Kurt Gerron
Schauspieler und Filmregisseur
Geb. 11.5. 1897 in Berlin
Gest. 28.10. 1944 im KZ Auschwitz
Noch der Abiturient wird Soldat. Mehrfach verwundet, studiert er Medizin an der Universität Berlin und kehrt noch vor Abschluß des Studiums als Arzt an die Front zurück. Nach Kriegsende setzt er sein sein Studium fort, entdeckt aber sehr bald seine Liebe zur Bühne. Gerron spielt zwischen 1920 und 1925 bei Max Reinhardt in Berlin, ist Sänger und Schauspieler, arbeitet beim Kabarett, tritt in Revuen auf und inszeniert ab 1930 selber am Theater. Seine Darstellung des Mackie-Messer in Brecht / Weills Dreigroschenoper 1928 macht ihn quasi über Nacht berühmt.
Seit Anfang der 20er Jahre steht sein Name für profilierte Nebenrollen. In zahlreichen UFA-Komödien agiert Gerron vor der Kamera, darunter in Der Goldene Schmetterling (1926, Regie: Michael Curtiz), Das Tagebuch einer Verlorenen (1929, Regie: Georg Wilhelm Pabst) sowie der Bergfilm-Klassiker Die Weiße Hölle vom Piz Palü (1929, Regie: Arnold Fanck und Georg Wilhelm Pabst)).
Auch mit Aufkommen des Tonfilms kann Kurt Gerron (im Gegensatz zu vielen anderen) seine Karriere fortsetzen. Im Mai 1930 steht er neben Curt Bois als Filmregisseur in Reinhardts Inszenierung von Fritz von Unruhs Phaea auf der Bühne des Deutschen Theaters und agiert – in seiner wohl berühmtesten Rolle – 1930 als Varietédirektor Kiepert mit Emil Jannings und Marlene Dietrich in Der Blaue Engel (nach der Romanvorlage von Heinrich Mann) unter der Regie von Josef von Sternberg. In Wilhelm Thieles Die Drei von der Tankstelle verkörpert er im selben Jahr den Dr. Kalmus an der Seite von Lilian Harvey, Willy Fritsch, Heinz Rühmann und Oscar Karlweis.
Seit 1926 führt Kurt Gerron bereits auch selbst Regie, dreht Filme wie Der Stumme von Portici (1931), Der Weiße Dämon (1932), Heut kommt’s drauf an (1933) mit Hans Albers oder Kind, ich freu‘ mich auf Dein Kommen (1933) mit Magda Schneider und Wolf Albach-Retty in den Hauptrollen.
Im Frühjahr 1933 emigriert Kurt Gerron vor den Nationalsozialisten nach Paris, arbeitet hier weiter als Filmregisseur, geht aber im Oktober 1935 über Österreich und Italien in die Niederlande. 1940 marschiert die Deutsche Wehrmacht ein – Juden wie Kurt Gerron sind nun auch hier gefährdet. Dennoch leitet er bis 1943 das jüdische Theater Joodsche Schouwburg in Amsterdam, an dem auch andere deutsche Emigranten wirken.
Im September 1943 wird Kurt Gerron von der SS verhaftet und über das holländische Durchgangslager Westerbork nach Theresienstadt deportiert. Dort leitet er das Häftlingskabarett Karussell. Die Nazis zwingen ihn, den Propagandafilm Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet (besser bekannt unter: Der Führer schenkt den Juden eine Stadt) zu drehen, der das KZ Theresienstadt als „lebenswertes Ghetto“ darstellt. Zu den Darstellern gehören unter anderem die im Lager inhaftierten Komponisten Pavel Haas und Hans Krása.
„Sein Drehbuch, von Goebbels genehmigt, zählt 1148 Einstellungen. Er dreht sie alle, Munteres Lagerleben im August und September 1944. Wir sehen, wie schön es dort war. Am 6. April 1945 hatte sich eine Delegation des Internationalen Roten Kreuzes in Theresienstadt den Dreiviertelstundenfilm angeguckt. Warum hatte Gerron, der arbeitswütige, sich dazu hergegeben?“
(aus: Dietrich Kuhlbrodt, Kurt Gerrons Karussell, in:
http://www.filmzentrale.com/rezis/kurtgerronskarusselldk.htm)
Erst 1964 wird in einem Prager Filmarchiv ein fünfzehnminütiges Fragment des jahrelang verschollenen Filmes gefunden.
Kurt Gerrons Hoffnung, durch seine Mitarbeit an dem perfiden Machwerk sein Leben, das seiner Familie und der Mitwirkenden retten zu können, wird sich allerdings nicht erfüllen.
Nach Ende der Dreharbeiten deportieren die Nationalsozialisten den Schauspieler und Regisseur ins Konzentrationslager Auschwitz, wo er Ende Oktober 1944 – ebenso wie die meisten der am Film Beteiligten – in der Gaskammer umkommt.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Gerron
http://www.steffi-line.de/archiv_text/nost_buehne/06g_gerron.htm
Links (deutsch):
http://www.filmportal.de/df/f7/Uebersicht,,,,,,,,5E6622D70DB24202AC42D6F7641B2714,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,.html
http://www.wdr.de/tv/wdr-dok/ archiv/2004/040924_02.phtml
http://www.cine-holocaust.de/cgi-bin/gdq?efw00fbw000812.gd
http://www.hagalil.com/or/2004/07/verehrtverfolgtvergessen.htm
International:
http://www.hollandscheschouwburg.nl/site_nl/theater/schouwburg.html
http://www.german-cinema.de/app/filmarchive/film_view.php?film_id=500
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