Leo Glückselig
Illustrator, Grafiker und Zeichner
Geb. 5.5. 1914 in Wien/ Österreich-Ungarn
Gest.14.6. 2003 in New York/ USA
„Wir wissen ja immer erst, wenn man Distanz gewinnt, was die Vergangenheit bedeutet hat.“
(Leo Glückselig)
Der Sohn eines jüdischen Antiquitätenhändlers studiert zunächst – auf Wunsch der Eltern – von 1932 bis 1938 an der damaligen Wiener Kunstgewerbeschule (heute Universität für Angewandte Kunst) Architektur, entdeckt aber bereits sehr früh seine eigentliche Liebe zur Malerei. Aus „rassischen Gründen“ wird ihm von den Nazis der Abschluß seines Architektur-Studiums verweigert.
In der Kristallnacht 1938 werden Leo, sein Bruder Fritz und sein Vater Max verhaftet und einige Zeit festgehalten. Nach ihrer Freilassung verstärkt die Familie ihre Auswanderungsbemühungen, was zunächst den Brüdern Leo und Fritz, dann deren Schwester Lisl samt Ehemann Paul sowie zuletzt den Eltern gelingt, sodass die gesamte engere Familie die Schoa in den USA überleben kann.
Trotz seiner pazifistischen Überzeugung beschließt Leo Glückselig, sich bei der US-Armee zu melden. Sein Einsatz bei der Militärpolizei führt ihn über Frankreich bis nach Deutschland, wo er erstmals seit seiner Flucht aus Wien wieder mit Nationalsozialisten zu tun hat. Er findet seine Freundin Ita wieder, die die Verfolgung im Ghetto von Sosnowiec überlebt hat und mit ihrer Mutter nach Budapest geflohen ist, wo beide mit gefälschten Papieren überlebten. Leo und Ita heiraten in einer Synagoge in der Bronx. 1954 wird ihre Tochter Nina geboren. Ihr widmet der Vater später seine Lebenserinnerungen.
Leo Glückselig arbeitet in den Vereinigten Staaten in den Nachkriegsjahren äußerst erfolgreich als freiberuflicher Illustrator und Zeichner für Zeitschriften wie Time Life und Verlage sowie für Werbeagenturen und schreibt regelmäßig Beiträge für die New York Times.
Zeitlebens dokumentiert der österreichische Maler und Grafiker Momente der Veränderung und Schlaglichter aus den verschiedenen Stationen seines Lebens in seinem neuen Zuhause, das ihm tief vertraut und doch immer fremd geblieben ist. Mit dem Zeichenstift hält Leo Glückselig seine Emigrations-Erfahrungen fest, die sich immer wieder überschneiden mit den Erinnerungen an seine alte Heimat. Wien, die Stadt seiner Kindheit und Jugend, der Stephansdom, tauchen dabei immer wieder als Bildzitate auf.
Erst 1999/2000 allerdings sind seine Werke erstmals in Ausstellungen in Salzburg, Wien, New York und Washington zu sehen. Leo Glückseligs Schaffen umfaßt Zeichnungen, Portraits, bissige Cartoons, Buchillustrationen und eine große Anzahl von Skizzen. 1999 vermacht er einen Teil seines Werkes der Universität für Angewandte Kunst in Wien.. „Ich habe nie mit Haß gezeichnet“, meint Glückselig über seine Bilder.
„Amerika ist mein Zuhause, schließlich und endlich hat es mir geholfen, mein Leben zu retten. Ich bin durch die furchtbare, aber intensive Erfahrung des Militärdienstes gegangen. Meine Tochter ist hier geboren, meine Eltern sind hier begraben, mein Bruder, meine Frau. Also ist Amerika mein Zuhause. Aber Heimat ist für immer und ewig dieses verdammte Österreich geblieben. Ich kann es vor mir selbst fast nicht zugeben, ich bin so verletzt, so beleidigt worden, dass man mir diese Heimat weggenommen hat, dieses Gefühl, dass ich als Jude eins bin mit dem, was Österreich ausmacht: Kunst und Kultur und Leidenschaft.“
Quelle: Daniela Ellmauer,
Albert Lichtblau (Hrsg., Nachw.):
Gottlob, kein Held und Heiliger!
Ein Wiener „Jew-boy“ in New York
Picus-Verlag, Wien 1999
Links (deutsch):
http://www.wien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?DATUM=20040205&SEITE=020040205005
http://www.wdr.de/tv/nachtkulturundgeschichtszeit/nkglueckselig.html
http://www.hagalil.com/archiv/2000/02/wiener.htm
http://www.uni-ak.ac.at/sammlung/taetigkeitsbericht.htm
http://www.boerverlag.de/KUEPPERS.HTM
http://www.aufbauonline.com/2003/issue13/21.html
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