Leon Jessel
Komponist, Dirigent, Korrepetitor
Geb. 22.01. 1871 in Stettin
Gest. 04.04. 1942 in Berlin
Der Sohn eines Kaufmanns ist ab 1891 zunächst in Gelsenkirchen und Mülheim an der Ruhr, später auch in Freiberg, Kiel, Stettin und Chemnitz als Kapellmeister tätig, wirkt in den Jahren 1899 bis 1905 als Kapellmeister am Wilhelm-Theater in Lübeck und ist anschließend Direktor der Liedertafel des Gewerkvereins Lübeck. 1911 übersiedelte er mit seiner Familie nach Berlin und gehört 1915 mit zu den Gründern der Vorläufer der heutigen GEMA, der “Genossenschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte“.
In der Reichshauptstadt wendet sich Jessel verstärkt der Komposition von Operetten und Singspielen zu, die vor allem in Berlin, später auch in München, Hamburg und Königsberg uraufgeführt werden. Zu einem seiner größten Erfolge wird die Operette “Das Schwarzwaldmädel“ (Libretto von August Neidhart), die 1917 in der Komischen Oper Berlin (an der Weidendammer Brücke) zur Uraufführung kommt und in den folgenden zehn Jahren rund sechstausend Mal aufgeführt wird, auch im Ausland, darunter 1922 am ‘Teatro Coliseo‘ in Buenos Aires. Einen zweiten großen Erfolg kann er 1921 mit der Operette “Die Postmeisterin“ feiern.
Zu Jessels mit populärstem Werk zählt “Die Parade der Zinnsoldaten“ aus dem Jahr 1905, dessen Titellied 1933 als noch einmal zum Titellied wird – diesmal im Paramount-Zeichentrickfilm “The Parade of the Wooden Soldiers“.
“Der nationalbewusste Komponist blieb ästhetisch wie ideologisch vom Kaiserreich geprägt. Wie seine zweite Frau Anna, die im März 1932 der NSDAP beigetreten war, sympathisierte er mit den Nationalsozialisten. Er hatte sich in so hohem Maße an den nationalkonservativen Flügel der deutschen Kultur angepasst, dass auch NS-Führer wie Adolf Hitler und Heinrich Himmler seine inhaltlich rechtschaffen-biederen und musikalisch gediegenen Operetten bewunderten. Da sein 1933 erneut verfilmtes „Schwarzwaldmädel“ in Inhalt und Stil den Bestrebungen der neuen Machthaber in idealer Weise entsprach, erklangen Melodiefolgen daraus nicht nur bei Veranstaltungen des Jüdischen Kulturbundes, sondern noch bis 1937 im Rahmen der NS-Kulturgemeinde oder bei Kurkonzerten.“ (Hier zitiert aus: http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00001323).
Dennoch wird dem (bereits 1894 zum christlichen Glauben konvertierten) Komponisten seine jüdische Herkunft schließlich zum Verhängnis: Am 15. Dezember 1941 erhält Leon Jessel eine Vorladung zur Gestapo-Leitstelle in Berlin-Mitte. Er wird verhört und festgenommen. Grund ist die ihm vorgeworfene “Verbreitung von Gräuelmärchen“, vermutlich ein 1939 bereits an seinen Librettisten Wilhelm Sterk nach Wien geschriebener Brief, in dem es u.a. heißt: “Ich kann nicht arbeiten in einer Zeit, wo Judenhetze mein Volk zu vernichten droht, wo ich nicht weiß, wann das grausige Schicksal auch an meine Tür klopfen wird.“ Von der Gestapo in einem Keller des Polizei-Präsidiums am Alexanderplatz schwer misshandelt, stirbt Leon Jessel im darauffolgenden Januar an den Spätfolgen im Jüdischen Krankenhaus Berlin.
Mitte der 50er Jahre wird sein Grab vom Südwestkirchhof Stahnsdorf auf den Friedhof im Berliner Bezirk Wilmersdorf umgebettet. Eine Gedenktafel am Haus Düsseldorfer Straße 47 in Wilmersdorf (wo auch später die Schauspielerin Lilian Harvey wohnt) erinnert ebenso an den Komponisten wie der nach ihm 1968 benannte Stadtplatz in Charlottenburg-Wilmersdorf.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Leon_Jessel
http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00001323
http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/leon-jessel-platz.html
Links (deutsch):
https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D119285517&method=simpleSearch
http://www.operone.de/komponist/jessel.html
http://www.klassika.info/Komponisten/Jessel/index.html
International:
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