Jurmann, Walter

Walter Jurmann (alias Bob Handers/ Pierre Candel)

Schlagerkomponist

Geb. 12.10. 1903 in Wien/ Österreich-Ungarn

Gest. 17.06. 1971 in Budapest/ Ungarn

Sein Medizinstudium beginnt er nur auf Wunsch der Eltern und tauscht den ungeliebten Studienplatz bei der ersten sich bietenden Möglichkeit: Während eines Kuraufenthaltes improvisiert Walter Jurmann am Klavier – und erhält kurz darauf ein Angebot als Barpianist. Der Medizinstudent nimmt an – und wird statt Arzt nun Berufsmusiker.

Der Wiener Texter Fritz Rotter erkennt Jurmanns Talent (wie auch später Richard Strauss und Emmerich Kálmán, die ihm beide eine große Karriere prophezeien) und schlägt Walter Jurmann eine Zusammenarbeit in Berlin vor, die sehr bald auch musikalische Früchte trägt. Schon der erste Schlager “Was weißt Du, wie ich verliebt bin“, gesungen von Richard Tauber, wird ein Erfolg. In der Folge singen Jan Kiepura, Jussi Björling, Hans Albers, Willy Fritsch und die Comedian Harmonists (“Veronika, der Lenz ist da“) seine Lieder, von denen viele zu Ohrwürmern werden. Die Arbeit gerät bald zum Stress, so dass er mit dem polnischen Komponisten Bronisław Kaper ein Arrangement trifft: Jurmann komponiert, Kaper arrangiert. Und das auf hohem Niveau: Einer ihrer bekanntesten Songs ist später der von Judy Garland am Ende ihrer Konzerte gesungene Song “San Francisco“ aus dem gleichnamigen Hollywood-Film (mit Clark Gable, Jeanette MacDonald und Spencer Tracy).

Nach der “Machtübergabe“ an die Nationalsozialisten sind jüdische Künstler in Deutschland nicht mehr erwünscht. Auch Walter Jurmann emigriert, wie viele seiner Kollegen, ins benachbarte Ausland, nach Paris. “ Paris war in diesem Jahr zum Zufluchtsort geworden für Erich Pommers ehemalige „Tonkörper“ bei der Ufa: Werner Richard Heymann, Friedrich Hollaender, Franz Wachsmann & Allan Gray“ (hier zitiert aus: nmz online/ http://www.nmz.de/online/veronika-der-lenz-ist-da-eine-erinnerung-an-den-juedischen-schlagerkomponisten-walter-jurmann), und in Paris bietet 1934 Louis B. Mayer von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) Walter Jurmann und dem ebenfalls vor den Nazis nach Frankreich geflüchteten Bronisław Kaper einen Siebenjahresvertrag in Hollywood an. Zu beider Debütfilm wird die Komödie “Escapade“ (mit der ebenfalls aus Nazi-Deutschland emigrierten Schauspielerin, Luise Rainer, in ihrer ersten Hollywood-Rolle und an der Seite von William Powell), deren Song “You’re all I Need“ neun Wochen auf Platz eins der amerikanischen Charts steht. In der Folgezeit komponiert Jurmann immer wieder auch für Filme der Marx Brothers. 1935 entsteht, als Gemeinschaftswerk mit Bronisław Kaper und Ned Washington, für den Marx-Brothers-Film “A Night at the Opera“ der Song „Cosí Cosa“, der musikalisch so gut gemacht ist, dass viele Zuschauer ihn für ein echtes neapolitanisches Volkslied halten. Zu Jurmanns größten kompositorischen Erfolgen werden der “Love Song of Tahiti“ zum Kassenschlager “Die Meuterei auf der Bounty“ (1935, mit Charles Laughton und Clark Gable) und der bereits erwähnte Film “San Francisco“ aus dem Jahr 1936, für dessen Titelsong ihn die Stadt zwei Jahre später zum Ehrenbürger ernennt und 1984 Jurmanns Lied sogar zum “City-Song“ kürt.

1943 zieht sich der Komponist fast gänzlich aus dem Berufsleben zurück. Im Sommer 1971 erliegt er auf einer Urlaubsreise durch Europa in Budapest einem Herzinfarkt. Seine Geburtsstadt Wien entsinnt sich erst 100 Jahre eines ihrer bekanntesten Söhne und erinnert seit 2003 mit der in Wien-Liesing gelegenen Walter-Jurmann-Gasse an einen der großen Schlager-Komponisten des 20. Jahrhunderts.

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Jurmann

http://jurmann.org/bio_de.html

http://www.nmz.de/online/veronika-der-lenz-ist-da-eine-erinnerung-an-den-juedischen-schlagerkomponisten-walter-jurmann

http://www.exilarte.at/editor/ausgabe_composer.php?id_composer=3

Links (deutsch):

http://www.jurmann.org/home_de.html

https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D130205370&method=simpleSearch

http://www.exilarte.at/editor/ausgabe_composer.php?id_composer=3

http://www.youtube.com/watch?v=KuAbFfHDU-s