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Goldstein, Moritz

H.A.M. 0

Moritz Goldstein (Pseud. Michael Osten, Inquit)
Schriftsteller und Journalist

Geb. 27.03. 1880 in Berlin
Gest.03.09.1977 in New York/USA


“Dies ist das Unrecht, gegen das ich mich wehre: Ich erhebe den Anspruch eine schöpferische Leistung von Rang vollbracht zu haben. Aber ich lebe im Dunkeln, unbekannt, unerkannt, vereinzelt und vereinsamt. Ich führe das Leben einer unscheinbaren Pflichterfüllung; von je her, aber mehr als je, seit ich aus meiner Heimat vertrieben bin.“ (1)


Goldstein wuchs in einer liberalen jüdischen Familie auf. Sein im oberschlesischen Chorzow noch orthodox aufgewachsener Vater wurde in den Textilhandel nach Berlin geschickt, wo er sich von der Orthodoxie löste. Lediglich Feiertage wie Pessach, Channuka oder die “hohen Feiertage“ wurden, wie auch in der Familie seiner Mutter, noch eingehalten.


Goldstein studierte Germanistik in München und Berlin. Nach einem Abschluss 1906 mit Promotion, wurde er 1907-1914 Herausgeber der ‚Goldenen Klassiker Bibliothek‘. Moritz Goldstein war auch der Mann, der 1912 die ‚Kunstwart-Debatte‘ auslöste. Seine in einem berühmt gewordenen Aufsatz (Begriff und Programm einer jüdischen Nationalliteratur) geäußerte These lautete: „Wir Juden verwalten den geistigen Besitz eines Volkes, das uns die Berechtigung und die Fähigkeit dazu abspricht“. Die öffentlich geführte Auseinandersetzung um diese Äußerung offenbarte die Identitätskrisen vieler im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts geborener Juden in Deutschland; sie lehnten die herkömmlichen Identifikationsmuster ‚Judentum‘ und ‚Deutschtum‘ ab, an deren Stelle sie neue Orientierungs- und Positionierungsmodelle entwarfen. Der Aufsatz ‚Deutsch-Jüdischer Parnass‘ erschien im ersten Märzheft der pangermanischen Zeitschrift ‚Der Kunstwart‘, die Ferdinand Avenarius herausgab. Avenarius bezeichnete sich selbst als nationalistisch, aber nicht antisemitisch. ‚Der Kunstwart‘ distanzierte sich in dem Vor- und Nachwort zu Goldsteins Beitrag, regte aber zugleich zu einer weiteren Auseinandersetzung an. Ab 1915 arbeitete er bei der zum Ullstein Verlag gehörenden ‚Vossischen Zeitung‘, bei der er ab 1928 unter dem Pseudonym Inquit einer der bekanntesten Gerichtsreporter wurde. 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft vom Ullstein Verlag entlassen, ging er über Italien und Frankreich nach England ins Exil. 1948 erfolgte die Übersiedlung nach New York, wo er 1953 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.


Berufliche Wiedereingliederungen in den USA und Deutschland missglückten. In ihrem Buch ‚Aus meiner Sprache verbannt. Der Journalist und Schriftsteller Moritz Goldstein im Exil‘ befasst sich Irmtraud Ubbens mit seinem Leben und Werk und beschreibt sehr eindringlich seine Zerrissenheit, die durch den allmählichen Verlust der Muttersprache, seinem wichtigsten Arbeitsinstrument, ausgelöst wurde.
Neben seinen Memoiren ‚Berliner Jahre. Erinnerungen 1880-1933‘, die in seinem Todesjahr erschienen, schrieb er u.a. die Schauspiele ‚Die Gabe Gottes‘ (1912) und ‚Der verlorene Vater‘ (1927) sowie unter dem Pseudonym Michael Osten ‚Die zerbrochene Erde‘ (Novellen, 1927).

Anmerkung:
(1) Goldstein, Moritz: Berliner Jahre. Erinnerungen 1880-1933. Hgg. von Kurt Koszyk. München 1977, S. 9


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_Goldstein

http://www.david.juden.at/kulturzeitschrift/76-80/79-davidowicz.htm

http://web23.cletus.kundenserver42.de/2010/03/11/moritz-goldstein-1880-1977/

http://www.maschiach.de/index.php?

http://www.maschiach.de/index.php?option=com_content&task=view&sectionid=34&id=1227

http://www.literaturportal-westfalen.de/main.php?%20id=00000160&author_id=00002393&SID=rawyvopflb


Zusammengestellt von:

Hans Joachim Schneider


Links (deutsch):

http://www.syndikat-buchdienst.de/shop/article_1-45701-270-8/Moritz-Goldstein%20%3A%0A%E2%80%9EGeorge-Grosz-freigesprochen%E2%80%9C.-Gerichtsreportagen-aus-der-Weimarer-Republik.html?pse=apq


International:

http://www.worldcat.org/identities/lccn-n85-251385

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