Jahn, Roland

Roland Jahn
Journalist und Bürgerrechtler

Geb. 14.07. 1953 in Jena/ DDR

Der Student der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Jena protestiert öffentlich gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann . Am 1. Mai 1977 trägt Jahn ein leeres weißes Plakat auf der offiziellen Kundgebung, und gibt damit seiner Haltung gegen die Zensur in der DDR offen Ausdruck. Im selben Jahr noch wird er exmatrikuliert und arbeitet fortan als Transportarbeiter beim ‚VEB Carl Zeiss Jena‘ zur Bewährung in der Produktion.

Der Vater einer Tochter setzt auch in den Folgejahren seine öffentlichen Proteste fort. So verschickt er 1982 Postkarten mit seinem eigenem Foto, auf dem eine Gesichtshälfte als Hitler und die andere als Stalin geschminkt ist, schaltet in der örtlichen Presse eine Trauerannonce zur Erinnerung an den unaufgeklärten Tod seines 1981 in der Stasi-Untersuchungshaft umgekommenen Freundes Matthias Domaschk und bringt diese Todesanzeige auch als Flugblatt in die Öffentlichkeit. Nach einer Protestaktion bei der Militärparade am 1. Mai 1982 wird Roland Jahn mehrfach festgenommen und verhört. Am 1. September kommt er für sechs Monate in Untersuchungshaft, weil er die polnische Nationalfahne mit der Aufschrift “Solidarität mit dem polnischen Volk“ an seinem Fahrrad installiert hat. Die Folge: eine Verurteilung zu 22 Monaten Haft wegen “öffentlicher Herabwürdigung der staatlichen Ordnung“ und “Missachtung staatlicher Symbole“. Nach internationalen Protesten und einer entsprechenden Berichterstattung in bundesdeutschen Medien wird der Opponent wieder auf freien Fuß gesetzt. Den in der Haft unter Zwang gestellten Ausreiseantrag zieht er nach seiner vorzeitigen Entlassung wieder zurück

Im März 1983 gehört Roland Jahn mit anderen Oppositionellen zu den Mitbegründern der ‚Friedensgemeinschaft Jena‘, die – unabhängig von allen öffentlichen und kirchlichen Strukturen – für einen sozialen Friedensdienst eintritt und mit Demonstrationen und weiteren Aktivitäten politische Partizipation einfordert. Um sie zu zerschlagen, werden im Rahmen der ‚Aktion Gegenschlag‘ ab 18. Mai 1983 über 40 oppositionelle Friedensaktivisten aus Jena und Apolda kurzerhand in den Westen abgeschoben; wenig später wird auch der “Konterrevolutionär“ Roland Jahn gewaltsam und in Handschellen in einen D-Zug nach Bayern gesetzt.

Der nunmehr Ausgebürgerte lebt in West-Berlin, will jedoch die Zwangsansiedlung im Westen nicht akzeptieren, verweigert auch zunächst den bundesdeutschen Pass und reist 1985 heimlich noch einmal über Prag und Ost-Berlin nach Jena, wo er allerdings keinen seiner Freunde mehr auffinden kann. Jetzt erst reift in ihm der Entschluss, die DDR-Opposition von außen zu unterstützen. Zurückgekehrt in die Bundesrepublik, betreut Jahn von 1985 bis 1987 am ‚Hamburger Institut für Sozialforschung‘ das Studienprojekt ‚Opposition in der DDR‘ und arbeitet als freier Journalist für die ARD und die ‚Tageszeitung‘.

Gemeinsam mit dem Schriftsteller Jürgen Fuchs wird er fortan zu einem der wichtigsten Unterstützer der DDR-Opposition, verschafft Kontakte, organisiert Kuriere, Vervielfältigungsgeräte und Druckmatrizen, Videokameras, Computer, Bücher und Zeitungen. Nach dem Fall der Mauer arbeitet Roland Jahn immer wieder auch und vor allem an Themen zur Aufarbeitung der SED-Herrschaft. Der seit Mitte der 80er Jahre zunächst als freier Journalist, später als Redakteur für das TV-Politikmagazin ‚Kontraste‘ und ab 2006 als Chef vom Dienst beim RBB und stellvertretender Redaktionsleiter verantwortliche Roland Jahn wird am 28. Januar 2011 vom Deutschen Bundestag, in Nachfolge von Marianne Birthler, zum neuen ‚Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik‘ gewählt.

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Jahn

http://www.einheitspreis.de/die-preistrager/die-preistrager-2005

Links (deutsch):

http://www.havemann-gesellschaft.de/index.php?id=618

http://mediathek.bpb.de/Geschichte/objekt_337.html?play=11851.mp4&preview=7022.jpg