicht hat, wird nach Kriegsende zum Wehrdienst eingezogen und kommt 1951/ 52 auf die Kykladen-Insel Makronisos – in deren berüchtigtem Straflager während des Bürgerkrieges politisch Andersdenkende wie der Schriftsteller Yannis Ritsos, der Komponist Mikis Theodorakis und der Schauspieler Manos Katrakis inhaftiert und gefoltert wurden. Anschließend verbannt man den überzeugten Linken für ein Jahr auf die Insel Aghios Efstratios.
Nach seiner Freilassung gründet Patrikios 1954 eine Zeitschrift, in der er auch eigene Literaturkritiken und Artikel veröffentlicht, studiert Jura an der Universität von Athen und von 1959-1964 Soziologie und Philosophie in Paris. Seine anschließende Arbeit am griechischen Zentrum für Sozialwissenschaften endet abrupt mit dem Militärputsch der Obristen vom April 1967. Titos Patrikios geht zuerst ins französische Exil, später nach Italien und kehrt erst 1975 nach dem Ende der Militärdiktatur wieder in seine Heimat zurück.
Neben diversen Tätigkeiten für die Vereinten Nationen und andere Organisationen arbeitet der – mit dem Griechischen Nationalpreis für Literatur ausgezeichnete – Schriftsteller als Soziologe, freier Autor und Übersetzer, u.a. in leitender Funktion für das Institut Francais in Athen.
Literatur:
Spiegelbilder. Gedichte, Romiosini-Verlag, Köln 1993
Unter dem Gewicht der Wörter – Griechische Lyrik der Gegenwart (griech.-deutsch), Romiosini-Verlag, Köln 1999
Die Krankenschwester. In: „Rückkehr & Ankunft. Griechische Literatur aus zwei Jahrhunderten“, in: „die horen. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik“, Band 202, Sommer 2001
Griechische Lyrik des 20. Jahrhunderts. (Hrsg: Danae Coulmas), Insel-Verlag, Frankfurt/M. 2001
Thalassa, Thalassa – Erzählungen und Gedichte vom Meer und seinen Anwohnern. Eine Anthologie. (Hrsg.: Niki Eideneier u. Rita Krieg), Romiosini-Verlag, Köln 2001
Quellen:
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