Liu Xiaobo
Schriftsteller
Geb. 28.12. 1955 in Changchun/ VR China
Gest. 13.07. 2017 in Shenyang/ VR China
Seine Jugendjahre verbringt er in der Inneren Mongolei, wo er mit seinen dorthin deportierten Eltern bis Ende der 60erJahre in einem landwirtschaftlichen Kollektiv lebt. 1973 darf die Familie wieder nach Changchun zurückkehren, Liu Xiaobo verdingt sich 1976 in einer örtlichen Baufirma als Arbeiter und immatrikuliert sich im darauffolgenden Jahr für Literatur an der Jilin-Universität seiner Geburts- und Heimatstadt. Nach dem Examen 1982 wechselt er für ein anschließendes Doktoranden-Studium an die Pädagogische Universität Peking. Es folgen diverse Auslandsbesuche: 1988 verbringt der nunmehr promovierte Literaturwissenschaftler auf Einladung der Universität Oslo drei Monate in Norwegen, gefolgt von Aufenthalten an der University of Hawaii sowie der New Yorker Columbia University.
Im Jahre 1989 beteiligt sich Liu Xiaobo an den Pekinger Studentenprotesten, aus denen schließlich jene breite Volksbewegung erwächst, die sich in der Folgezeit auch und vor allem auf dem Tian’anmen-(Platz des Himmlischen Friedens) zusammenfindet. In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni wird die Forderung nach mehr Demokratie in China vom Militär brutal zerschlagen. Es folgt eine Welle von staatlichen Repressionen, nicht zuletzt gegen die Aktivisten der Revolten, darunter auch Liu Xiaobo. Er verliert umgehend seine Arbeit und wird – wie viele seiner Mitdemonstranten – festgenommen und bis 1991 inhaftiert.
Xiaobo bleibt nach seiner Freilassung in der chinesischen Hauptstadt, schreibt Artikel, engagiert sich weiter für die Demokratiebewegung – und wird 1995 erneut inhaftiert. Nach sechs Monaten folgt die Einweisung des unbequemen Intellektuellen zur sogenannten „Umerziehung“ in ein spezielles Arbeitslager. Hier bleibt Liu Xiaobo bis September 1999.
Alle staatliche Repression kann das bürgerschaftliche Engagement des seit seiner Freilassung in Peking lebenden Dissidenten jedoch nicht brechen: Liu Xiaobo, seit Herbst 2003 Präsident des chinesischen PEN, gehört zu den 303 Erstunterzeichnern der Charta 08, die ein Ende der Ein-Parteien-Diktatur, eine Demokratisierung Chinas, die Einführung von Gewaltenteilung sowie die Achtung der Menschenrechte in der Volksrepublik fordern.
Anfang Dezember 2008 wird der 53jährige Autor und Regimekritiker, den die Organisation ‚Reporter ohne Grenzen‘ 2004 mit ihrem Preis für Pressefreiheit ausgezeichnet hat, erneut festgenommen, diesmal unter dem Vorwurf der „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“. Trotz zahlreicher internationaler Proteste, darunter Schriftsteller wie Umberto Eco und Salman Rushdie, die Literatur-Nobelpreisträger Nadine Gordimer und Wole Soyinka, das deutsche PEN- Zentrum, die Menschenrechts-Organisation Human Rights Watch sowie der EU-Ministerrat, wird der Träger des Tschechischen Menschenrechtspreises ‚Homo Homini Award‘, im Juni 2009 offiziell angeklagt und sitzt seitdem in einem Gefängnis in der nordostchinesischen Provinz Liaoning. Am 8. Oktober 2010 vergibt das norwegische Nobelkomitee den Friedensnobelpreis an Liu Xiaobo in Anerkenntnis seines langen und gewaltlosen Kampfes für die Menschenrechte in China.
Quellen:
Links (deutsch):
http://www.sueddeutsche.de/politik/499/490871/text/http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,632264,00.html
Die Kommentare sind deaktiviert.