Esslin, Martin Julius

Martin Julius Esslin (eigtl. Julius Pereszlényi bzw. Pereszlényi Gyula Márton)

Theaterwissenschaftler, Dramatiker, Regisseur, Journalist und Übersetzer

Geb. 06.06. 1918 in Budapest/ Österreich-Ungarn

Gest. 24.02. 2002 in London/ GB

Als der in einer jüdischen Familie christlich erzogene Martin kaum zwei Jahre alt ist, fliehen seine Eltern nach Ende des Ersten Weltkrieges und dem damit verbundenen Zusammenbruch der Doppelmonarchie aus politischen Gründen ins benachbarte Österreich. Für seinen weiteren Lebensweg wird nicht zuletzt die Schwester seiner Stiefmutter entscheidend sein: Ihre Liebe zum Theater, und vor allem zum Schauspieler Alexander Moissi, begründen auch Martins Leidenschaft für die Bühne, und so belegt er, nach dem Abitur am Bundesgymnasium II, neben seinem Philosophie- und Englisch-Studium an der Universität Wien, gleichzeitig Regie-Kurse am örtlichen Max-Reinhardt-Seminar.

Der ‚Anschluss‘ Österreichs an Hitlerdeutschland im Frühjahr 1938 zwingt auch ihn, wie viele andere Intellektuelle, in die Emigration. Zu dieser Zeit hält er sich gerade für einen Film, den Max Reinhardt dreht, in der Tschechoslowakei auf und flieht, sein Abschlußzeugnis in der Tasche, nach Brüssel und von von dort mit einem Touristenvisum nach London, wo er durch Vermittlung der ‚Bloomsbury Group‘ 1940 eine erste Anstellung bei der BBC erhält. Als Mitarbeiter der deutschsprachigen Sendungen ist er dann während des Zweiten Weltkrieges u.a. beim ‚Monitoring Service‘, dem Abhördienst der BBC, tätig.

Neben seiner journalistischen Arbeit widmet er sich weiterhin auch dem Schreiben und verfasst 1949 für (den ebenfalls in die Emigration getriebenen) Berthold Goldschmidt das Libretto seiner Oper “Beatrice Cenci“, deren Uraufführung allerdings erst 1988 stattfinden wird. 1963 übernimmt Martin Julius Esslin, wie er seit seiner Einbürgerung nun heisst, die Leitung der BBC-Hörspielabteilung und verhilft in den Folgejahren kontinentaleuropäischen Theaterautoren wie Sławomir Mrożek, Eugène Ionesco, Harold Pinter, Jean Genet, Günter Grass and Edward Albee zum Durchbruch im englischsprachigen Raum. Auch und vor allem seine seit 1947 mit ihm verheiratete Frau Renate Gerstenberg unterstützt ihn bei der Übersetzung von deutschsprachigen Stücken ins Englische. Eine sehr besondere Freundschaft verbindet Esslin seit den späten 50er Jahren mit dem irischen Dramatiker (und späteren Litertur-Nobelpreisträger) Samuel Beckett. Ansehen erwirbt sich Esslin als Hörspielleiter bei der BBC, berühmt wird er jedoch 1961 mit seinem Buch über “Das Theater des Absurden“, ein Bestseller, der fortan zur einschlägigen Standardliteratur gehört. 1969 übernimmt Martin Esslin er einen Lehrauftrag an der ‚Florida State University‘ und gibt 1977 seine Arbeit bei der BBC auf, um sich bis Ende der 80er Jahre voll und ganz seiner Unterrichtstätigkeit an der ‚Stanford University‘ widmen zu können.

Im Alter von 83 Jahren erliegt der begnadete Erzähler und “Wegbereiter des modernen Theaters“, von der Republik Österreich zum Professor ernannt und seit 1972 auch ‚Officer of the Order of the British Empire‘, den Folgen seines langjährigen Parkinson-Leidens im Londoner ‚National Hospital‘.

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Esslin

http://en.wikipedia.org/wiki/Martin_Esslin

Heike Tausch: Vom Glauben an das Leben. Die Lange Nacht des Theater- und Hörspielmanns Martin Esslin (http://www.heike-tauch.de/ )

http://www.sfgate.com/news/article/Prof-Martin-Esslin-scholar-of-the-theater-2868902.php

http://news.stanford.edu/news/2004/may5/esslin-memorial-55.html

Links (deutsch):

https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D132314649&method=simpleSearch

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/feature/1939378/

http://www.zeit.de/1973/10/ein-brueckenbauer

http://www.gleichsatz.de/b-u-t/spdk/messlin.html

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