Vann Nath
Maler
Geb. 07.01. 1946 in in Wat Sopee (Provinz Battambang) / Kambodscha
Gest. 05.09. 2011 in Phnom Penh)/ Kambodscha
Seine Eltern sind so arm, dass bereits der Sohn mit Fabrikarbeit zum Lebensunterhalt beitragen muss, anstatt die Schule besuchen zu können. In den 1960er Jahren durchlebt Vann Nath eine – in Kambodscha durchaus übliche – Phase als buddhistischer Mönch, nimmt aber ab 1965 Unterricht in bildender Kunst an einer privaten Regionalschule. Auch und vor allem die französische Malerei, und hier besonders der Impressionismus, wird einen tiefen Eindruck auf sein späteres künstlerisches Schaffen hinterlassen. Nach zwei Jahren Ausbildung beginnt Vann Nath seine Tätigkeit als Maler. Es entstehen Filmplakate, Schilder, Porträts…und immer wieder Landschaften.
1975 ändert sich das Leben des Malers Vann Nath radikal: Die kommunistischen ‚Roten Khmer‘ zerschlagen nach ihrer Machtübernahme die bestehenden Gesellschaftsstrukturen Kambodschas mit aller Brutalität. Die Metropole Phnom Penh wird innerhalb von 24 Stunden nahezu komplett entvölkert, Hunger und Krankheiten raffen in der Folgezeit große Teile der Bevölkerung dahin. Besonders den Intellektuellen des Landes gilt dabei der besondere Hass der Herrschenden. Sie werden verfolgt, verhaftet, gefoltert und ermordet.
Auch der Maler Vann Nath muss Zwangsarbeit leisten. Am 30. Dezember 1977 wird er, unter dem Vorwurf der Agententätigkeit für den US-amerikanischen Geheimdienst CIA, in den zum Gefängnis umgewandelten Buddhistischen Tempel Wat Samrong in Battambang eingeliefert und an seinem 32. Geburtstag ins berüchtigte Foltergefängnis S-21 überstellt. Im von Stacheldraht umzäunten Gebäude einer ehemaligen Schule im Stadtzentrum von Pnom Penh ist Vann Nath in einer Massenzelle, zusammen mit 50 anderen Häftlingen, angekettet der Willkür seiner Bewacher ausgeliefert. Sein Talent als Maler rettet ihm womöglich das Leben: Auf Geheiß der Gefängnisleitung muss Vann Nath Gemälde von Pol Pot für Propagandazwecke anfertigen. Die meisten seiner Mithäftlinge werden nach unvorstellbaren Folterungen auf den sogenannten ‚Killing Fields‘ vor den Toren der Hauptstadt umgebracht. Erst 1979 findet das Schreckensregime mit dem Einmarsch der vietnamesischen Armee ein Ende. Die Zahl der Opfer des Pol Pot-Regimes wird heute mit 1,4 bis 2,2 Millionen beziffert, darunter zahlreiche buddhistische Mönche, Beamte, Intellektuelle und Künstler wie Vann Nath, der mit nur sechs anderen Häftlingen die Schrecken des S-21-Foltergefängnisses überlebt hat.
Im selben Jahr noch wird er von der neuen Regierung um die malerische Darstellung der Foltermethoden im S-21 gebeten. Zusammen mit den dort ausgestellten Folterinstrumenten und Fotos dokumentieren seine Bilder heute im zum Museum umgewandelten Tuol Sleng-Gefängnis (dem ehemaligen S-21) die Qualen der damals Inhaftierten. Mehr als drei Jahrzehnte nach Ende des Schreckensregimes in Kambodscha begegnet Vann Nath seinem ehemaligen Gefängnisleiter noch einmal. Diesmal vor Gericht: Im Prozess gegen Kaing Guek Eav sagt Vann Nath in Pnom Penh als einer der wenigen noch überlebenden Zeugen aus. Im Alter von 65 Jahren stirbt der Maler an den Folgen einer langjährigen Nierenerkrankung.
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