Mischa Spoliansky (Pseud.: Arno Billing, Toni Galento)
(Film-)Komponist, Pianist, Dirigent und Sänger
Geb. 28.12. 1898 in Białystok/ Russ. Reich
Die Musik gehört zur Familientradition im Hause Spoliansky: Der Vater ist Opernsänger, die Schwester Lisa Konzertpianistin, der Bruder Aleksander Cellist. Nach Mischas Geburt übersiedelt die Familie nach Warschau, später nach Kalisz und nach dem frühen Tod der Mutter 1903 schließlich nach Wien.
Seine musikalische Früherziehung am Klavier, der Geige und dem Cello setzt er bei Prof. Mark Guensberg in Dresden fort und hat bereits im Alter von zehn Jahren seinen ersten öffentlichen Auftritt. Kurz darauf stirbt der Vater, und der junge Spoliansky wird von Verwandten in Königsberg aufgenommen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges flieht er zu seinen Geschwistern nach Berlin: Aleksander ist hier als Cellist tätig, Lisa studiert bei Artur Schnabel . Mischa, von dem in dieser Zeit auch bereits erste Kompositionen vom UFA-Filmtheaterorchester in der Friedrichstraße gespielt werden, verdient sich seinen Lebensunterhalt und das Musikstudium als Klavierspieler in Kaffeehäusern und wirkt als Komponist und Pianist in einem russischen Emigrantenkabarett mit. Hier werden Victor Hollaender und Werner Richard Heymann auf das junge Talent aufmerksam und laden Spoliansky ein, für das 1919 von Max Reinhardt gegründete literarische Kabarett ‚Schall und Rauch‘ im Keller des Großen Schauspielhauses zu komponieren und zu spielen. Er vertont Texte von Tucholsky , Klabund, Ringelnatz und begleitet die Chanson-Sängerinnen Rosa Valetti und Trude Hesterberg am Klavier. Sein 1920 komponiertes “Lila Lied“, die erste Hymne der Homosexuellen, widmet er dem Arzt und Sexualwissenschaftler Markus Hirschfeld .
Wegweisend für Mischa Spoliansky wird 1922 seine Bekanntschaft mit dem Kabarett-Autor, Grafiker, Maler, Chanson-Texter und Librettisten Marcellus Schiffer. Gemeinsam kreieren sie neue Formen eines geistreichen Musiktheaters, das sowohl Elemente des Kabaretts als auch solche der Revue beinhaltet und ihnen auch direkt mit ihrem ersten Stück “Es liegt was in der Luft“ 1928 zum Durchbruch verhilft – und mit ihnen ihrer Darstellerin Marlene Dietrich : Ein Jahr später wird sie in Spolianskys “Zwei Krawatten“ von Filmregisseur Josef von Sternberg entdeckt, der die Hauptdarstellerin für seinen “Blauen Engel“ (nach dem Heinrich-Mann -Roman “Professor Unrat“) sucht.
Bis 1933 folgen noch weitere erfolgreiche Kompositionen für Revuen, Volksstücke und Filmmusiken. Dann setzt die Machtergreifung der Nationalsozialisten dem musikalischen Schaffen des jüdischen Komponisten in Deutschland ein jähes Ende. Im selben Jahr noch emigriert Mischa Spoliansky nach London und startet eine zweite Karriere als Filmkomponist. Mit seinen eingängigen Melodien, darunter “Heute Nacht oder nie“ aus dem Film “Das Lied einer Nacht“, 1932 noch in Deutschland unter der Regie von Anatole Litvak und mit Jan Kiepura in der Hauptrolle gedreht, erlangt der nun mittlerweile britische Staatsbürger bald Weltruhm – von dem sich allerdings nicht sehr viel bis in die Gegenwart erhalten hat. Immerhin stehen Werke von Mischa Spoliansky gelegentlich auch wieder auf den Spielplänen deutscher Theater, und die in Wuppertal und Bonn lebende Musikerin Roswitha Dasch lässt mit ihrer Berliner Revuette “Es liegt was in der Luft“ die Lieder des fast vergessenen jüdischen Komponisten wieder lebendig werden.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mischa_Spoliansky
http://www.operone.de/komponist/spoliansky.html
Links (deutsch):
https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D117485578&method=simpleSearch
http://www.imdb.de/name/nm0006297
http://www.youtube.com/watch?v=VceYwoHBj1M
http://www.cyranos.ch/smspol-d.htm
http://www.kabarettarchiv.de/KabaPDF/Spoliansky.pdf
http://www.adk.de/de/archiv/archivbestand/darstellende-kunst/index.htm?hg=darstell&we_objectID=1145
International:
http://www.mischaspoliansky.com/bio.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Mischa_Spoliansky
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