Hermann Mathias Görgen
Politiker
Geb. 23.12.1908 in Wallerfangen/Saar
Gest. 3.5.1994 in Bonn
Ein verworrenes Schicksal hat dieser Mann im Zuge der Naziverfolgung, seiner Heimat Saarland und kurioser politischer Neuanfänge in Nachkriegsdeutschland erlebt.
Nach dem Abitur in Saarlouis studierte er Theologie, Philosophie, Pädagogik, Geschichte und Kirchenrecht an der Universität Bonn. Dort wurde Görgen 1933 zum Dr. phil. promoviert und arbeitete auch zunächst in der späteren Bundeshauptstadt, von 1935 bis 1938 als Assistent in Salzburg: Am Institut für deutsche Geistesgeschichte, wo er 1938 zum ordentlichen Professor an der Philosophischen Fakultät der Katholischen Universität berufen wurde.
Doch noch vor Dienstantritt floh Hermann M. Görgen aus politischen Gründen zunächst nach Prag und weiter nach Zürich. Dort wurde er erneut Assistent seines Bonner Doktorvaters Friedrich Wilhelm Foersters. Gemeinsam mit der Münchner Jüdin Dora Schindel („Dona Dorli“) besorgte er für 48 Personen, darunter Juden und Regimegegner wie Johannes Hoffmann und Walter Kreiser tschechische Pässe, um deren Ausreise in ein Gastland zu ermöglichen. Verhandlungen mit neun Ländern führten endlich zum Erfolg. Brasilien nahm die Gruppe auf. Dort arbeitete er in einer von ihm gegründeten Metallfirma und als Privatdozent. 1950 erhielt er einen Lehrstuhl für Philosophie, Wirtschaft und Geschichte an der Volkswirtschaftlichen Fakultät der Universität von Juiz de Fora in Brasilien.
1954 kehrte Hermann M. Görgen nach Deutschland zurück. Genauer: In seine Heimat Saarland, wo Johannes Hoffmann, dem er einst geholfen hatte, Regierungschef geworden war. Durch seine Fürsprache wurde Görgen Generaldirektor des Saarländischen Rundfunks. Beide befürworteten ein selbständiges Saarland. Doch das „Saarstatut“ fiel in einer Volksabstimmung mit Pauken und Trompeten durch. Die separatistische Regierung Hoffmann musste zurücktreten und Görgen sein Amt als Rundfunkchef aufgeben.
Doch das war erst der Beginn seiner Karriere als Politiker: 1957 wurde Hermann M. Görgen Beauftragter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung für Sonderaufgaben in Lateinamerika (bis 1973) und 1959 Sonderbeauftragter von Bundeskanzler Konrad Adenauer für Brasilien.
Als Dank gegenüber seinem damaligen Exilland gründete er mit Dora Schindel 1960 die Deutsch-Brasilianische Gesellschaft für den Kulturaustausch zwischen beiden Ländern und ein Jahr später das Lateinamerika-Zentrum als Organisation der Entwicklungszusammenarbeit (www.topicos.de). Maßgeblich beteiligt war Hermann M. Görgen auch an der Gründung des katholischen Hilfswerks Adveniat.
Im Saarland war Hermann M. Görgen zunächst Mitglied der Christlichen Volkspartei. Als die CVP vor der Bundestagswahl 1957 sich als Saarländischer Landesverband der CSU konstituierte, wurde auch er CSU-Mitglied. Von 1957 bis 1961 war Görden Abgeordneter im Deutschen Bundestag, gewählt über die Landesliste der CSU im Saarland gewählt. Auch setzte er sich im Wiedergutmachungsausschuss für die Völkerverständigung ein. In Vergessenheit geriet ein Vorwurf des Magazins SPIEGEL, den Professorentitel möglicherweise unberechtigt zu führen.
Quelle:
Wikipedia
Bearbeitet von:
Hajo Jahn
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