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Wisten, Fritz

H.A.M. 0

Fritz Wisten

Schauspieler, Regisseur und Intendant

Geb. 25.03.1890 in Wien/ Österreich-Ungarn

Gest. 12.12.1962 in Ost-Berlin/ DDR


Geboren wurde er als Moritz Weinstein. Sein Namen ist untrennbar verbunden mit dem „Kulturbund Deutscher Juden“. Es waren die Juden selbst, die seine Gründung beantragt hatten. Auf den ersten Blick mag das merkwürdig erscheinen – wie in vor-auseilendem Gehorsam nahmen sie gleich zu Anfang die Absonderung vor, die ihnen das Regime bald mit wachsender Brutalität auferlegen würde –, an dieser Merkwürdigkeit seines fürchterlichen Endes aber ist bereits zu erkennen, was es mit dem deutsch-jüdischen Verhältnis auf sich hatte: Als das europäische Judentum am Ende des 18. Jahrhunderts seine moderne Form anzunehmen begann, war ihm das ‚Deutsche’ zunächst als Kultur-Raum begegnet, in dem es seine Säkularisation vollziehen konnte. Diese Erfahrung teilten die Juden mit vielen Europäern, und der Kulturbegriff der deutschen Aufklärung kam den Bedürfnissen einer aus ihrem Religionsgesetz heraustretenden Menschengruppe deutlich entgegen.


Als die Juden die Gründung des Kulturbundes beantragten, klagten sie das Versprechen der Aufklärung ein, in deren Schutz sie einst den Raum der deutschen Kultur betreten hatten. Das erste Stück, das der Kulturbund zur Aufführung brachte, war Lessings „Nathan der Weise“, und es war auch das erste Stück, das nach dem Ende des Dritten Reiches wieder auf Deutschlands Bühnen zu sehen war.


Es ist Fritz Wisten, der den  „Nathan“ zur Wiedereröffnung des Deutschen Theaters in Berlin inzeniert. 1946 wird er Intendant des Theaters am Schiffbauerdamm, später übernimmt er von 1953 bis 1961 die Leitung der legendären Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Auf dem Zehlendorfer Waldfriedhof ist er begraben.


Als die Nazis 1933 AN DIE Macht kommen hat  Fritz Wisten seine glanzvolle Karriere als Schauspieler in Eisenach – mehr als 200 Rollen – sowie am Stuttgarter Landestheater schon hinter sich. Dort war er sogar mit dem Titel „Staatsschauspieler“ geehrt worden. Aber der gefeierte Publikumsliebling war beim „arischen“ Publikum schnell vergessen. So bot nach der Vertreibung der Juden aus den deutschen Theatern nur noch der jüdische Kulturbund eine Beschäftigungsmöglichkeit. Fritz Wisten, unbestritten eine der herausragendsten Kräfte dieses Theaters, stieg bald zum Spielleiter und schließlich, nach dem Novemberpogrom 1938, auch zum künstlerischen Leiter des Jüdischen Kulturbundes auf. Nach der endgültigen Schließung des Kulturbundes 1941 überlebte Fritz Wisten, der kurzzeitig auch in ein KZ kam,  nur durch die engagierte Hilfe seiner nichtjüdischen Frau Gudrun Widmann, genannt Trude.


Bearbeitung:

Hajo Jahn


Quellen:

  • Wikipedia
  • „Fritz Wisten. Bis zum letzten Augenblick – ein jüdisches Theaterleben“ von Stephan Dörschel, und Gabriele Fritsch-Vivié: „Gegen alle Widerstände – Der Jüdische Kulturbund 1933-1941“, Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin

Literatur:

  • Fritz Wisten. Drei Leben für das Theater. Stuttgart 1919–1933, Jüdischer Kulturbund, Berlin 1945–1962. Hrsg. von der Akademie der Künste Berlin. Ed. Hentrich, Berlin 1990, ISBN 3-926175-69-9.

  • Stephan Dörschel: Fritz Wisten. Bis zum letzten Augenblick – ein jüdisches Theaterleben. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-938485-85-9

  • Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 374f

  • Aune Renk: Wisten, Fritz. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

  • Moritz von Bredow: Rebellische Pianistin. Das Leben der Grete Sultan zwischen Berlin und New York. (Biographie, 368 S., 60 Abb. – Viele Bezüge zu Fritz Wisten und dem Jüdischen Kulturbund bzw. dem Kulturbund Deutscher Juden) Schott Music, Mainz, 2012. ISBN 978-3-7957-0800-9

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