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Chaplin, Charles

H.A.M. 0

Charles Spencer (“Charlie“) Chaplin

Schauspieler, Regisseur, Komponist

Geb. 16.04.1889 in London/ Großbritannien

Gest. 25.12.1977 in Corsier-sur-Vevey/ Schweiz


Natürlich geht er noch nicht ins “Exil“, als er zum ersten Mal aus seinem  Geburtsland in die USA wechselt. Dort wird der aufgehende Star 1913 bei einer Aufführung der ‘London Comedians‘ in New York für das junge Medium Film  entdeckt. Die ‘Keystone Company‘ engagiert ihn, den Unbekannten. Als er weltberühmt ist,  wird er wegen “subversiver Tätigkeiten“ ausgewiesen. Oder, richtiger gesagt: 1952 verweigern ihm die USA nach einem Europatrip die Wiedereinreise. Charlie Chaplin wird nun wirklich Exilant und lässt sich in Corsier-sur-Vevey nieder, im Schweizer Kanton Waadt am Genfer See.


Der ehemalige Friseurlehrling tritt seit 1899 in Varietés auf, spielt ab 1906 pantomimische, witzige Rollen bei den ‘London Comedians‘ und kommt auf Tourneen bereits in die Vereinigten Staaten. Doch erst bei einem weiteren Gastspiel wird man bei ‘Keystone‘ auf ihn aufmerksam. Da stecken die “laufenden Bilder“ noch in den Kinderschuhen, Filme werden per Hand gedreht und ebenso vorgeführt, begleitet meist von einem Klavierspieler. Die Figur des “Tramps“ hat Chaplin noch nicht erfunden, aber bereits in seinem zweiten Film ‘Kid Auto Races at Venice‘ trägt er im Frühjahr 1914 seine unverwechselbare Kostümierung: Melone, Schnurrbart, übergroße Hosen und einen zu engen Gehrock sowie ausgebeulte Schuhe.


92 Streifen dreht er insgesamt, davon 35 schwarzweiße Stummfilme in wenigen Monaten für ‘Keystone‘, fast wie am Fließband. 1914 wechselt er zur Produktionsfirma ‘Essanay‘ und geht 1915 nach Kalifornien in die boomende Filmstadt Hollywood. Mittlerweile ist er etabliert, berühmt und kann durchsetzen, seine eigenen Filme nach selbstgeschriebenen Drehbüchern zu drehen, in denen er spielt und für die er zum Teil auch die Musik schreibt.


Spät, und erst nach langem Widerstreben, verabschiedet er sich vom Stummfilm. Chaplins erster Tonfilm wird eine satirische Slapstick-Komödie: “Der große Diktator“ persifliert Adolf Hitler, nimmt den Faschismus und den Militarismus aufs Korn, zielt jedoch symbolisch auch auf die Supermacht USA.


Eine Steilvorlage für J. Edgar Hoover, den damaligen Chef des FBI, der schon lange die angeblich kommunistischen Filmemacher kritisch beäugt. Chaplin wird zudem von der konservativen Presse politisch angegriffen, weil er sich nicht freiwillig als Soldat meldet – die USA haben in den Zweiten Weltkrieg eingegriffen.


1919 gründen selbstbewusste Filmemacher und Schauspieler ‘United Artists‘,  um eigene Vorstellungen produzieren und verleihen zu können (etwas Vergleichbares entsteht Jahrzehnte später in der Bundesrepublik mit dem ‘Filmverlag der Autoren‘).


Während die Künstler sich für soziale und politische Themen einsetzen, kritisch nach Italien und Deutschland schauen, halten viele einflussreiche US-Amerikaner Mussolini und Hitler für Staatsmänner und Verbündete gegen den Kommunismus. Die US-Zensurbehörde verweigert denn auch zunächst die Aufführungsgenehmigung für “The great Dictator“.


Und die Nazis? Sie halten Chaplin für einen Juden (im antisemitischen Propagandafilm “Der ewige Jude“). Der aber reagiert auf solche Zuordnungen, auch von Seiten mancher Amerikaner, nur mit Verachtung, solidarisiert sich mit den Verfolgten und fordert gar 1942 öffentlich eine Westfront im Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland. FBI-Chef Hoover und  Konsorten  verhöhnen ihn deshalb, und wissen viele Bürger auf ihrer Seite, denn Chaplin ist laut Pass noch immer Brite. Für die Intellektuellen und seine zahlreichen Fans auch in den Staaten hingegen ist er, der auch Romane schreibt, ein Genie.


Dem konservativen Amerika ist der liberale Filmemacher und Pazifist hingegen kein Vorbild. Eine Vaterschaftsklage wird ihm angehängt; zahlreiche Affären stempeln ihn zum Hallodri. Erst die vierte Ehe – mit Oona, der Tochter des Dramatikers Eugene O’Neill – wird eine Verbindung fürs Leben. Mit acht Kindern.


Chaplin, der arme Junge aus einem Armenviertel Londons, ist inzwischen steinreich, bekommt Millionengagen, gilt als einer der weltweit bekanntesten und populärsten Filmschauspieler. Das schützt ihn nicht vor dem Hass und der Verfolgung durch Edgar Hoover und Senator Joseph McCarthy, Es ist die Zeit des Kalten Krieges, beherrscht von blindem Antikommunismus. Wiederholt wird Charles Chaplin im Herbst 1947  vor das ‘Komitee für unamerikanische Umtriebe‘ (House Un-American Activities Committee) zitiert, wird verhört von Leuten, die schon lange versuchen, ihm die Aufenthaltsgenehmigung zu entziehen. Sie verdächtigen ihn, Marxist und ohne Verfassungstreue zu sein.


Der Star antwortet auf seine Weise: “Ich erkläre Hollywood den Krieg!“ polemisiert er in einem englischen Wochenmagazin.


Als er zur Weltpremiere seines Films “Rampenlicht“ nach London reist, eröffnet Edgar Hoover in den USA ein Verfahren gegen Chaplin wegen subversiver Tätigkeiten und lässt ihm die Einreise verweigern. Die Retourkutsche hat Format: In der Satire “Ein König in New York“ spießt Charlie Chaplin alles auf, was ihm am politischen Amerika missfällt. Obwohl er seine großen Erfolge fast alle in den USA gemacht hat, werden seine Filme nicht dort, sondern bei der ‘Cineteca die Bologna‘ in Italien restauriert. Im Auftrag der ‘Chaplin Assosiation‘.


Nur einmal noch kehrt Charles Spencer (“Charlie“) Chaplin in die Vereinigten Staaten zurück: 1972 wird er wie ein König gefeiert: Bei der Verleihung des Oscars für sein Lebenswerk.


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Chaplin

http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ChaplinCharlie/

 


Bearbeitung:

Hajo Jahn


Links (deutsch):

filmhttp://www.arte.tv/de/charlie-chaplin/2971146.html

http://de.labournet.tv/video/6592/modern-times-moderne-zeiten

http://www.arte.tv/de/charlie-chaplin/2971146.html

https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D118520113&method=simpleSearch

http://www.abendblatt.de/vermischtes/article2191351/Die-Geheimdienstakte-Charlie-Chaplin.html

http://www.spiegel.de/sptv/reportage/a-182248.html


International:

http://vault.fbi.gov/charlie-chaplin/

http://www.charliechaplinarchive.org/

http://www.chaplinmuseum.com/fr/

http://www.charliechaplin.com/

http://archive.org/search.php?query=-contributor%3Agutenberg%20AND%20%28subject%3A%22Chaplin%2C%20Charlie%2C%201889-1977%22%20OR%20creator%3A%22Chaplin%2C%20Charlie%2C%201889-1977%22%20OR%20creator%3A%22Charlie%20Chaplin%22%20OR%20title%3A%22Charlie%20Chaplin%22%20OR%20description%3A%22Charlie%20Chaplin%22%29%20AND%20mediatype%3Amovies&page=1

http://www.gresham.ac.uk/lectures-and-events/charles-chaplin-bridging-three-centuries

http://www.openculture.com/2011/12/free_charlie_chaplin_films_on_the_web.html

http://global.britannica.com/EBchecked/topic/106116/Charlie-Chaplin

http://fr.wikipedia.org/wiki/Charlie_Chaplin

http://en.wikipedia.org/wiki/Charlie_Chaplin

http://chaplin.bfi.org.uk/restoring/

http://www.nytimes.com/learning/general/onthisday/bday/0416.html

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