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Friedlaender, Salomo

H.A.M. 0

Salomo Friedlaender (Pseud.: Mynona)
Philosoph und Schriftsteller


Geb. 4. 5. 1871 in Gollantsch/ Krs. Wongowitz (Posen)
Gest.9. 9. 1946 in Paris/ Frankreich


Der Philosoph Salomo Friedlaender, der unter dem Pseudonym Mynona zahlreiche Prosatexte veröffentlichte, die zu den aggressivsten des literarischen Expressionismus zählen, endete 1946 in Paris unter unsäglicher Armut. In den letzten Kriegsjahren lebte er in ständiger Gefahr, nach Auschwitz deportiert zu werden. Hartmut Geerken, Autor in Herrsching, hat sich verdient gemacht um verfolgte Intellektuelle. Vor allem aber pflegt er den Nachlass von Salomo Friedlaender, fasziniert von seinen Werken und seinem Lebensschicksal. Friedlaenders „autobiographische Skizze“ hat Geerken unter dem Titel „Ich (1871-1936)“ im Bielefelder Aisthesis Verlag herausgebracht. Eine Selbstbiographie, die im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts beginnt und 1936, mitten in der Nazidiktatur und zehn Jahre vor dem physischen Ende des Autors endet, hat nach Meinung von Geerken einen besonderen Stellenwert in der Geschichte von Autobiographien. Sie beschreibt das Leben eines deutschen Intellektuellen in höchst widerwärtiger Zeit, ein Leben, das sich in den goldenen Zwanzigern zu einem beachtlichen Höhepunkt aufzuschwingen vermag, um dann umso krasser in eine unvorstellbare Tiefe zu stürzen.


In französischen Exil schrieb Friedlaender/Mynona die „wichtigsten Werke“ seines auch sonst äußerst produktiven Lebens: Das magische Ich, Vernunftgewitter, Ich-Heliozentrum, Das Experiment Mensch, Kant und die sieben Narren, Ich. Autobiographische Skizze sind nur einige wenige Titel aus der Zeit des Exils. In der Autobiographie sind innere Entwicklungen und äußere Begebenheiten miteinander verschlungen, verknotet, aufeinander bezogen oder hart gegeneinander geschnitten. Dieser Charme der harten Schnitte zwischen Innen- und Außenwelt macht den Reiz dieser Biographie aus. Ohne jedes Tabu stellt Friedlaender/Mynona sein Sexualleben dar und zeigt deshalb nur die ersten (unverfänglichen) Seiten seiner (christlichen) Ehefrau. Daneben entdeckt der Leser aber auch den Juden Friedlaender/Mynona als zeitgenössischen Mystiker atheistischer Prägung. Immer wieder sind Anekdoten und Charakterisierungen von Zeitgenossen eingeflochten, wie z.B. Paul Scheerbart, Georg Simmel, Else Lasker-Schüler, Ernst Barlach, Samuel Lublinski, Anselm Ruest, Alfred Kubin, Herwarth Walden u.v.a.m. – Den Salomo Friedlaender/Mynona der Exilzeit neu entdeckt zu haben, ist Verdienst von Herausgeber Hartmut Geerken. Man wird dem Autor mit seiner Theorie der transzendentalen Empfindung und des magischen Ich-Heliozentrums als Vordenker von Rupert Sheldrake, Jacques Derrida, Stephen Hawking oder Fritz Perls mit seiner Gestalttherapie nicht länger ignorieren können.


Quelle:

Salomo Friedlaender/Mynona: Ich (1871-1936) Autobiographische Skizze. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Hartmut Geerken, Aisthesis Verlag Bielefeld 2003, ISBN 3-89528-394-0


Literatur:

Salomo Friedlaender/Mynona: Kant gegen Einstein. Mit Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Detlef Thiel. Vorwort von Hartmut Geerken. Waitawhile/books on demand 2005. Band 1 der Gesammelten Schriften. Herausgegeben von Hartmut Geerken und Detlef Thiel.
ISBN 3-8334-3530-5

Salomo Friedlaender/Mynona: Philosophische Abhandlungen und Kritiken I/II. Herausgegeben von Detlef Thiel. Waitawhile/books on demand 2006. Band 2 und 3 der Gesammelten Schriften. Herausgegeben von Hartmut Geerken und Detlef Thiel.
ISBN 9783-8334-7022-6 (Teil 1),
ISBN 9783-8334-7023-3 (Teil 2)

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