Luise Fleck
Filmregisseurin
Geb. 01.08. 1873 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest. 15.03. 1950 in Wien/ Österreich
Ihre familiären Wurzeln liegen mütterlicherseits im südfranzösischen Lyon, väterlicherseits wird den Kindern Luise und Claudius die Filmleidenschaft mit in die Wiege gelegt: Beide werden später Filmregisseure, Luise Fleck als zweite Frau überhaupt weltweit (nach der Französin Alice Guy-Blaché). Im August 1896 erwirbt der Vater einen Cinematographen für sein am Wiener Kohlmarkt 25 kurz zuvor eröffnetes Stadt-Panoptikums. Ihren Debutfilm „Am Gänsehäusl“ dreht die Tochter 1908. Zwei Jahre darauf gründen Luise und ihr erster Ehemann, der Wiener Fotograf Anton Kolm, gemeinsam mit Jacob Fleck, die “Erste österreichische Kinofilms-Industrie“ (später: “Wiener Kunstfilm-Industrie“) in Wien-Alsergrund, ein Unternehmen, das u.a. von Luises Vater, Louis Veltée, finanziell unterstützt wird. Zu den ersten Produktionen zählen Kurz-Dokumentationen aus Wien und anderen Regionen der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie – Konkurrenz allerdings gibt es bereits auch schon, und zwar in Gestalt der den österreichischen Markt beherrschenden französischen Film-Industrie. Ein Jahr nach Ende des Ersten Weltkrieges folgt mit der (nur fünf Jahre bestehenden) “Vita-Film“ die nächste Firmen-Neugründung des Ehepaares.
Luise Kolm ist in jenen Jahren quasi das “Mädchen für alles“, bzw. “ ein geniales Allroundtalent“, wie sich ein Zeitzeuge 1970 in einem ORF-Interview erinnert: “… zumal sich der Ehemann Kolm lediglich um die Finanzen kümmerte – sie machte alles, sie klebte Filme, machte die Schriften und half ihrem Bruder im Laboratorium. Ohne ihre Antriebsfunktion wäre der Fortbestand der Firma fraglich gewesen.“ Neben dem Alltagsgeschäft ist sie es aber auch und vor allem, die hauptverantwortlich dafür zeichnet, dass sich das Studio als Produzent sozialkritischer Dramen, in denen Klassenkonflikte und ideologische Fragen behandelt werden, den Standardproduktionen anderer Produktionsfirmen der damaligen Zeit entgegensetzt.
Nach dem Tod Anton Kolms 1922 heiratet Luise Kolm 1924 in zweiter Ehe ihren langjährigen Co-Regisseur Jacob Fleck . Das ‚Regie-Ehepaar‘ der Goldenen Zwanziger lebt ab 1926 in Deutschland und arbeitet in Berlin für Produktionsgesellschaften wie Liddy Hegewald und die Ufa. Weit über 30 Filme entstehen in diesen Jahren, teilweise produzieren die Flecks neun Streifen pro Jahr (darunter 1927 die Erstverfilmung von “Der fröhliche Weinberg“, nach der Lustspielvorlage von Carl Zuckmayer ). Mit Hitlers Machtübernahme 1933 kehrt die Familie nach Wien zurück: Der Jude Jacob Fleck ist im Deutschen Reich nicht länger gelitten. In Wien und Prag produzieren sie weiter für ‚Hegewald-Film‘, und ihr Sohn Walter Kolm-Veltée, der bei ‚Tobis-Film‘ eine Tonmeisterausbildung absolviert, führt pro forma Regie.
Nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1938 gerät das Österreichische Filmwesen binnen kürzester Zeit unter Kontrolle der Reichskulturkammer. Jacob Fleck, der mittlerweile seinen Lebensunterhalt als Retuschierer für einen Fotografen verdient, kommt kurz darauf ins KZ Buchenwald und wird anschließend für 16 Monate im Konzentrationslager Dachau interniert (wo u.a. auch österreichische Intellektuelle wie der Librettist Fritz Löhner-Beda und der Historiker Viktor Matejka inhaftiert sind). Nach seiner Entlassung 1940 gelingt der Familie die Flucht ins Exil nach Shanghai . Hier dreht der chinesische Regisseur Fei Mu mit ihnen in Ko-Regie den Film “Söhne und Töchter der Welt“, die einzige Zusammenarbeit von chinesischen und ausländischen Filmkünstlern vor Gründung der Volksrepublik China.
1947 wird Österreichs erstes Nachkriegsstudio, die von August Diglas, Emmerich Hanus und Elfi von Dassanowsky gegründete ‚Belvedere-Film‘, gegründet. In der Hoffnung auf ein Comeback kehren die Flecks in ihre Geburtsheimat zurück, ohne allerdings an ihre früheren Filmerfolge je wieder anschließen zu können. Drei Jahre nach Luise Kolm-Flecks Tod stirbt auch ihr Mann Jacob.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Luise_Fleck
http://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Fleck
Links (deutsch):
http://www.imdb.de/name/nm0281389/
http://www.bezirksmuseum.at/default/fileadmin/user_upload/Bezirke/Bezirk-06/Kinos_-_Text.pdf
http://www.cyranos.ch/smflec-d.htm
http://humor.li/wiki/Wiener_Kunstfilm-Industrie
International:
http://www.sensesofcinema.com/2004/great-directors/kolm_fleck/
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