Nguyen Chi Thien
Schriftsteller
Geb. 27.02. 1939 in Hanoi/ Franz.-Indochina
“Krank und gefesselt, mein Körper ist dünn wie Papier, mit einem leeren Magen. Aber wie ein Wunder, ich lebe noch, sogar der Tod hat Angst vor mir. Und diese barbarischen Feinde, nicht einmal sie konnten es begreifen, denn sie dachten, ich wäre längst zerstört. Sie kamen nicht auf den Gedanken, dass ein ganzer Blumen-garten auf Stahl gedeihen würde.“ (Nguyen Chi Thien, 1988)
Als ihn 1960 ein erkrankter Freund bittet, vorübergehend seinen Unterricht zu übernehmen, wird Nguyen Chi Thien ‚Lehrer auf Zeit‘ – und nutzt die Schulstunden für eine Geschichtslektion der ganz besonderen Art, indem er seine Schüler darüber aufklärt, dass es die Vereinigten Staaten von Amerika waren, die Japan im Zweiten Weltkrieg besiegt haben und nicht, wie bis dahin Lesart in den offiziellen Lehrbüchern, die Sowjetunion. Prompt folgt die Reaktion: Nguyen Chi Thien wird verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis wegen Verbreitung von ‚Gegen-Propaganda‘ verurteilt.
Aus den zwei werden letztendlich dreieinhalb Jahre Haft, in denen fast einhundert Gedichte entstehen, die er im Kopf memoriert, da man ihm Stift und Papier vorenthält. 1964 wird der Schriftsteller auf freien Fuß gesetzt, im Februar 1966 allerdings wegen des Schreibens “politisch respektloser Gedichte“ erneut inhaftiert. Für dieses Vergehen und ohne Prozess muß er elf Jahre im ‚Yen Bai‘- Umerziehungslager (u.a. mit dem ebenfalls inhaftierten Dichter Phung Cung) verbringen. Im Juli 1977 wird Nguyen Chi Thien entlassen, weil in dem ohnehin schon überfüllten Camp zunehmend Gefangene aus Südvietnam untergebracht werden müssen.
Da ihm eine reguläre Beschäftigung versagt wird, widmet sich Nguyen Chi Thien wieder dem Schreiben. Es entstehen an die vierhundert Gedichte. Nach Ende des einmonatigen chinesisch-vietnamesischen Krieges Mitte März 1979 und aus Angst, eine erneute Inhaftierung nicht überleben zu können, will der Schriftsteller seine inkriminierten Gedichte ins Ausland retten und schmuggelt sie, verborgen unter einem T-Shirt, noch im Juli desselben Jahres zu Diplomaten der Britischen Botschaft, verbunden mit der Zusicherung, die Gedichte zu publizieren. Direkt nach Verlassen des Botschaftsgebäudes nehmen nordvietnamesische Sicherheitskräften den Dissidenten fest. Weitere zwölf Jahre Eingesperrt-Sein im ‚Hoa Lo‘-Gefängnis (von US-Gefangenen während des Vietnam-Krieges ironisch ‚Hanoi-Hilton‘ genannt) folgen, zum Teil in Isolationshaft.
Im Oktober 1991 wird der Poet auf internationalen Druck, darunter von Mitgliedern des P.E.N., freigelassen und erhält Asyl in den USA. Von 1998 bis 2001 lebt und arbeitet er in Frankreich, u.a. mit einem Stipendium des Internationalen Schriftsteller-Parlaments. Seine Erinnerungen an die Zeit im Gefängnis erscheinen unter dem Titel “The Hoa Lo/ Hanoi Hilton Stories“ 2007 auf Englisch. Zurückgekehrt in die Vereinigten Staaten, läßt sich der Schriftsteller im kalifornischen Orange County nieder. Für sein Werk erhält Nguyen Chi Thien, dessen Gedichtsammlung mittlerweile in acht Sprachen übersetzt ist, 1985 in Rotterdam den Internationalen Gedicht-Preis.
Quelle:
http://www.internationalpen.org.uk/index.cfm?objectid=2252E732-3048-676E-2697AC3C4BFEA21A
Links (deutsch):
http://nikke005.multiply.com/journal/item/80
http://nikke005.multiply.com/journal/item/81
http://nikke005.multiply.com/journal/item/82
International:
http://www.vietnamlit.org/nguyenchithien/autobiography.html
http://www.vietnamlit.org/nguyenchithien/poems.html
http://vietamreview.blogharbor.com/blog/_archives/2007/1/15/2652088.html
http://www.vietnamlit.org/wiki/index.php?title=Nguyen_Chi_Thien
http://www.vietnamlit.org/nguyenchithien/index.html
http://www.youtube.com/watch?v=6BdqzUYB6SA
http://video.google.com/videoplay?docid=-4813251280663824196#
http://anhduong.net/nhanvat/NguyenChiThien/JeanLibby-pressRelease.htm
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