Reinhold Schünzel (Pseud.: Richard Scheer)
Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent
Geb. 07.11. 1888 in St. Pauli (damals Vorstadt von Hamburg)
Gest. 11.09. 1954 in München
Zunächst absolviert er eine kaufmännische Ausbildung im Berliner Verlagshaus Scherl, wendet sich aber sehr bald, neben seinem Brotberuf als Filialleiter des Verlages in Bremen und Hamburg, dann jenem Metier zu, dem sein wirkliches Interesse gilt: der Schauspielerei. Aus einem anfänglichen Statistendasein entwickelt sich eine professionelle Bühnenkarriere, die den Sohn eines ehemaligen Schauspielers (und späteren Kaufmanns) nach Hamburg, zum Stadttheater Bern und ans Komödienhaus am Schiffbauerdamm in Berlin führt. Sein Filmdebüt gibt er 1916 unter Carl Froelich und wird im selben Jahr noch von Richard Oswald entdeckt, zu dessen Stammbesetzung er in der Rolle des Schurken fortan gehört, der an der Seite von so namhaften Schauspielkollegen wie Anita Berber, Werner Krauß und Conrad Veidt vor der Kamera steht. “Ob in Oswalds Sitten- und Aufklärungsfilmen (u.a. „Das Tagebuch einer Verlorenen“, 1918, „Anders als die Anderen“, 1918/19, „Das gelbe Haus / Die Prostitution“, 1919) oder in dessen Grusel- und Verbrecherfilmen (u.a. „Freitag, der 13.“, 1916, „Unheimliche Geschichten“, 1919), ob in den Kriminalfilmen der Max-Landa-Serie von E.A. Dupont und Carl Hagen – Schünzel spielt den zügellosen Lebemann und Verführer, den verschlagenen Zuhälter und Erpresser.“ (Hier zitiert aus: http://www.filmportal.de/person/reinhold-schuenzel_0900dd76852f4f118b3f2295e6aaa675 )
Ab 1918 führt Schünzel auch selbst Regie, gründet zwei Jahre später die ‘Lichtbild-Fabrikation Schünzel-Film‘ und schließt sich im Herbst desselben Jahres noch mit der Wiener Firma Micheluzzi & Co. (“Micco-Film“) zu einer Produktionsgemeinschaft zusammen. Im Mai 1921 übernimmt Schünzel als zweiter Geschäftsführer und künstlerischer Leiter die neugegründete Berliner Dependance der “Micco-Film“, macht sich schließlich 1926 erneut mit einer eigenen Produktionsgesellschaft, der “Reinhold Schünzel-Film GmbH“, selbständig und erstellt, zunächst für die ‘Ufa‘, ab 1928 dann für die ‘Südfilm AG‘, mit “Hallo Cesar!“ (1926), „Adam und Eva“, „Don Juan in der Mädchenschule“ und „Aus dem Tagebuch eines Junggesellen“ (alle 1928) eine Reihe episodischer Komödien mit Schünzel als Hauptdarsteller, Regisseur und Produzent in einer Person. Danach werden diese kleinen Meisterwerke deutscher Filmkunst für lange Zeit in Vergessenheit geraten und erst Jahrzehnte später ihre Wiederentdeckung und -aufführung bei diversen nationalen und internationalen Filmfestivals erleben.
1931 verkörpert Reinhold Schünzel in Georg Wilhelm Pabsts Adaption von Brechts “Dreigroschenoper“, an der Seite von Rudolf Forster, Carola Neher, Valeska Gert, Fritz Rasp, Lotte Lenya und Ernst Busch, den Polizeichef Tiger Brown. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wird der Film umgehend verboten. Auch der von den Nazis als “Halbjude“ klassifizierte Schünzel kann ab 1933 nur noch mit Sondererlaubnis arbeiten. Dennoch gelingen dem Regisseur in den dreißiger Jahren einige seiner hervorragendsten Tonfilme, in denen er auch und vor allem sein Talent zur Komik einbringen kann, darunter “Viktor und Viktoria“ (1933), “Die englische Heirat“ und “Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück“ (1935). Angesichts der für ihn immer schwieriger werdenden Arbeitssituation emigriert Reinhold Schünzel noch vor der Uraufführung von „Land der Liebe“ im Juni 1937, mit einem Angebot von Metro-Goldwyn-Mayer in der Tasche, in die USA. Hier dreht er in den kommenden zwei Jahren für MGM zwar drei recht erfolgreiche Musikfilme, u.a. mit Stars wie James Stewart und Joan Crawford, ein nachhaltiger Durchbruch in der Filmbranche gelingt ihm damit allerdings nicht. Sein 1941 gedrehter Streifen „New Wine“ (“Die Unvollendete“) wird zur letzte Regiearbeit von Reinhold Schünzel, der zwar als Regisseur in Hollywood keinen Fuß fassen kann, aber dafür mit seinen Inszenierungen bei den “Players from Abroad“ – einer Truppe emigrierter europäischer Schauspieler – große Anerkennung findet. Auch Schünzel selber wendet sich wieder der Schauspielerei zu und steht 1943 in Fritz Langs Anti-Nazi-Drama “Auch Henker sterben“ (“Hangmen Also Die!“) als Gestapo-Inspektor Ritter (u.a. an der Seite von Alexander Granach) und 1946 in Alfred Hitchcocks “Notorious“ (“Berüchtigt“) mit Cary Grant und Ingrid Bergman vor der Kamera.
Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrt Reinhold Schünzel nach Deutschland zurück und muss hier die für ihn bittere Erfahrung machen, dass in den Filmzulassungs-Behörden die gleichen Beamten arbeiten, die ihm während des Dritten Reiches das Arbeiten erschwert haben – und ihm auch jetzt wieder Steine in den Weg legen, die eine neue Regiearbeit nicht mehr zustande kommen lassen. Reinhold Schünzel arbeitet am Theater in München und als Nebendarsteller im Film und wird für seine Rolle in Gerhard Lamprechts “Meines Vaters Pferde“ 1954 mit dem Bundesfilmpreis als ‘Bester männlicher Nebendarsteller‘ ausgezeichnet. Seit 2004 wird ein nach ihm benannter Ehrenpreis bei der Eröffnung von ‘Cinefest‘, dem Internationalen Festival des deutschen Film-Erbes, verliehen.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Schünzel
http://www.filmportal.de/person/reinhold-schuenzel_0900dd76852f4f118b3f2295e6aaa675
http://www.steffi-line.de/archiv_text/nost_buehne/19s_schuenzel.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Sch%C3%BCnzel-Preis
http://de.wikipedia.org/wiki/Auch_Henker_sterben
Links (deutsch):
https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D118892223&method=simpleSearch
International:
http://www.imdb.com/name/nm0778306/
http://www.virtual-history.com/movie/person/771/reinhold-schuenzel
http://www.cyranos.ch/smschu-e.htm
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