Joseph Cornelius Rossaint
Theologe, Publizist und Verleger
Geb. 05.08. 1902 in Herbesthal/ (Kgr. Preussen)/ Deutsches Reich
Gest. 16.04 1991 in Bad Neuenahr
Auch und vor allem die Eindrücke des Völkerschlachtens im Ersten Weltkrieg sind es, die den im deutsch-belgischen Grenzgebiet Heranwachsenden fortan prägen und seine pazifistische Grundhaltung, verbunden mit dem tiefen Wunsch zur Völkerversöhnung, festigen werden. Nach dem Besuch des Realgymnasiums studiert Joseph C. Rossaint an der Universität Bonn Kunstgeschichte, Philosophie und Theologie und arbeitet ab 1927 als Kaplan. Zuerst in Oberhausen, ab 1932 in Düsseldorf. Seit 1928 gehört er dem mehrere Tausend Mitglieder starken ‚Friedensbund Deutscher Katholiken‘ an und wird Mitarbeiter der von der Vereinigung herausgegebenen Zeitschrift ‚Der Friedenskämpfer‘. 1929 schließt Rossaint sich der Zentrumspartei an, verläßt diese jedoch umgehend aus Protest gegen deren Zustimmung zum ‚Ermächtigungsgesetz‘ am 23. März 1933, mit dem der Deutsche Reichstag die Machtergreifung Hitlers billigt und damit quasi die politischen Weichen hin zur Diktatur stellt. Im selben Jahr noch wird der ‚Friedensbund‘ von den Nationalsozialisten verboten.
Von Anfang an engagiert sich der junge Theologe als führendes Mitglied der ‚Katholischen Sturmscharen‘, einer kirchlichen Jugendorganisation, gegen das Hitler-Regime und verteilt Flugblätter gegen Aufrüstung und Kriegsvorbereitung. Der überzeugte Nazigegner und Pazifist unterhält zudem Kontakte zu jungen Sozialdemokraten und Kommunisten, hilft inhaftierten Freunden und deren Angehörigen. Die Konsequenz folgt wenige Jahre später: Am 6. Februar 1936 wird Dr. Joseph Cornelius Rossaint verhaftet.
Ende April 1937 findet vor dem Volksgerichtshof in Berlin der sogenannte ‚Katholiken-Prozeß‘ statt, in dem der streitbare Kaplan als Hauptangeklagter wegen “versuchter Bildung einer Einheitsfront zwischen Katholiken und Kommunisten“ zu insgesamt elf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt wird. Fast neun Jahre ist er inhaftiert, zuerst in Plötzensee, später in Remscheid-Lüttringhausen, und nur einem glücklichen Zufall hat er es zu verdanken, dass er nicht – wie 60 andere Mithäftlinge – , noch kurz vor Kriegsende, am 13. April 1945 von einem Kommando der Sicherheitspolizeit, zusammengesetzt aus Wuppertaler Gestapo- und Kripobeamten, in der Wenzelbergschlucht bei Solingen erschossen wird. Wenige Tage später wird Rossaint von alliierten Truppen befreit.
Aber auch die junge Bundesrepublik macht es dem Theologen, der sich nun auch als Publizist und Verleger gegen Wiederaufrüstung, Atombombe und Notstandsgesetze engagiert, nicht leicht: “Mit Prozessen und Schikanen, wie zum Beispiel Entziehung des Reisepasses und Verweigerung der gesetzlich garantierten Wiedergutmachungsansprüche, versuchten die Behörden in den fünfziger Jahren den streitbaren Katholiken und Antifaschisten mundtot zu machen.“ (hier zitiert aus: ‚Porträt eines Aufrechten – J.C. Rossaint‘, Röderberg-Verlag Frankfurt a.M. 1982, hrsgg. v. Präsidium der VVN/ Bund der Antifaschisten, ISBN 3-87682-762-0, S. 8)
Am ‚Weltfriedenstag‘ 1989 wird der zeitlebens widerständige Katholik und Vorsitzende des ‚Bundes christlicher Sozialisten‘ – seit 1959 einer der Vizepräsidenten der ‚Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer‘ (‚Fédération Internationale des Résistances‘), 1974 Begründer des ‚Komitees für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit‘ und spätere Präsident des VVN-Bundes der Antifaschisten – mit dem ‚Aachener Friedenspreis‘ ausgezeichnet.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Cornelius_Rossaint
http://www.rhenofrankonia.de/rossaint.html
‚Porträt eines Aufrechten – J.C. Rossaint‘, Röderberg-Verlag Frankfurt a.M. 1982, hrsgg. v. Präsidium der VVN/ Bund der Antifaschisten, ISBN 3-87682-762-0
Links (deutsch):
https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D118602918&method=simpleSearch
http://www.dkp-online.de/uz/3638/s1603.htm
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0036_rede_ulli_wenzelnberg.htm
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0639_rossaint.htm
http://www.antifa.vvn-bda.de/201003/1901.php
http://www.gdw-berlin.de/bio/ausgabe_mit.php?id=345
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