Ali Farzat
Karikaturist
Geb. 22.06. 1951 in Hama/ Syrien
Die ersten Karikaturen des nördlich von Damaskus geborenen Ali Farzat erscheinen auf der Titelseite der Zeitung ‚al-Ayyam‘, da ist er gerade einmal vierzehn Jahre alt… Ab 1969 arbeitet Farzat für die staaliche Tageszeitung ‚al-Thawra‘, schreibt sich im darauffolgenden Jahr an der Fakultät der schönen Künste der Universität Damaskus ein, verlässt die Hochschule aber bereits 1973 wieder, kurz vor Studienabschluss. Mitte der 70er wechselt er das Blatt und arbeitet nunmehr für die staatliche Zeitung ‚Tishreen‘, in der seine Zeichnungen täglich erscheinen.
Internationale Beachtung findet Ali Farzat 1980 mit dem Gewinn des ersten Preises beim ‚Intergraphic International Festival‘ in Berlin. Fortan werden seine Zeichnungen auch in der französischen ‚Le Monde‘ abgedruckt. Als allerdings Werke von ihm 1989 im ‚Institut du Monde Arabe‘ in Paris ausgestellt werden, hat dies weitreichend-negative Konsequenzen: Im Irak werden seine Zeichnungen verboten, ebenso wie in Jordanien und Libyen. Ungeachtet aller Widrigkeiten, die sogar bis zu Mordandrohungen reichen, zeichnet der Karikaturist weiter und bringt immer wieder Herrschende und Militärs damit gegen sich auf.
Im Dezember 2000 beginnt Ali Farzat mit der Publikation von ‚al-Domari‘ (‚Der Lampen-Anzünder‘), dem ersten unabhängigen Periodikum seit Machtergreifung der Baath-Partei 1963. Auch und vor allem das französische Satireblatt ‚Le Canard enchaîné‘ steht dabei Pate, und als die erste Ausgabe im Februar 2001 herauskommt, sind innerhalb weniger Stunden an die 50 Tausend Exemplare verkauft. Trotz aller Erfolge bei seiner Leserschaft und internationaler Anerkennung – 2002 gewinnt der syrische Karikaturist den renommierten niederländischen ‚Prince Claus Award‘ – muss das Blatt einige Jahre später infolge wiederholter staatlicher Zensur und aus Geldmangel eingestellt werden.
Mit dem im März 2011 aufflammenden Widerstand in Syrien gegen die Herrschaft Bashar al-Assads – mit dem sich der Karikaturist in den Anfangsjahren durchaus hatte arrangieren können – werden Farzats Zeichnungen zunehmend schärfer und richten sich nun auch sehr konkret gegen die Person des Staatspräsidenten. Ein Cartoon, den Fazar im Laufe der Kämpfe in Libyen zeichnet und der den syrischen Präsidenten Assad gemeinsam auf der Flucht im Auto mit Libyens Muammar al-Ghaddafi zeigt, gefolgt von weiteren unmissverständlich-politischen Karikaturen, bringen den mithin bekanntesten Cartoonisten der arabischen Welt, der mit seinen Zeichnungen seit Jahren beklemmende und zugleich witzige Studien über die real-existierende Situation unter den herrschenden Regimes widerspiegelt, in immer bedrohlichere Situationen – und das Fass auf Seiten seiner politischen Gegner endgültig zum Überlaufen: Am 25. August 2011 wird Ali Farzat frühmorgens auf dem Weg von seinem Atelier in der Stadtmitte von Damaskus überfallen: Mehrere maskierte bewaffnete Männer zerren ihn aus seinem Auto und prügeln auf den Wehrlosen ein. Stunden später wird Farzats blutiger Körper an der Ausfallstraße zum Flughafen gefunden, das Gesicht von Prellungen und Schnitten übersäht. Doch vor allem seine Hände sind es, auf die es die Schläger abgesehen haben; die linke ist gebrochen. Man trifft den Gegner da, wo er besonders verwundbar ist (Ähnliches widerfährt übrigens Jahrzehnte zuvor dem chilenischen Musiker und Sänger Viktor Jara im September 1974…).
Der Überfall auf den unbequemen Karikaturisten in Syrien 2011 ist ein Signal: “Am Omayyadenplatz liegen zahlreiche staatliche Gebäude, der Platz wird rund um die Uhr von Militär und Polizei bewacht. Undenkbar, dass ein solcher Überfall dort ohne Billigung der Sicherheitskräfte geschehen kann. „Das war eine deutliche Botschaft des Regimes“, sagt ein enger Freund und Kollege Farzats, der anonym bleiben will. „Sie wollen, dass er aufhört zu zeichnen“ (Quelle: http://www.taz.de/Aufstand-in-Syrien/!76883/).
Quellen:
Links (deutsch):
http://www.net-tribune.de/nt/node/52956/news/Update-2-Syrischer-Karikaturist-als-Warnung-verpruegelt
International:
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