Ernst Ottwalt (eigtl. Ernst Gottwalt Nicolas)
Schriftsteller
Geb. 13.11. 1901 in Zippnow (Westpreußen)/ Deutsches Reich
Gest. 24.08.1943 in einem Lager bei Archangelsk/ UdSSR
Sein Geburtsort im damaligen Kreis Deutsch Krone heißt heute Sypniewo und gehört seit Ende des Zweiten Weltkrieges zu Polen. In Halle an der Saale besucht Ernst Gottwalt Nicolas (sein Pseudonym nimmt er erst als Schriftsteller an) das Gymnasium, studiert zuerst an der dortigen Universität und später dann in Jena. Seine politische Biografie ist von einem radikalen Seitenwechsel geprägt: Kaum 18 Jahre alt, engagiert er sich nach Ende des Ersten Weltkrieges als Spitzel für deutschnationale Freikorps: “Mit Leib und Seele“ behorchte er für viel Geld gewerkschaftliche Verbände, die KPD, USPD und SPD. Es war die Zeit der „Jungdo“, „Bund Wiking“, „Blücherbund“, „Deutscher Reichskriegsbund KyffMuser“ oder „Organisation Escherich“, paramilitärischer Ultras, auf deren Konto zahllose der politischen Morde in der Weimarer Republik gingen – von „Luxemburg bis Rathenau; im ganzen waren es 62“ (zitiert aus: ZeitOnline: Ottwald – eine Karriere/ http://www.zeit.de/1977/41/ottwalt-eine-karriere ). Mit seinem ersten – von Kurt Tucholsky hoch gelobten Enthüllungs-Bericht über jene Zeit “Ruhe und Ordnung“ (1929) wechselt er jedoch seine politische Gesinnung: Ernst Ottwald wird Kommunist, tritt der KPD und dem ‚Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller‘ (BPRS) bei.
Im November 1930 inszeniert Friedrich Neubauer an der Piscator-Bühne Ottwalts nicht erhaltenes Bergarbeiterdrama “Jeden Tag vier“ über ein Grubenunglück im schlesischen Neurode. 1931 entsteht der Justiz-Roman “Denn sie wissen was sie tun“, ein Lehrstück über die Laufbahn eines Durchschnittsjuristen in der Weimarer Republik. Zusammen mit Bert Brecht und Slátan Dudow verfasst er das Drehbuch zum Arbeiterfilm-Klassiker “Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?“, der 1932 mit Herta Thiele, Ernst Busch und Erwin Geschonneck (sowie Ernst Ottwald in einer Nebenrolle als Staatsanwalt) gedreht wird. Im selben Jahr erscheint unter dem Titel “Deutschland erwache!“ Ottwalts Studie über die Gefahr des Nationalsozialismus. Seine Weitsicht bestätigt sich wenig später: Am 10. Mai 1933, wenige Monate nach Hitlers Amtsantritt, fällt auch sein Werk der Bücherverbrennung zum Opfer, ebenso wie das von Egon Erwin Kisch , Kurt Tucholsky oder Alfred Kerr .
Seine, in Zusammenarbeit mit Hanns Eisler, 1932 entstandene Rundfunkerzählung über das Leben des Schweizers Johann August Sutter “Kalifornische Ballade“ wird erst 1968 auf Deutsch ausgestrahlt – im damaligen Rundfunk der DDR (Jahrzehnte nach ihrer Ursendung 1939 im Flämischen Rundfunk).
1934 verlässt Ernst Ottwalt, zusammen mit seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Waltraut Nicolas, Nazi-Deutschland, geht – ebenso wie Bert Brecht und Helene Weigel – auf Einladung der Journalistin und Schriftstellerin Karin Michaelis ins dänische Exil auf die Insel Thurø und anschließend über die Tschechoslowakei nach Moskau. Dort gerät der Schriftsteller im Zuge der Stalinistischen Säuberungen unter Spionageverdacht und in die Fänge des NKWD, der sowjetischen Geheimpolizei. 1936 wird er verhaftet und zur Zwangsarbeit in ein Lager bei Archangelsk deportiert. “Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß 1946 benutzte der sowjetische Ankläger Rudenko drei Jahre nach Ottwalts Tod dessen Buch »Deutschland erwache!« noch als Beweismittel und erwähnte den in den stalinistischen Säuberungen ermordeten Autor – es klingt wie Zynismus – sogar namentlich“ (zitiert aus: http://stiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=4864 ).
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Ottwalt
http://www.zeit.de/1977/41/ottwalt-eine-karriere
http://stiftung-aufarbeitung.de/wer-war-wer-in-der-ddr-%2363%3B-1424.html?ID=4864
Links (deutsch):
https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D11859091X&method=simpleSearch
http://nemesis.marxists.org/ottwalt-ruhe-und-ordnung1.htm
http://nemesis.marxists.org/ottwalt-denn-sie-wissen-was-sie-tun1.htm
http://www.textlog.de/tucholsky-ottwalt-wissen.html
http://www.textlog.de/tucholsky-ottwalt-ruhe.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13685146.html
http://www.deutsche-biographie.de/sfz71779.html
International:
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