Andrei Donatowitsch Sinjawski
Schriftsteller, Literaturhistoriker und Literaturkritiker
Geb. 8.10. 1925 in Moskau/ UdSSR
Gest. 25.2. 1997 in Fontenay-aux-Roses (b. Paris)/ Frankreich
Direkt nach Beendigung der Schule wird er 1943 zur Armee eingezogen und dient als Funktechniker bei den Luftstreitkräften im Kampf gegen Hitler-Deutschland, das im Juni 1941 die Sowjetunion überfallen hat.
Nach der Demobilisierung 1946 studiert Sinjawski bis 1949 an der Philologischen Fakultät der Moskauer Lomonossow-Universität, lehrt später am Maxim Gorki-Institut für Weltliteratur und verfasst seit 1955 auch selber Prosa. Die Auslandsveröffentlichung von Boris Pasternaks Roman ‚Doktor Schiwago‘ (der offiziell erst 1988 in der UdSSR erscheinen darf) und die damit verbundenen ‚Säuberungen‘ im sowjetischen Kulturbetrieb führen letztlich auch zur Entlassung von Andrei Sinjawski. Er kann an der Moskauer Theaterschule unterkommen und schreibt Essays und Rezensionen für die von Alexander Twardowski herausgegebene Literaturzeitschrift ‚Novi Mir‘, in der unter anderem im Herbst 1962 auch die Erzählung “Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ des damals noch unbekannten Alexander Solschenizyn erscheint.
Sinjawskis systemkritischen Texte dürfen in der UdSSR nicht publiziert werden und erscheinen unter dem Pseudonym ‚Abram Terz‘ im Ausland, was dem sowjetischen Geheimdienst KGB auf Dauer allerdings nicht verborgen bleibt. Der Dichter, der sich in der literarischen Öffentlichkeit seines Landes bereits einen Namen als Mitverfasser einer Monographie über Pablo Picasso sowie einer grossangelegten Darstellung der frühsowjetischen Poesie gemacht hat, wird am 8. September 1965 festgenommen und 1966 in einem aufsehenerregenden Schauprozeß ‚wegen staatsfeindlicher Tätigkeit‘ zu sieben Jahren Jahren Arbeitslager unter verschärften Bedingungen verurteilt. Ähnlich ergeht es dem Lehrer und Schriftsteller Juli Danijel. Das von beiden verweigerte Schuldanerkenntnis führt allerdings in der Folge zu heftigen internationalen Reaktionen, vor allem aber Protesten namhafter sowjetischer Intellektueller an die Adresse von Leonid Breschnew. Der Widerstand Andersdenkender wird damit gleichsam zum Impuls für eine nachfolgende dissidente Bewegung.
Trotz schwerster körperlicher Arbeiten überlebt der Dichter den mordwinischen Gulag – nicht zuletzt auch dadurch, dass er in jener Zeit 128 Briefe an seine Frau Maria Rosanowa schreibt. Eine Auswahl dieser Lagerbriefe erscheint Anfang der 70er Jahre in London auf russisch, die erste deutsche Übersetzung folgt 1974.
Der 1971 vorzeitig entlassene Schriftsteller kann zwei Jahre später mit seiner Familie aus der Sowjetunion nach Frankreich emigrieren. An der Pariser Sorbonne lehrt Sinjawski, für Heinrich Böll “Die Stimme Ost-Europas“, bis zu seinem Tod als Professor für russische Literatur. 1978 gründet er, gemeinsam mit seiner Frau, die Zeitschrift ‚Syntaxis‘, die in 37 Ausgaben bis 2001 erscheinen und damit Andrei Sinjawski noch um vier Jahre überleben wird.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Andrei_Donatowitsch_Sinjawski
http://www.nzz.ch/2005/06/11/li/articleCVJ5W.html
http://www.gulag.memorial.de/pdf/jenkner_bibliographie.pdf
Links (deutsch):
https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D118614665&method=simpleSearch
http://www.perlentaucher.de/buch/32450.html
http://www.neues-deutschland.de/artikel/154673.die-pelzmuetze-ueber-den-ohren.html
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