Gertrude Sandmann
Malerin
Geb. am 16.11.1893 in Berlin
Gest. am 6.01.1981 in Berlin
Eigentlich hatte sie als Künstlerin keine wirkliche Chance. Und dann ist diese faszinierende Frau auch noch zweimal gestorben. Sie ist eine Ikone der Lesben- und Frauenbewegung. Der Abschiedsbrief, mit dem Gertrude Sandmann ihren Selbstmord während der Nazizeit ankündigte, rettete ihr vermutlich das Leben. Aber die Gestapo, die hinter ihr her war, glaubte nur anfangs an den Tod. Ihr Leben war ein ständiger Kampf: Um das Recht als Künstlerin zu arbeiten, um das Recht, Frauen zu lieben und um ein selbstbestimmtes Leben.
Bevor die Verfolgung von Juden wie Gertrude Sandmann unter den Nazis begann, hatte die Kaufmannstochter Diskriminierung als Frau kennengelernt. Am deutschen Geistesolymp, der Akademie der Künste. war das Studium zu jener Zeit ausschließlich Männern vorbehalten. Aber der „Verein Berliner Künstlerinnen“ bot eine gute Alternative, denn dort waren bereits Käthe Kollwitz und Paul Modersohn-Becker ausgebildet worden. Diese beiden später so berühmten Künstlerinnen unterrichten dann selber dort als Dozentinnen. Anders als ihre beiden Lehrerinnen beschränkte sie sich nicht auf sozialkritische Themen. Ihre Pastellzeichnungen zeugen von ihrer Verletzlichkeit als Malerin der leisen Aussagen.
Um ihre Ausbildung zu intensivieren, ging Gertrude Sandmann um 1917 nach München, wo sie bei dem Maler und Grafiker Otto Kopp studierte. Otto Kopp (* 1879 München; † 1947) hatte an der Akademie der Bildenden Künste München bei Franz von Stuck und Carl von Marr sowie an der privaten Malschule von Anton Ažbe studiert. Er war Mitglied in der Münchner Neue Secession und Mitarbeiter der Zeitschrift Jugend. Für Gertrude Sandmann war von Interesse, dass Kopp vor allem Aktzeichnen unterrichtete. Seine Werke finden sich am New Yorker Museum of modern Art. Gertrude Sandmann gilt als seine bekannteste Schülerin.
Gertrude Sandmann malte und zeichnete mit Vorliebe Frauen. Auch das war ein Grund für das Berufsverbot, dass im Dritten Reich gegen sie verhängt wurde. Um sich in Sicherheit zu bringen, wurde Gertrude von ihrer damaligen Lebensgefährtin Hedwig Koslowski versteckt, später halfen andere Freundinnen beim Untertauchen aus der Öffentlichkeit, nachdem die Gestapo den Abschiedsbrief, aber keine Leiche gefunden hatte.
Nach der Befreiung präsentierte Gertrude Sandmann erst 1949 ihre Werke in der Graphischen Ausstellung im Schöneberger Rathaus und noch im selben Jahr auf der Weihnachtsausstellung im Schloss Charlottenburg. Ihre Arbeiten bewundern konnten die Besucher der Großen Berliner Kunstausstellung 1958. Vermutlich ihre einzige Einzelausstellung hatte sie 1974 in Düsseldorf der Galerie Vömel.
Mit ihren graphischen Arbeiten und Pastellen gilt Gertrude Sandmann als Malerin der Moderne und als Mitbegründerin der „Gruppe L ‘74“, Synonym für „Lesbos 1974“. Als sie finanziell dazu in der Lage war, unterstützte sie Projekte der autonomen Frauenbewegung. Mit ihrer Lebensretterin Hedwig Koslowski war sie bis 1956 liiert. Bis zu ihrem Tod im Alter von 88 Jahren lebte sie mit Tamara Streck zusammen, einer Zirkusartistin, in einer Atelierwohnung in der Eisenacher Str. 89 in Berlin Schöneberg. 17 Jahre später entdeckte die Kunsthistorikerin Anna Havemann den Nachlass von Gertrude Sandmann. So besteht Hoffnung, dass deren Tagebücher irgendwann auch veröffentlicht werden.
Bearbeitung:
Hajo Jahn
Quelle:
Wikipedia
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