Recha Freier
Lehrerin und Sozialpädagogin
Geb. 29.10. 1892 in Norden/Ostfriesland
Ges. 2.4. 1984 in Jerusalem/ Israel
„Der Stadtgarten
Das goldglänzende Gitter
geschlossen
ein großes weißes Pappschild
Ein Rahmen aus schwarzem Papier
Eintritt für Hunde
und Juden verboten!“
(Recha Freier: „Erdbeben“)
Recha Freier verlebt ihre Kinder- und Jugendjahre in einer niederschlesischen Kleinstadt und erfährt bereits als junges Mädchen die Diskriminierung durch nichtjüdische Kinder. Nach dem Studium neuer Sprachen an der Universität in Breslau arbeitet sie als Lehrerin und Pianistin, heiratet 1919 heiratet den Rabbiner Moritz Freier, geht mit ihm bis 1926 nach Sofia/Bulgarien und übersiedelt mit ihrem Mann, infolge seiner Berufung zum Oberrabbiner in Berlin, wieder nach Deutschland.
1932 kommen fünf 16jährige ostjüdische Jungen zu ihr, die aus ihren Stellen gekündigt wurden und bitten sie um Hilfe. Im Gegensatz zur beschwichtigenden Haltung des jüdischen Arbeitsamtes sieht Recha Freier in diesem Vorfall nicht ein Wirtschafts- und Sozialproblem, sondern deutet dies als antisemitischen Akt. Ende Januar 1933 gründet sie in Berlin das „Hilfskomitee für jüdische Jugendliche“, die sogenannte „Kinder- und Jugend-Aliyah“ („Jugend-Auswanderung“) die in den Folgejahren unzähligen jungen Menschen zur Flucht vor den Nazis verhilft.
Der organisatorische, zeitliche und kräftemäßige Aufwand Recha Freiers ist enorm: Kontakte knüpfen, Geld und Zertifikate beschaffen. Im Vordergrund ihres Wirkens steht dabei stets der Gedanke, Verfolgten zu helfen. 1938 wird Recha Freier aus dem Vorstand der jüdischen Jugendhilfe ausgeschlossen, da man sich mit ihren ungewöhnlichen und teilweise illegalen Methoden nicht arrangieren will. Während der Reichs-Pogromnacht im November 1938 hält sie sich mit ihrer Familie in London auf, kehrt aber sofort nach Deutschland zurück, um ihre Aktivitäten auf eigene Faust fortzusetzen. Recha Freier wird denunziert, kann jedoch 1940 dank einer rechtzeitigen Warnung mit ihrer elfjährigen Tochter über Jugoslawien nach Palästina fliehen.
„Recha Freier war zeitlebens verbittert über die Tatsache, dass ihre Arbeit für die Jugend-Alija nie richtig gewürdigt wurde und dass HENRIETTA SZOLD fälschlicherweise als deren Gründerin galt. Erst im ALter erhielt sie für ihre Arbeit Auszeichnungen: Mit 81 Jahren erhielt RECHA FREIER das Ehrendoktorat der Jerusalemer Universität für ihre Idee der ‚geordneten Überführung Jugendlicher im Kibbuzim‘, und sie wurde als eine der ‚verdienstvollsten Zioinistinnen‘ gefeiert (…). Sechs Jahre später, sie war inzwischen 88 Jahre alt, erhielt sie für ihre besonderen Verdienste den Preis des Staates Israel.“
Quelle: Gudrun Maierhof „Recha Freier – Zwischen Zionismus und Widerstand“, hier in: Inge Hansen-Schaberg, Christian Ritzi (Hg.): „Wege von Pädagoginen vor und nach 1933“ Schneider-Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2004, ISBN 3-89676-768-2, S. 147
Links (deutsch):
http://www.hagalil.com/deutschland/berlin/frauen/freier.htm
http://www.berlin-judentum.de/kultur/hoexter.htm
http://www.berlin-judentum.de/kultur/jugendalijah.htm
http://www.berlin-judentum.de/news/2003/08/retten.htm
http://www.kulturkueche.de/inhalt/ausstellung/ausstellung17.htm
http://www.fritz-bauer-institut.de/rezensionen/nl23/kingreen.htm
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