Glanzberg, Norbert

Norbert Glanzberg (Pierre Minet)
Komponist

Geb. 12.10. 1910 in Rohatyn bei Lemberg / Österreich-Ungarn
Gest. 25.2.2001 in Neuilly bei Paris/ Frankreich

„Mein lieber Nono. Du weißt,
ich liebe Dich so,
dass ich daran sterben könnte.
Fifi Piaf.“

(Edith Piaf an Norbert Glanzberg)

Der in Galizien geborene Norbert Glanzberg wächst in Würzburg auf, wo er am Bayerischen Staatskonservatorium seine musikalische Ausbildung erhält. Bereits im Alter von 17 Jahren wird er Dirigent am örtlichen Stadttheater, wechselt 1929 nach Aachen, begegnet Béla Bártok und Alban Berg.

1930 übersiedelt Glanzberg nach Berlin und arbeitet dort zunächst als Korrepetitor für Emmerich Kálmáns Csárdásfürstin (mit Hans Albers). Statt klassischer Musik komponiert er nun Revue- und Filmmusik (unter anderem für Max Ophüls), und bereits ein Jahr später, 1931, gilt der knapp Einundzwanzigjährige als die Entdeckung der Saison: Die Comedian Harmonists singen sein Hasch mich in Billy Wilders letztem Ufa-Film Der falsche Ehemann und Glanzberg wird in einem Atemzug mit Friedrich Hollaender, Mischa Spoliansky und Werner Richard Heymann genannt.

Nach Hitlers Machtergreifung 1933 muß der jüdische Komponist Norbert Glanzberg aus Deutschland fliehen. Er geht nach Paris ins Exil und lebt dort zunächst in einem Flüchtlingsheim, schlägt sich als Gelegenheitspianist in Tanzschuppen – den sogenannten Bals Musettes – durch und spielt für einen Hungerlohn in Django Reinhardts Band.

Nach diesen ersten mühsamen Anfangsjahren als Unterhaltungsmusiker wird er von Lys Gauty und Edith Piaf entdeckt und es entstehen Filmhits wie Sans penser für die Chansonnière Lys Gauty. 1939 wird Glanzbergs Karriere erneut durch die Nazis unterbrochen. Er wird zur polnischen Exilarmee in Frankreich eingezogen und flüchtet nach einem Tieffliegerbeschuß in den unbesetzten Süden Frankreichs, nach Marseille. Es folgt eine gemeinsame Tournee mit Edith Piaf durch Südfrankreich – und aus der künstlerischen wird recht bald eine Liebesbeziehung.

Glanzberg versteckt sich unter falschem Namen mit Hilfe des korsischen Schlagerstars Tino Rossi zunächst in Marseille, später in Antibes, wird dann doch noch verhaftet und entkommt der Deportation letztendlich nur durch die Interventionen von Edith Piaf und anderer einflußreicher Freunde. Die Befreiung erlebt Pierre Minet, so nennt sich Glanzberg inzwischen, in einem kleinen Ort bei Toulouse.

Nach dem Krieg komponiert er für Edith Piaf, Yves Montand, Maurice Chevalier, Dalida, Mireille Mathieu und Petula Clark. Chansons wie Mon Manège á moi, Grand Boulevard und, vor allem: Padam…padam, das Edith Piaf 1948 zum erstenmal singt, stammen aus seiner Feder. Zahlreiche Tourneen führen Glanzberg um die ganze Welt. Große Erfolge kann der gebürtige Galizier auch mit seinen Filmmusiken verzeichnen, darunter Kompositionen für Michel Strogoff /Der Kurier des Zaren (1956 mit Curt Jürgens), La sorcière (mit Marina Vlady), La Mariée est trop belle (mit Brigitte Bardot) und Mon oncle (1958) unter der Regie von Jacques Tati.

Ab 1983 wendet er sich verstärkt seinen jüdischen Wurzeln zu, vertont Holocaust-Lieder (1984) und komponiert 1985 die Suite Yiddish. 1998 kehrt Norbert Glanzberg zum ersten Mal in die Stadt seiner Jugendjahre, nach Würzburg, zurück, wo er – zusammen mit der Schauspielerin und Sängerin Hanna Schygulla – ein Konzert gibt und mit standing ovations gefeiert wird.

Quelle:

http://www.orpheustrust.at/terminkalender.php?l=g

Literatur:

Astrid Freyeisen:
Chanson für Edith – Das
Leben des Norbert Glanzberg
Paul List Verlag
Berlin 2004
ISBN: 3-471-77561-7

Links (deutsch):

http://www.br-online.de/kultur/literatur/lesezeichen/20040418/20040418_4.html

http://www.juedische-allgemeine.de/leobaeck/biographien/buch-11228.html

http://www.deutscher-tonfilm.de/dfe1.html

http://www.murnau-stiftung.de/en/suchergebnis.asp?ID=188

http://www.filmevona-z.de/filmsuche.cfm?sucheNach=Musik&wert=53966

http://www.kentrup-chansons.de/piaf

http://www.filmzentrale.com/rezis/meinonkelub.htm