Gerhard F. (Friedrich) Hering
Journalist, Regisseur und Theaterintendant
Geb. 28. 08 (oder 10.) 1908 in Rogasen bei Posen
Gest. 12.04. 1996 in Darmstadt
Das Studium der Publizistik, Literatur- und Theaterwissenschaft an den Universitäten Berlin und Heidelberg beendet Hering 1932 mit seiner Promotion zum Dr. phil und volontiert ab April 1933 für ein Jahr bei der ‚Magdeburgischen Zeitung‘, die ihm danach direkt die Leitung des Feuilletons anbietet. 1937 wechselt er zum Feuilleton der ‚Kölnischen Zeitung‘, bis ihn 1941 das NS-Regime aus dem Amt zwingt und mit Schreibverbot belegt. Zwei Jahre lang gelingt es Hering zwar, dies unter Zuhilfenahme eines Pseudonyms zu unterlaufen – dann ist auch damit Schluss. Er wendet sich dem Theater zu und debütiert 1943 in Essen mit einer Inszenierung von Goethes Trauerspiel “Die natürliche Tochter“. Aber auch hier folgt die Konsequenz auf den Fuß: Die Aufführung wird sofort nach der Premiere verboten, das Theater in der folgenden Nacht bei einem Bombenangriff zerstört.
Nach dem Krieg gibt Hering in Konstanz die Zweimonatsschrift ‚Vision‘ heraus und ist Chefdramaturg am damals in Konstanz residierenden ‚Deutschen Theater‘ Heinz Hilperts. Zu seinen weiteren beruflichen Stationen gehört die Leitung der ‚Otto-Falckenberg-Schule‘ der Münchener Kammerspiele sowie die Tätigkeit als Chefdramaturg und Regisseur am Staatstheater Stuttgart. 1959 führt er Regie bei der legendären Verfilmung des Gerdt von Bassewitz‘-Kindermärchens aus dem Jahr 1912: “Peterchens Mondfahrt“.
Für das im Mai 1960 eröffnete WDR-Studio in Düsseldorf übernimmt Dr. Gerhard F. Hering, seit 1968 ordentliches Mitglied der ‚Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung‘, die Leitung des Kultur-Ressorts und ist von 1961 bis 1971 in der Nachfolge Gustav Rudolf Sellners Intendant am Landestheater Darmstadt, wo seine besondere Leidenschaft dem literarischen Theater gilt. Die deutsche Erstaufführung von Jean Genets “Neger“ (“Les nègres“) am 30. Mai 1966 in der Regie von Gerhard F. Hering (Co-Regisseur ist der israelische Pantomime Samy Molcho) sorgt für erheblichen Unmut des französischen Autors, denn, so Genet “Das Stück sei (…) schwarzen Darstellern auf den Leib geschrieben und für weiße durchaus ungeeignet.“ (hier zitiert aus: DER SPIEGEL 24/1964/ http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46173883.html ). Der Versuch Genets, die Aufführung des Stückes per einstweiliger Verfügung zu verhindern, scheitert schließlich vor Gericht.
Als freier Regisseur arbeitet Gerhard F. Hering u.a. auch am von Gerhard Klingenberg bis 1976 geleiteten Wiener Burgtheater. In Österreich ist er zu dieser Zeit schon kein Unbekannter mehr: Bereits 1964 hat man ihm aufgrund seiner besonderen Verdienste um das Werk Franz Grillparzers den vom österreichischen Unterrichtsministerium gestifteten Grillparzer-Ring verliehen.
Der über viele Jahre hinweg an einem Augenleiden laborierende und zum Schluss völlig erblindete Essayist und Regisseur stirbt im 88. Lebensjahr, am Ort seines langjährigen Theaterschaffens, im hessischen Darmstadt.
Quellen:
Links (deutsch):
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