Felix Fechenbach (Pseud.: Rudolf Franke und Nazi Jüsken)
Journalist und Schriftsteller
Geb. 28.1. 1894 in Bad Mergentheim
Gest. 7.8. 1933 (auf dem Weg ins KZ Dachau)
Der Bäckersohn besucht die jüdische Elementar- und Realschule in seiner Geburtsstadt, bis die Familie im Jahre 1900 nach Würzburg umzieht. Neben der regelmässigen Arbeit im väterlichen Geschäft bleibt oft nicht mehr viel Zeit für die Schule. Trotz aller Widrigkeiten kann Felix Fechenbach jedoch 1907 eine kaufmännische Ausbildung in einer Würzburger Schuhwarengroßhandlung beginnen.
Nach Abschluß der Lehre bleibt er 1910 zunächst als Handlungsgehilfe in der Firma. Der politisch Interessierte tritt auf Anregung seines gewerkschaftlich aktiven älteren Bruders dem sozialdemokratisch ausgerichteten Zentralverband der Handlungsgehilfen und -gehilfinnen Deutschlands bei und engagiert sich in der sozialdemokratischen Jugend- Bewegung Würzburgs.
In der Residenzstadt im Unterfränkischen fühlt er sich allerdings zunehmend eingeengt und wechselt 1911 kurzentschlossen in eine Schuhwaren-Großhandlung nach Frankfurt am Main. Aber auch diese Anstellung ist nur von kurzer Dauer: nach einer heftigen Auseinandersetzung mit seinem Chef, bei der der 17Jährige den geschlossenen Widerstand des Personals organisiert, wird Fechenbach entlassen und schlägt sich die nächsten Monate erst einmal mit Gelegenheitsarbeiten durch. 1912 schließlich zieht er nach München, arbeitet auch hier zunächst wieder in einem Schuhgeschäft, tritt aber kurz darauf in ein Arbeitersekretariat ein und wird Funktionär der Arbeiterbewegung.
Im Auftrag der Münchner Gewerkschaftsorganisation kümmert sich der noch nicht einmal volljährige Fechenbach um die Probleme der Angestellten, arbeitet tagsüber im Büro, hält abends Versammlungen ab, vervollständigt seine lückenhafte Schulbildung, betätigt sich in der SPD-Jugendsektion und schreibt erste Artikel für die Gewerkschafts- und sozialdemokratische Presse, entgegen allen politischen wie auch rassistischen Anfeindungen, die nicht zuletzt auch gegen seine jüdische Herkunft gerichtet sind.
Er wird zum Kriegsdienst an die Westfront eingezogen, mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und im Februar 1915 so schwer verwundet, daß er fortan frontuntauglich ist und zum Dienst im militärischen Büro in München eingesetzt wird. Hier nimmt Felix Fechenbach die Arbeit in der Jugendsektion der SPD wieder auf und macht die Bekanntschaft Kurt Eisners, mit dem er fortan politisch zusammenarbeitet. Bei einem der von ihm organisierten Treffen trifft der junge Gewerkschafter und Journalist dann u.a. auch den Schriftsteller Oskar Maria Graf.
Nach Spaltung der SPD tritt Felix Fechenbach in die neugegründete USPD ein. An der Münchner Universität belegt er volkskundliche Vorlesungen und macht im Herbst 1918 eine Prüfung, die ihm den Zugang zur Handelshochschule in München ermöglichte. Daneben unterstützt er weiterhin die politische Arbeit Kurt Eisners, bei dem er später übrigens auch wohnen wird, verfaßt und verteilt illegale Flugblätter und muß sich dafür vor dem Militärgerichtshof verantworten. An der Seite Eisners gehört der junge Fechenbach schließlich zu den Vorkämpfern der Novemberrevolution und wird – nachdem Bayern am 7./8. November 1918 zur ersten Republik im Deutschen Reich ausgerufen worden ist – persönlicher Sekretär und Referent des Ministerpräsidenten Kurt Eisner.
Auf Drängen seiner Verlobten hin besucht er an der Münchener Universität juristische, volkswirtschaftliche und historische Vorlesungen, um sich auf die Promotion in Nationalökonomie vorzubereiten. Nachdem der Einfluß der USPD gesunken und Eisner im Februar einem Attentat zum Opfer gefallen ist, verläßt Felix Fechenbach München im April 1919 – wird wegen politischer Umtriebe gegen die Regierung Hoffmann verhaftet und in Schutzhaft genommen, jedoch kurz darauf wieder freigelassen.
Auf Drängen seiner Verlobten hin besucht er an der Münchener Universität juristische, volkswirtschaftliche und historische Vorlesungen, um sich auf die Promotion in Nationalökonomie vorzubereiten. Nachdem der Einfluß der USPD gesunken und Eisner im Februar einem Attentat zum Opfer gefallen ist, verläßt Felix Fechenbach München im April 1919 – wird wegen politischer Umtriebe gegen die Regierung Hoffmann verhaftet und in Schutzhaft genommen, jedoch kurz darauf wieder freigelassen.
Am 12. August 1919 heiraten er und Martha Czernichowski. Zu den Gratulanten gehört u.a. der Physiker und spätere Nobelpreis-Träger Albert Einstein.
Um den Lebensunterhalt zu finanzieren, kehrt Fechenbach wieder ins Kaufmännische zurück und vertritt als Reisender eine Textilfabrik in Chemnitz, wo er auch bei einem seiner Brüder wohnt, bis er im Januar 1920 schließlich mit seiner Frau eine Wohnung in Leipzig beziehen kann. Für zwei Monate übernimmt Felix Fechenbach die Redaktionsleitung einer Zeitung der sudetendeutschen Sozialdemokraten in Aussig – dann weist ihn die tschechoslowakische Regierung wegen unerwünschter politischer Aktivitäten aus.
Der frühere Korrespondent der Basler Nationalzeitung wendet sich nun verstärkt wieder dem Journalismus zu und gründet ein eigenes Pressebüro, von dem aus er die gesamten USPD-Zeitungen im Deutschen Reich mit regionaler Berichterstattung aus Bayern beliefert und sein Augenmerk immer wieder auch auf die rechtsradikalen Umtriebe richtet.
Das soll nicht ohne Folgen bleiben: 1922 wird ein politischer Schauprozeß wegen Landesverrats gegen den Mann geführt, der auch und vor allem für nationale bayerische Kreise eine der zentralen – und von ihnen deshalb gehaßten – Symbolfiguren des Umsturzes vom November 1918 ist. Seine mittlerweile von ihm geschiedene Frau beteiligt sich an der Hetz-Kampagne mit einer neunseitigen Denunziationsschrift. Fechenbach wird im August 1922 festgenommen, vor Gericht gestellt und – unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von zehn Jahren – zu insgesamt elf Jahren Gefängnis verurteilt. Öffentlichkeit und Presse reagieren darauf mit scharfer Ablehnung. Kurt Tucholsky schreibt darüber in v. Ossietzkys Weltbühne und die Deutsche Liga für Menschenrechte nimmt sich des Falles an. Aufgrund des enormen öffentlichen Drucks wird die Strafe des seit Oktober 1922 in Erbach einsitzenden Felix Fechenbach schließlich auf insgesamt dreieinhalb Jahre verringert. Am 20. Dezember 1924 entläßt man Fechenbach aus der Haft. Zwei Jahre später hebt das Reichsgericht ohne erneute Verhandlung das Urteil einschließlich des Ehrverlustes auf.
Felix Fechenbach verläßt nun endgültig Bayern, geht nach Berlin und arbeitet dort als Redakteur für diverse sozialdemokratische Zeitungen. Daneben engagiert er sich in der Deutschen Liga für Menschenrechte und der Sozialistischen Arbeiterjugend. Freundschaften verbinden ihn in dieser Zeit u.a. mit Bert Brecht, Albert Einstein und Kurt Tucholsky. Am 26. September 1925 heiratet Felix Fechenbach erneut; diesmal die Krankenschwester Irma Eppstein, mit der er drei gemeinsame Kinder haben wird.
In diesen Berliner Jahren beschäftigt sich Fechenbach besonders mit dem Handpuppenspiel, dessen anarchistisch-kritisches Potential er mit der Figur des „Genossen Kasperl“ auch für Erwachsene aktivieren will. (Vogt 1995, siehe dazu: http://www.juedischeliteratur westfalen.de/index.php? valex=101 &vArticle=1 &author_id=00000093 &id=1) Ab 1929 arbeitet er im lippischen Detmold für die SPD-Zeitung Volksblatt, erneuert Erscheinungsbild und Inhalt und nutzt diese publizistische Plattform vor allem für seinen Kampf gegen die immer mehr erstarkenden Nationalsozialisten.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 wird Fechenbach als Redakteur aus der Pressekonferenz der Landesregierung ausgeschlossen. Seine Frau kann mit den Kindern nach Augsburg entkommen (und später über die Schweiz mit Hilfe Einsteins in die USA gelangen), er selber wird am 11. März in Detmold festgenommen. Während seiner mehrmonatigen Schutzhaft verfaßt er kleinere Erzählungen für seine Kinder und verarbeitet eigene Kindheitserinnerungen in dem Roman Der Puppenspieler.
SS-Führer Heinrich Himmler selber ist es, auf dessen Veranlassung Felix Fechenbach ins KZ Dachau überführt werden soll, und der damalige Leiter der bayerischen Politischen Polizei, Reinhard Heydrich, will den Unbequemen für immer ausschalten.
Quelle:
Links (deutsch):
Der frühere Korrespondent der Basler Nationalzeitung wendet sich nun verstärkt wieder dem Journalismus zu und gründet ein eigenes Pressebüro, von dem aus er die gesamten USPD-Zeitungen im Deutschen Reich mit regionaler Berichterstattung aus Bayern beliefert und sein Augenmerk immer wieder auch auf die rechtsradikalen Umtriebe richtet.
Das soll nicht ohne Folgen bleiben: 1922 wird ein politischer Schauprozeß wegen Landesverrats gegen den Mann geführt, der auch und vor allem für nationale bayerische Kreise eine der zentralen – und von ihnen deshalb gehaßten – Symbolfiguren des Umsturzes vom November 1918 ist. Seine mittlerweile von ihm geschiedene Frau beteiligt sich an der Hetz-Kampagne mit einer neunseitigen Denunziationsschrift. Fechenbach wird im August 1922 festgenommen, vor Gericht gestellt und – unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von zehn Jahren – zu insgesamt elf Jahren Gefängnis verurteilt. Öffentlichkeit und Presse reagieren darauf mit scharfer Ablehnung. Kurt Tucholsky schreibt darüber in v. Ossietzkys Weltbühne und die Deutsche Liga für Menschenrechte nimmt sich des Falles an. Aufgrund des enormen öffentlichen Drucks wird die Strafe des seit Oktober 1922 in Erbach einsitzenden Felix Fechenbach schließlich auf insgesamt dreieinhalb Jahre verringert. Am 20. Dezember 1924 entläßt man Fechenbach aus der Haft. Zwei Jahre später hebt das Reichsgericht ohne erneute Verhandlung das Urteil einschließlich des Ehrverlustes auf.
Felix Fechenbach verläßt nun endgültig Bayern, geht nach Berlin und arbeitet dort als Redakteur für diverse sozialdemokratische Zeitungen. Daneben engagiert er sich in der Deutschen Liga für Menschenrechte und der Sozialistischen Arbeiterjugend. Freundschaften verbinden ihn in dieser Zeit u.a. mit Bert Brecht, Albert Einstein und Kurt Tucholsky. Am 26. September 1925 heiratet Felix Fechenbach erneut; diesmal die Krankenschwester Irma Eppstein, mit der er drei gemeinsame Kinder haben wird.
In diesen Berliner Jahren beschäftigt sich Fechenbach besonders mit dem Handpuppenspiel, dessen anarchistisch-kritisches Potential er mit der Figur des „Genossen Kasperl“ auch für Erwachsene aktivieren will. (Vogt 1995, siehe dazu: http://www.juedischeliteratur westfalen.de/index.php? valex=101 &vArticle=1 &author_id=00000093 &id=1) Ab 1929 arbeitet er im lippischen Detmold für die SPD-Zeitung Volksblatt, erneuert Erscheinungsbild und Inhalt und nutzt diese publizistische Plattform vor allem für seinen Kampf gegen die immer mehr erstarkenden Nationalsozialisten.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 wird Fechenbach als Redakteur aus der Pressekonferenz der Landesregierung ausgeschlossen. Seine Frau kann mit den Kindern nach Augsburg entkommen (und später über die Schweiz mit Hilfe Einsteins in die USA gelangen), er selber wird am 11. März in Detmold festgenommen. Während seiner mehrmonatigen Schutzhaft verfaßt er kleinere Erzählungen für seine Kinder und verarbeitet eigene Kindheitserinnerungen in dem Roman Der Puppenspieler.
SS-Führer Heinrich Himmler selber ist es, auf dessen Veranlassung Felix Fechenbach ins KZ Dachau überführt werden soll, und der damalige Leiter der bayerischen Politischen Polizei, Reinhard Heydrich, will den Unbequemen für immer ausschalten.
Anfang August 1933 wird Felix Fechenbach auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau im Kleinenberger Wald nahe Scherfelde (im Lippischen) durch mehrere Schüsse ermordet.
Quelle:
http://www.juedischeliteraturwestfalen.de/index.php?valex=101&vArticle=1&author_id=00000093&id=1
Links (deutsch):
http://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Fechenbach
http://dispatch.opac.d-nb.de/DB=4.1/REL?PPN=118532146
Die Kommentare sind deaktiviert.