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Slutzky-Arnheim, Hedwig

H.A.M. 0
Hedwig Slutzky-Arnheim
Kunststickerin, Illustratorin, Schneiderin

Geb. 7.1.1894 Hamburg
deportiert 7.10.1943 nach Auschwitz

„Einer macht sich hässlich – Eine macht sich schön. Die tägliche Maske“ nannte der Hamburger Fotograf Erich Kastan die Fotofolge, in der er den Schauspieler Fritz Kortner und die Künstlerin Hedwig Slutzky-Arnheim in der illustrierten Beilage des „Hamburger Anzeigers“ gegenüberstellte. Erich Kastans Fotoatelier befand sich im Hause ihres Vaters, des Arztes Dr. Felix Arnheim (1864-1941), am Isequai.

Hedwig Arnheim, das älteste Kind von Felix Arnheim und seiner Frau Lisbeth, geb. Samuel, wurde im Juli 1894 evangelisch getauft. Noch vor 1914 besuchte sie die Hamburger Kunstgewerbeschule, lernte Akt- und Porträtzeichnen, Kunstgewerbe und Design. Aus dieser Zeit stammen Holzschnitte zu dem Roman „Im Föhrer Ley“ des Hamburger Schriftstellers Adolf Goetz sowie seinen ebenfalls 1914 erschienenen Alltagsbeobachtungen, die unter dem Titel „Hamburgischer Püttjerkram“ veröffentlicht wurden.

1915 heiratete Hedwig Arnheim ihren Lehrer, den Maler und Holzschneider Ewald Dülberg, 1918 wurde ihre Tochter Ester Maria geboren. Die Ehe wurde schon 1921 geschieden. Von 1922 bis 1923 lernte sie am Weimarer Bauhaus, u.a. bei der Webmeisterin Gunta Stölzl. 1923 heiratete sie den Bauhausmeister und Designer Naum Slutzky. Für kurze Zeit lebten sie in Berlin, seit Oktober 1924 in Hamburg. Die Ehe mit Naum Slutzky endete 1930. In der elterlichen Wohnung lebend, bestritt sie ihren Lebensunterhalt durch Textilarbeiten. Überliefert sind farbig-leuchtende Stickereien mit phantasievollen Motiven.

Im Februar 1936 emigrierte Hedwig Slutzky-Arnheim nach Südfrankreich. Nizza wurde ihr neuer Lebensmittelpunkt, wo sie vorwiegend von ihren Schneiderarbeiten lebte. Im September 1943 als Jüdin denunziert und im Lager Drancy interniert, wurde sie von dort im Oktober 1943 nach Auschwitz deportiert. Ein Todesdatum ist unbekannt.

Seit dem 23. Januar 2006 erinnert ein Stolperstein vor dem ehemaligen Elternhaus am Isequai 5 an die heute fast vergessene Künstlerin Hedwig Slutzky-Arnheim.

Literatur:
  • Monika Rudolph, Naum Slutzky. Meister am Bauhaus. Goldschmied und Designer. Stuttgart 1990, S. 32ff.;
  • Maike Bruhns, Kunst in der Krise. Bd.2: Künstlerlexikon Hamburg 1933-1945. Verfemt, verfolgt – verschollen, vergessen. Hamburg 2001, S. 363f.;
  • Wilfried Weinke, Verdrängt, vertrieben, aber nicht vergessen. Die Fotografen Emil Bieber, Max Halberstadt, Erich Kastan, Kurt Schallenberg. Weingarten 2003, S. 17, 206;
  • Maike Bruhns, Geflohen aus Deutschland. Hamburger Künstler im Exil 1933-1945. Bremen 2007, S. 80-82;
  • Ulrike Graubner, Hedwig-Slutzky-Arnheim. In: Maria Koser, Sabine Brunotte, Stolpersteine in Hamburg-Eppendorf und Hamburg-Hoheluft-Ost. Biographische Spurensuche. Bd. 1: A-l. Hamburg 2011, S. 52f.

Autor:
Wilfried Weinke

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