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Datenbank „Entartete Kunst“

H.A.M. 0

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Die Dokumentation der Forschungsstelle „Entartete Kunst“ am Kunsthistorischen Institut umfasst mehr als 21.000 Datensätze zu Gemälden, Plastiken und Druckgraphiken, die 1937 von den Nationalsozialisten im Rahmen der gleichnamigen Aktion als „entartet“ verfemt und beschlagnahmt wurden. Betroffen waren damals etwa 1.400 Künstler.


Die Forschungsstelle „Entartete Kunst“ wurde Ende 2002 eingerichtet. Sie wird seit ihrer Gründung im Wesentlichen von der Ferdinand-Möller-Stiftung und der Gerda Henkel Stiftung finanziert. Im Mittelpunkt der Forschung stehen die Methoden nationalsozialistischer Kunstpolitik, insbesondere die Vorgeschichte, Geschichte und die Auswirkungen der Beschlagnahme moderner Kunstwerke in deutschen Museen durch die Nationalsozialisten im Jahr 1937. Eingebunden darin sind Recherchen zu den antimodernen Propagandaausstellungen seit 1933 und zu der Wanderausstellung „Entartete Kunst“ von 1937 bis 1941. In diesem Zusammenhang ergründen die Wissenschaftler der Forschungsstelle das Schicksal der betroffenen Künstler, die Strategien der Museumsleiter und die Rolle der Kunsthändler innerhalb des Verwertungssystems. 


Ob Ernst Barlach, Max Beckmann , Marc Chagall , Otto Dix, Ludwig Godenschweg, Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc, Emil Nolde, Oskar Schlemmer oder Milly Steeger – viele berühmte Bilder, Plastiken und Arbeiten auf Papier sind verschollen. Sie hinterlassen schmerzliche Lücken in den Beständen deutscher Museen. Ursache dafür ist die Kunstpolitik im „Dritten Reich“: 1937 wurde in Deutschland in beispielloser Weise moderne Kunst als „entartet“ diffamiert. Nationalsozialisten beschlagnahmten aus den Museen mehr als 20.000 Werke. Dadurch waren die modernen Kunstrichtungen dem Blick der Öffentlichkeit fast vollständig entzogen. Doch wo sind die Werke geblieben? Welche Schicksalswege erwartete sie nach der Beschlagnahme?


Die an der Freien Universität Berlin auf Initiative der Ferdinand-Möller-Stiftung angesiedelte Forschungsstelle „Entartete Kunst“ geht diesen Fragen nach. Unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Krüger versucht ein Team von Wissenschaftlern um den Kunsthistoriker Andreas Hüneke, die Beschlagnahme-Aktion zu rekonstruieren. Hüneke beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“. Für das Inventar werden alle damals betroffenen Objekte in einer multirelationalen Datenbank (MuseumPlus) geführt. Jedes Werk erhält eine für seine Identifikation notwendige Dokumentation und wird mit Abbildungen verknüpft. Im Mittelpunkt der Recherchen steht dabei der Besitzerwechsel der beschlagnahmten Werke bis zum heutigen Standort – eine vielschichtige und im Einzelnen auch politisch brisante Suche nach den verschollenen Kunstwerken.


Anders als bei Raub- oder Beutekunst, bei der es sich um „NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter“ handelt, können bei den 1937 als „entartete“ Kunst aus Museumsbesitz beschlagnahmten Werken heute keine Restitutionsansprüche geltend gemacht werden: Das NS-Gesetz von 1938 zur entschädigungslosen Einziehung sogenannter „entarteter“ Kunst wurde nicht aufgehoben; öffentliche Einrichtungen wie Museen können sich nicht auf eine rassische oder politische Verfolgung berufen. Wer im Besitz eines dieser Kunstwerke ist, gilt damit noch immer als rechtmäßiger Eigentümer. In Einzelfällen allerdings – wenn in den Museen Leihgaben aus Privatbesitz beschlagnahmt wurden – gibt es eine unmittelbare Verbindung zu Rückgabeansprüchen ehemals verfolgter Sammler und ihrer Nachkommen, die die Öffentlichkeit immer wieder bewegen. Die Forschungsstelle „Entartete Kunst“ sieht sich mit ihrer Datenbank auch hierfür als ein wichtiger Auskunftsgeber.


Gerade im Hinblick auf die von Kulturstaatsminister Bernd Neumann geforderte Stärkung der Erforschung der Herkunft der Kunstwerke in Deutschland wird die Datenbank ein unerlässliches Hilfsmittel für Museumsmitarbeiter sein. Derzeit enthält das Inventar 21.103 Datensätze, die mit 12.221 Bilddateien verknüpft sind. Die Datenbank ist als ein „work in progress“ angelegt; sie wird auch nach der Veröffentlichung weiter bearbeitet und ergänzt. Die bisher erfassten Daten werden nicht auf einmal sondern nacheinander im Internet freigeschaltet. Am 21. April 2010 erfolgt zunächst die Publikation von ca. 2.500 Datensätzen. Im Abstand von drei bis vier Monaten ist mit neu überprüften und aktualisierten Datensätzen des gleichen Umfangs zu rechnen. Die Datenbank steht jedem Anwender gebührenfrei zur Verfügung. Die Mitarbeiter der Forschungsstelle erhoffen sich durch die Veröffentlichung des Beschlagnahme-Inventars Informationen der Nutzer zu den bis heute verschollenen Werken und unbekannt gebliebenen Künstlern.


Quelle und weitere Informationen unter:

http://www.fu-berlin.de/presse/fup/2010/fup_10_099/index.html

http://www.geschkult.fu-berlin.de/e/db_entart_kunst/

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