Leo Maillet (auch Leopold Mayer und Théophile Maillet)
Maler und Grafiker
Geboren am 29. März 1902 in Frankfurt/M.
Gestorben am 8. März 1990 in Bellinzona/Schweiz
Mein Vater Leo Maillet, Maler und Grafiker, gehört zu den Menschen die durch den Nazionalsozialismus emigrieren mussten. Wie viele seiner Zeitgenossen hat er vieles erleiden müssen und auch fast sein gesamtes OEvre von 1925-1945 verloren.
Seine Erlebnisse, Kriegsereignisse hat er 1980-82 in seinem „nachträglichem“ Tagebuch „Leo Maillet: Bilder Skizzen und Notizen eines (jüdischen) Frankfurter Malers“, 1994. festgehalten.
Leo Maillet schreibt: „….diese nachträglichen Notizen sind eine Ergänzung zu meinem malerischen und graphischen Werk. Dieses ist durch die Umstände nicht umfangreich geworden, aber durch die Notizen wird über mein Schaffen Wesentliches ausgesagt. Meine frühesten Bilder und Radierungen von 1920 – 1940 sind in drei Intervallen zerstört worden. Später, zwischen 1940 und 1945, ist vieles in den Wirren des Drôle de guerre“ und in der Zeit „Entre chien et loup“ verlorengegangen. Mit fast 50 Jahren begann ich von neuem! Die Niederschrift „Nachträgliches“ entsteht seit meinem fünfundsiebzigsten Lebensjahr. Meine Söhne ersehen daraus, wie sich mein Leben zwischen Miseren, Glücksfällen und Wunderartigem abgespielt hat.“
Kurze Biografie und Einführung zu dem 1994 erschienen Tagebuches meines Vaters:
„….Leo Maillet wurde 1902 in Frankfurt am Main geboren. Als Beckmann-Schüler absolvierte er sein Studium an der Kunstakademie Städel in seiner Geburtsstadt. Durch den plötzlichen Tod seines Vaters im Jahr 1932 und die 1933 sofort einsetzende Verfolgung wurde seine künstlerische Laufbahn jedoch zunächst jäh unterbrochen. Die folgende, zwölf Jahre dauernde Emigration nach Frankreich und die damit verbundenen abenteuerlichen Überlebensstrategien finden ihren Ausdruck in Leo Maillets Kunst. Nach dem Krieg, 1945, wagte er einen Neubeginn in der Schweiz und wählte seinen Wohnsitz in Verscio (Tessin), wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1990 lebte.Leo Maillets Œuvre läßt sich keiner Kunstrichtung eindeutig zuordnen. Seine Werke sind Spielformen von Expressionismus und Surrealismus, aber dennoch eigenständig und gerade deshalb interessant und bemerkenswert; sie spiegeln eine Epoche und ein zeitbedingtes Schicksal. Das Buch, das um Biographie und Familiengeschichte, historische Erläuterungen und bibliographische Angaben erweitert wurde, ist mehr als ein „illustriertes Tagebuch“ – vor uns liegt ein überaus lesenswertes, spannend geschriebenes Zeitdokument. „
Im Jahre 2000 wurde in 3 Sat der Dokumentarfilm „Flucht“ (87 Minuten) über Leo Maillet ausgestrahlt (Peter Nestler).
Autor:
Nikolaus Mayer
Literatur:
1966 Friedrich Hagen: Leo Maillet, Radierer und Maler. Paris/V. 68 S.
1986 Marlene Decker-Janssen: Nachträgliches, ein Künstler im Exil. Benteli Verlag, Bern
1989 Museo d´Arte Mendrisio: Leo Maillet, Rückschau. Schweiz
1990 Luciana Tabarroni: Leo Maillet. Galleria Stamparte, Bologna, Italien
1994 Leo Maillet: Bilder Skizzen und notizen eines Frankfurter Malers. Verlag Erasmus-Mainz, Mainz
2004 Scuderia di Palazzo Moroni: Leo Maillet, una vita nella grafica. Padova, Italien
Links (deutsch):
http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A9o_Maillet
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2005/5202/pdf/00_DissHoge-text.pdf
Nachlass Leo Maillet
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