Leonhard Frank
Schriftsteller und Drehbuchautor
Geb. 4. 9. 1882 in Würzburg
Gest. 18.8. 1961 in München
„Frank plädierte bedingungslos für die Liebe unter den Menschen, für das offene Miteinander, für einen Sozialismus des Herzens. ‚Der Mensch ist gut‘ hieß seine pazifistische Aufsatzsammlung im Ersten Weltkrieg, die sofort verboten und daher mit getürktem Buchumschlag millionenfach aus der Schweiz in die Schützengräben geschmuggelt wurde. ‚Links, wo das Herz ist‘ nannte er seine Autobiographie, und er hatte sehr viel Herz und war sehr links – und es lohnt sich, von ihm mehr zu lesen als nur das ‚Ochsenfurter Männerquartett‘.
(Michael Skasa am 4.9. 2003in BR2Radio)*
Leonhard Frank wird als viertes Kind des Schreinergesellen Johann Frank und seiner Ehefrau Marie geb. Bach, in Würzburg geboren und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volksschule macht er eine Mechanikerlehre und arbeitet danach für kurze Zeit als Labordiener am Würzburger Juliusspital.
1904 zieht Frank nach München und schreibt sich im darauffolgenden Jahr in der Malschule von Anton Azbe ein. Seinen Lebensunterhalt während des Studiums an der Kunstakademie finanziert er 1906/ 07 unter anderem mit Hilfe eines Stipendiums.
1910 übersiedelt er nach Berlin, wo er seine künftige erste Frau, die Wienerin Lisa Erdelyi, kennenlernt. Sein Erstlings-Roman Die Räuberbande wird 1914 direkt ein großer Erfolg in Deutschland und Leonhard Frank erhält dafür den Fontane-Preis. Im selben Jahr bricht der Erste Weltkrieg aus – der Sozialist und entschiedene Pazifist desertiert 1915 und flüchtet in die Schweiz. Hier entsteht Die Ursache, gefolgt von weiteren Novellen, die 1917 als Sammlung unter dem Titel Der Mensch ist gut in Buchform erscheinen. 1918 wird Leonhard Frank hierfür – zusammen mit Paul Zech – mit dem renommierten Kleist-Preis ausgezeichnet.
Mit Ende des Ersten Weltkrieges betritt Leonhard Frank am 19.12. 1918 wieder deutschen Boden, besucht vermutlich für einige Tage seine Eltern in Würzburg und engagiert sich danach in der Münchner Räterepublik. Den Mühsam– Tagebüchern zufolge halten sich die Eheleute Frank am 16. Januar 1919 in München auf und erfahren, gemeinsam mit Mühsam und Landauer, hier auch von der Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs. Am 1. Mai 1919 wird Frank bei der Erstürmung des Hauptbahnhofs leicht verletzt und muß Bayern wenig später aufgrund eines schwebenden Hochverrat- Verfahrens sogar verlassen. Das Verfahren wird Ende Januar 1920 erst eingestellt.
Durch den Tod seiner Ehefrau 1923 gerät der Schriftsteller vorübergehend in eine tiefe Schaffenskrise. 1928 wählt man ihn in die Akademie der Künste, 1929 heiratet er in zweiter Ehe Elena Maqenne Penswehr und wird im selben Jahr noch Vater eines Sohnes.
Infolge der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 emigriert Leonhard Frank erneut, diesmal über Zürich und London nach Paris. Seine Bücher werden – wie auch die Werke von vielen anderen Intellektuellen, darunter Brecht, Brod, Hasenclever, Seghers und A.T. Wegner – im Mai 1933 öffentlich verbrannt und Leonhard Frank im darauffolgenden Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Aber auch im französischen Exil ist Frank nicht sicher: die Polizei interniert ihn am 6.9. 1939 in einem Lager in Zentralfrankreich, aus dem er (vermutlich) Ende November entlassen wird, und bereits wenige Monate später, Anfang Mai 1940: diesmal wird er in die Bretagne gebracht und erreicht am 28. 5. 1940 Audierne bei Quimper, von wo er mit zunächst 15-20 Insassen am 18. Juni 1940 bei Eintreffen der deutschen Wehrmacht entflieht (Einzelheiten dieser dramatischen Flucht zu Fuß, per Fahrrad und – nach Erreichen der freien Zone: mit dem Zug – schildert Leonhard Frank später in seinen autobiografischen Erinnerungen. Von der ursprünglichen Gruppe sind außer Frank nur noch der Journalist Leo Lania und ein weiterer Häftling übrig geblieben). Über Marseille, Spanien und Portugal kann er im selben Jahr noch in die Vereinigten Staaten fliehen. Hier versucht sich Frank – allerdings relativ erfolglos – als Drehbuchschreiber für Warner Brothers in Hollywood.
1950 schließlich kehrt der mittlerweile 68Jährige – nach einem fünfjährigen Zwischenaufenthalt in New York – mit seiner dritten Frau Charlotte Jäger wieder nach Deutschland zurück, wo er bis zu seinem Tod in München lebt und arbeitet. Trotz aller Bemühungen des Aufbau-Verlages bleiben Leben und Werk Leonhard Franks jedoch weitgehend unbekannt. „Über mich haben die Nazis gesiegt“ notiert er einmal in bitterer Selbsterkenntnis.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/
Leonhard_Frank
*) Das Eingangszitat wurde der folgenden Web-site entnommen:
http://www.br-online.de/wissen-bildung/ kalenderblatt/2003/09/ kb20030904.html
Die Redaktion des EXIL-ARCHIVS bedankt sich außerdem bei Herrn Michael Henke (Projekt-Mitarbeiter beim Aktiven Museum Faschismus und Widerstand/ Berlin) für ergänzende Recherchen und Hinweise zum Thema!
Links (deutsch):
http://leonhard-frank-gesellschaft.de/
http://www.wolfgang.richardt.info/Ein-4.htm
http://www.zvab.com/angebote/leonhard-frank.html
http://www.lesekost.de/deutsch/HHL93.htm#Rezension
International:
Die Kommentare sind deaktiviert.