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Kertész, Ákos

H.A.M. 0
Ákos Kertész
Schriftsteller, Dramaturg und Drehbuchautor

Geb. 18.07. 1932 in Budapest/ Ungarn

Sein kritischer Geist und die in einem offenen Brief an die ungarische Exilzeitung ‚Amerikai Népszava‘ Ende August 2011 geäußerte unverhohlene Kritik am Umgang seiner Landsleute mit der eigenen Geschichte bringt ihm im Herbst 2011 den Hass nicht nur rechter politischer Kreise, sondern breiter Bevölkerungsschichten ein. Damit ergeht es Kertész ähnlich wie anderen Künstlern und Intellektuellen, die nach Amtsantritt der rechtskonservativen Orbán-Regierung im Mai 2010 gegen die sich mehrenden nationalistisch-rassistischen und antisemitischen Ausfälle gegen Linke, Juden und Homosexuelle protestieren. Auch und vor allem ‚unerwünschte‘ Künstler sind von den Hetzkampagnen betroffen, darunter der jüdisch-stämmige Musiker András Schiff , der Regisseur und Direktor des Nationaltheaters, Róbert Alföldi, die Philosophin Agnes Heller sowie der Schriftsteller György Konrád . Die Stadt Budapest entzieht Ákos Kertész aufgrund seiner Kritik wenig später   kurzerhand die Ehrenbürgerschaft – den vom ungarischen Staatspräsidenten persönlich geforderten Entzug des ihm 2008 verliehenen renommierten Kossuth-Preises, die höchste an ungarische Künstler zu vergebende Auszeichnung, lässt sich aus rechtlichen Gründen allerdings (noch) nicht realisieren…

Schon Kertész‘  jüdischem Vater wird es verwehrt, an einer staatlichen Universität zu studieren –  Ursache ist der in Ungarn grassierende Antisemitismus, der sich  gegen Studenten jüdischer Herkunft richtet. Er konvertiert zum Katholizismus und gründet mit dem Historiker Vilmos Juhász  die “Organisation der konvertierten Juden Ungarns“. Doch trotz seiner Konversion wird der Vater im Zweiten Weltkrieg von den ungarischen Behörden als Jude behandelt und zur Zwangsarbeit gezwungen. Der Sohn aus bürgerlichem Elternhaus darf im kommunistischen Nachkriegs-Ungarn nicht studieren, sondern wird für zwölf Jahre Produktionsarbeiter beim Bushersteller Ikarus. Sein Studium absolviert er am Abend.  1966 kommt Ákos Kertész zum Film, als Dramaturg bei ‚Mafilm‘, wo er an zahlreichen Produktionen mitwirkt, später auch für das ungarische Fernsehen. Daneben schreibt er auch für die Bühne, sowie eine Reihe von Romanen und ist nach der politischen Wende von 1994 bis 1997 Chefredakteur der literarisch-politischen Zeitschrift “Élet és Irodalom“.

Die unverarbeiteten Spuren der eigenen Geschichte: die Vernichtung der ungarischen Juden durch das Eichmann-Kommando und seine willigen Helfer in der Provinz Mitte 1944 sowie in Budapest Ende 1944, die Ghettoisierung und der Terror durch die Pfeilkreuzler, bestimmen fortan Ákos Kertész‘ Leben und sind wohl mit ein Auslöser für seine heftige (und wegen ihrer drastischen Wortwahl auch in liberalen und linken Kreisen nicht unumstrittene) Kritik am autoritären und nach rechts driftenden Gesellschaftsumbau in Ungarn. Aus Angst um sein Leben bittet Kertész Anfang März 2012 in Kanada um politisches Asyl.

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