Egon Friedell (eigtl. Friedmann)
Kulturhistoriker, Schriftsteller, Journalist, Kabarettist und Schauspieler
Geb. 21.1.1878 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 16.3.1938 in Wien/ Österreich
„In Österreich wird man eben nur zum großen Mann, wenn man etwas auffällig nicht tut. Kaiser Josef hat unter größtem Aufsehen keine Reformen durchgeführt, Laudon hat unter allgemeiner Aufmerksamkeit Friedrich den Großen nicht besiegt und Lueger hat unter ungeheurem Zulauf nichts für Wien geleistet. Für die ‚Frankfurter Zeitung‘ haben schon viele nicht geschrieben, aber keiner ist dadurch der Mittelpunkt Wiens geworden. Weil die anderen eben kein Talent haben. Zumindest kein österreichisches Talent.“
(Egon Friedell, 1926) (1)
Der Sohn des jüdischen Seidentuchfabrikanten Moriz Friedmann und dessen Frau Karoline (geb. Eisenberger) immatrikuliert sich noch vor der Reifeprüfung an der Berliner Universität für die Fächer Philosophie, Germanistik und Naturwissenschaften. Im Herbst 1897 wechselt er nach Heidelberg, wo er Vorlesungen beim Philosophiehistoriker und Hegelianer Kuno Fischer belegt. Im selben Jahr konvertiert Friedell zum evangelisch-lutherischen Glauben.
1899 kehrt Egon Friedell – mittlerweile finanziell abgesichert durch das Erbe seines 1891 verstorbenen Vaters – nach Wien zurück und promoviert 1904 mit einer Dissertation zum Thema „Novalis als Philosoph“.
Der 1908 entstandene Einakter „Goethe“ verschafft dem Schriftsteller Renomee im deutschsprachigen Raum Renomee und Friedell, der bereits eine Vielzahl von Artikeln und Kurzgeschichten geschrieben hat, avanciert spätestens jetzt zu einer festen Größe der Wiener Kaffeehaus- und Theaterszene.
Als künstlerischer Leiter des Kabaretts „Fledermaus“ (1908 bis 1910) verfaßt er, gemeinsam mit Alfred Polgar, Theaterstücke und parodistische Einakter und steht selber als Schauspieler auf der Bühne. Gesundheitliche (vor allem Alkohol-) Probleme zwingen ihn in der Folgezeit immer wieder zu Sanatoriumsaufenthalten und Entziehungskuren.
Ähnlich wie sein deutscher Kollege Thomas Mann, der Friedell wegen seines literarischen Stilvermögens schätzt, äußert sich der österreichische Autor anfänglich begeistert über den Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914.
Nachdem er zwischenzeitlich unter dem Künstlernamen „Friedländer“ publiziert hat, läßt er 1916 seinen ursprünglichen Familiennamen „Friedmann“, den er seit seiner Studienzeit nicht mehr verwendet hat, auch amtlich auf „Friedell“ ändern und arbeitet unter diesem Namen bis 1924 als Journalist und Theaterkritiker für das „Neue Wiener Journal“ und diverse andere Zeitungen.
Einem Ruf Max Reinhardts folgend, ist Friedell in den Jahren 1919 bis 1927 abwechselnd als Regisseur, Dramaturg und Schauspieler am „Deutschen Theater“ in Berlin sowie am Wiener „Burgtheater“ tätig. Aufgrund zunehmender gesundheitlicher Probleme nimmt er keine festen Stellen mehr an und lebt als freier Schriftsteller, Essayist und Übersetzer in Wien.
Ende der zwanziger, Anfang der dreissiger Jahre entsteht sein dreibändiges Werk „Kulturgeschichte der Neuzeit“, mit dem Egon Friedell international bekannt wird. Der erste Teil der Trilogie („Kulturgeschichte des Altertums“) erscheint 1936 beim Züricher Helion-Verlag, da sich zu dieser Zeit bereits kein deutscher oder österreichischer Verlag bereit findet, seine Werke zu drucken. Der Folgeband bleibt ein Fragment. 1937 werden seine historischen Schriften von den Nationalsozialisten beschlagnahmt.
An alle Gratulanten.
„Tieferschüttert, daß Sie meinen bescheidenen 60. Geburtstag nicht vergessen haben, danke ich Ihnen von Herzen für Ihre mich so großmütig überschätzenden Zeilen. Von allen Glückwünschen hat mich der Ihrige am meisten gefreut.
Wien, im Januar 1938
Egon Friedell“ (2)
Wenige Tage nach dem „Anschluß“ Österreichs an das Deutsche Reich erscheint die Geheime Staatspolizei am 16. März 1938 vor dem Haus des Schriftstellers im Wiener 18. Bezirk. Egon Friedell entscheidet sich im Affekt für Selbstmord und stürzt sich aus dem Fenster seiner Wohnung in der Gentzgasse 7. Seine letzte Ruhestätte findet er auf dem Wiener Zentralfriedhof. Sein Nachlaß wird beschlagnahmt.
Werke:
Der Petroleumkönig (1908)
Goethe, Sketch (1908)
Ecce poeta, Essay (1912)
Von Dante zu d’Annunzio, Essay (1915)
Die Judastragödie, Drama (1920)
Steinbruch, Aphorismen (1922)
Ist die Erde bewohnt? (1931)
Kulturgeschichte Ägyptens und des alten Orients (1936)
posthum erschienen:
Kulturgeschichte Griechenlands (1940)
Die Reise mit der Zeitmaschine (1946)
Das Altertum war nicht antik (1950)
Kleine Porträtgalerie (1953)
Kulturgeschichte der Neuzeit
Zitate entnommen aus:
Egon Friedell „Aphorismen und Briefe“, hrsgg. von Walther Schneider, Paul List-Verlag, München 1961, (1) S. 158 und (2) S. 192.
Links (deutsch):
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/FriedellEgon
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.f/f813110.htm
http://www.kabarettarchiv.at/Bio/Friedell.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Egon_Friedell
http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestand/sg/nl/friedell.htm
http://www.literaturepochen.at/exil/a5349.html
http://www.zvab.com/angebote/egon-friedell.html
http://ourworld.compuserve.com/homepages/ulrich_oswald/friedell.htm
http://www.litlinks.it/f/friedell.htm
http://bukowina.info/Vorurteil.html
http://www.dtv.de/_google/autoren/autor1433.htm
http://science.orf.at/science/urban/107877
http://www.buchkritik.at/kritik.asp?IDX=2366
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