Robert August Kahn
Komponist und Musikpädagoge
Geb. 21.07. 1865 in Mannheim
Gest. 29.05. 1951 in Biddenden/ GB
Robert Kahn war eines von neun Kindern einer angesehenen jüdischen Mannheimer Kaufmanns- und Bankiersfamilie. Sein Vater Bernhard Kahn (*1827 in Stebbach) betätigte sich in den Jahren der 1848er Revolution als politischer Agitator im Raum Stebbach (heute ein Ortsteil von Gemmingen im Landkreis Heilbronn) und musste nach dem Einsetzen der Restauration über die Schweiz in die USA flüchten, wo er 1854 die amerikanische Staatsbürgerschaft erwarb. Nach der Amnestie kehrte er 1857 zurück nach Mannheim, wo er 1860 die Bürgerrechte erhielt. Roberts Mutter Emma, geb. Eberstadt, entstammte einer seit dem 17. Jahrhundert in Worms nachgewiesenen jüdischen Familie.
Schon früh erhielt Robert, das dritte Kind von Bernhard und Emma Kahn, Klavierunterricht bei Emil Paur und Ernst Franck. Noch während seiner Schulzeit wurde er von Vinzenz Lachner im Komponieren unterwiesen, worauf die offenbar aus der Feder des Vierzehnjährigen stammenden frühesten nachgewiesenen Manuskripte im Nachlass hinweisen. Noch vor seinem 19. Lebensjahr veröffentlichte er in Mannheim die Klaviervariationen E-Dur op. 1 und die “Neun Lieder“ op. 2. Von 1882 bis 1885 studierte an der Königlichen Musikschule in Berlin und 1885/ 86 an der Akademie für Tonkunst in München bei Joseph Rheinberger (Komposition) und Heinrich Schwartz (Klavier). Schon in jungen Jahren kam Robert Kahn in persönlichen Kontakt mit den maßgeblichen Repräsentanten des romantischen Klassizismus wie Joseph Joachim, Hans von Bülow, Clara Schumann und Johannes Brahms. Besonders die Verbindung mit letzterem war prägend für ihn.
1890-1893 arbeitete Kahn als Korrepetitor an der Leipziger Oper und leitete einen Frauenchor. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Klavierlehrer an der Königlichen Hochschule für Musik Berlin (um 1893) übernahm er dort ab 1897 eine Klasse für Ensemblespiel. Zugleich hatte er an der Hochschule eine Reihe von Kompositionsstudenten. In dieser Zeit machte er sich einen Namen als Liedbegleiter bekannter Sänger sowie als Kammermusikpartner von Joseph Joachims und anderer Meisterinterpreten. 1900 heiratete Kahn Katharina Hertel, die Tochter des Kunstmalers Albert Hertel und Enkelin des Komponisten Peter Hertel, mit der er drei Töchter hatte. Nach seinem Eintritt in die Berliner Hochschule für Musik verblieb er während des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik in seinem Amt als Hochschulprofessor. Bereits 1904 mit dem Professorentitel geehrt, wurde Kahn 1917 zum ordentlichen Lehrer der Königlichen Hochschule für Musik Berlin berufen.
Bis in die 1930er Jahre wurden Kahns Lieder, Kammermusik- und Chorwerke regelmäßig aufgeführt. Ein Jahr nach seiner Pensionierung zog sich der Komponist 1931 auf seinen Landsitz im mecklenburgischen Feldberg zurück. 1934 wurde ihm von den Nazis aufgrund des ‚Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums‘ die Mitgliedschaft in der Akademie der Künste entzogen, der er seit 1917 angehörte. 1939, im fortgeschrittenen Alter von 73 Jahren, sah sich Robert Kahn schließlich genötigt, zusammen mit seiner Frau nach England zu emigrieren, wo er noch über zehn Jahre in Ashton (Surrey) bzw. in Biddenden (Kent) lebte.
Kahns (stilistisch der Romantik zuzuordnendes) kompositorisches Werk umfasst Kammermusik, darunter. zwei Streichquartette, drei Klavierquartette, fünf Klaviertrios, drei Violinsonaten und zwei Violoncello-Sonaten, des weiteren Lieder und Chöre. Zu seinen einzigen Orchesterwerken zählen ein Konzertstück für Klavier und Orchester es-moll op.74 sowie seine Orchesterserenade „Aus der Jugendzeit“. Seine erste Violinsonate widmete Kahn dem Geiger Josef Joachim, das erste Streichquartett wurde vom Joachim-Quartett uraufgeführt. Die Uraufführung seiner Orchesterserenade durch das Philharmonische Orchester Berlin fand unter der Leitung von Hans von Bülow statt.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Kahn
http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003101
Zusammengestellt von:
Hans Joachim Schneider
HINWEIS:
Unter der non-profit-Adresse http://klassik-resampled.de/kahn findet man mit 140 mp3’s mit ca. vier Stunden Musik das derzeit wohl umfangreichste Angebot an frei zugänglicher Musik von Robert Kahn, das in Zukunft noch regelmäßig und deutlich erweitert werden wird.
Des Weiteren ist unter “Tagebuch in Tönen“ (http://sf-media.lima-city.de/Klassik/index.php?option=com_content&view=category&id=221&Itemid=611&lang=de-DE) eine von Dr. Steffen Fahl für ein Symposium am Royal College of Music London erstellte Präsentation abrufbar, die Robert Kahns, in den 14 Jahren der inneren und äußeren Emigration komponierten, mit 1160 Stücken vermutlich größten Klavierzyklus der Musikgeschichte, sowie über 100 erstmals aufgenommene Klangbeispiele, enthält .
Das Angebot von Klassik-resampled ist zweisprachig verfügbar und die Präsentation diverser Werke von anderen verfemten und verfolgten Künstlerinnen derzeit in Vorbereitung.
Links (deutsch):
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=116024097
http://www.youtube.com/watch?v=-Sxm_svS3z0
http://www.youtube.com/watch?v=36HG8aGauR8&feature=related
http://www.klassika.info/Komponisten/Kahn/wv_gattung.html
https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D116024097&method=simpleSearch
http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003101
http://www.pizzicato.lu/wiederentdeckung-eines-entarteten-kammermusik-von-robert-kahn/
http://www.deutschlandfunk.de/ein-nacheiferer-des-grossen-brahms.727.de.html?dram:article_id=241144
International:
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