Zarganar

Zarganar (eigtl. Maung Thura)
Komiker und Filmemacher

Geb. 27.01. 1961 in Yangon/ Birma (Burma)

“Ein Burmese reist nach Indien, um zum Zahnarzt zu gehen. Der fragt: ‚Hey, ihr habt Zahnärzte in eurem Land. Warum kommst du nach Indien?’ Da der Burmese: ‚Bei uns darf ich das Maul nicht aufmachen’“ (Hanns-Georg Rodek: “Achtung Komiker!“/ http://www.welt.de/kultur/kino/article10429815/Michael-Mittermeier-sucht-einen-Knast-in-Birma.html )

Das ist einer der Witze, die der birmanische Komiker Zarganar in aller Öffentlichkeit erzählt – ebenso so mutig wie Jahrzehnte zuvor sein deutscher Künstler-Kollege Werner Finck auf den Kabarett-Brettern der Berliner ‚Katakombe‘ im Angesicht der Nationalsozialisten. Finck büßt für seine politischen Witze mit Konzentrationslager und vorübergehendem Arbeitsverbot, und auch der Birmane Zarganar riskiert Zensur, Verfolgung und Freiheitsentzug. Und das bereits seit einem Vierteljahrhundert. Seine Familie lebt mittlerweile in den Vereinigten Staaten, auch viele seiner Freunde sind emigriert, er selber aber ist immer im militär-diktatorisch regierten Birma (das heute Myanmar heißt) geblieben und sitzt seit November 2008 (als einer von insgesamt ca. 3 Tausend politischen Gefangenen) im Myitkyina-Gefängnis im Norden des Landes. Verurteilt zu 59 Jahren Haft – die später von einer Berufungsinstanz um 24 Jahre (!) reduziert wurden – wegen öffentlicher Kritik an den regierenden Militärs. Mittlerweile werden Zug und Zug Festivals mit Theater und Comedy verboten, um damit unbequeme Stimmen wie die von Zarganar auszuschalten.

Der studierte Zahnarzt, dessen Künstlername ‚Zarganar‘ übersetzt so viel wie ‚Pinzette‘ bedeutet, wird mit seinen komödiantischen Fähigkeiten durch das Fernsehen bald populär, die Generäle lassen ihn zuerst gewähren, und er erzählt seine regimekritischen Witze sogar offen im Rahmen einer Privatvorstellung bei Regierungschef General Ne Win.

Seine vermeintliche ‚Narrenfreiheit‘ dauert jedoch nur bis zum Sommer 1988, als monatelange Unruhen gegen die Wirtschaftspolitik des herrschenden Regimes in der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in der Hauptstadt Rangun mit unzähligen Toten enden und ein neues Militärregime die Macht ergreift, das sich vor allem seiner unbequemen Kritiker entledigen will. Auch Zarganar wird festgenommen, gefoltert und sitzt für fünf Jahre in Isolationshaft. Nach seiner Freilassung sind ihm sämtliche öffentlichen Auftritte als Komiker untersagt und alles, was er tut, spielt sich fortan unter den strengen Augen der staatlichen Zensoren ab.

Der deutsche Comedian Michael Mittermeier hat mit ‚This Prision where I live‘ eine Dokumentation über Leben und Widerstand seines birmanischen Kollegen gedreht, für ihn quasi “eine Parabel auf Humor in der Unterdrückung“.

Am 12. Oktober 2011 teilt die Schwägerin Zarganars der französischen Nachrichtenagentur AFP mit, dass auch der Künstler zu den tausenden von politischen Häftlingen gehöre, die von den Machthabern Burmas am Vortage freigelassen worden sind.

Quellen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Zarganar

http://www.welt.de/kultur/kino/article10429815/Michael-Mittermeier-sucht-einen-Knast-in-Birma.html

http://www.sueddeutsche.de/kultur/interview-michael-mittermeier-der-mann-ist-ein-held-1.1007805

http://www.fr-online.de/panorama/-so-ernst-kennt-man-mich-nicht-/-/1472782/4753328/-/index.html

Links (deutsch):

http://www.freezarganar.de/