Berthold Goldschmidt
Komponist und Dirigent
Geb. 18.1. 1903 in Hamburg
Gest. 17.10. 1996 in London/ GB
„Ich war einmal radikal, ich gehörte zur >Vorhut<. Nun werde ich als >Nachhut< angesehen – aber es gibt kein Vor ohne ein Zurück, und ich glaube, die Leute fangen endlich an, das zu begreifen.“
(Berthold Goldschmidt 1994)
Sie wurden nicht alle und nicht überall mit offenen Armen aufgenommen, die Flüchtlinge aus Deutschland während der Nazizeit. Selbst international bereits bekannte Künstler wie der Komponist Berthold Goldschmidt, Mendelssohn-Staatspreis-träger mit 22 Jahren, hatten Schwierigkeiten über Schwierigkeiten. Dabei war er weitsichtig genug gewesen, frühzeitig Kontakte nach London zu knüpfen für den Fall der Fälle. Der trat dann im Herbst 1935 ein: Zusammen mit seiner Frau emigrierte er in die englische Hauptstadt. Stets am Rande der Legalität lebend, konnte Berthold Goldschmidt anfangs nur mühsam durch Privatunterricht den Lebensunterhalt bestreiten. Ausgerechnet der Krieg wendete das Blatt zum Besseren, denn nun wurde er gebraucht, wenn auch nicht als Musiker: Goldschmidt brachte es in der BBC-Abteilung für deutsche Gegenpropaganda bis in die Chefetage des Rundfunksenders.
Seine Karriere hatte sich der Hamburger ganz anders vorgestellt und zunächst auch anders geplant: Es begann mit einen Kunstgeschichtsstudium an der Universität seiner Heimatstadt Hamburg. Doch der musisch begabte junge Mann wechselte schnell das Fach und begann als 19jähriger an der Hochschule für Musik in Berlin: Dirigieren und Musikwissenschaften interessierten ihn. Aber der Hamburger an der Spree bekam wenig Kontakte zur quirligen Berliner Künstlerszene, vielleicht interessierte sie ihn auch nicht.
Das Musikleben bot andere Abwechslung und Anregung. Der noch relativ junge Generaldirektor der Berliner Staatsoper, Erich Kleiber, studierte in sagenhaften 34 Proben den für viele Kollegen als beinahe unspielbar geltenden „Wozzeck“ von Alban Berg ein (Text: Georg Büchner). Es war eine enorme Belastung für Musiker, Sänger und den Dirigenten, der ihnen alles abverlangte. Die Uraufführung wurde ein Jahrhundertereignis auf der Opernbühne.
Autor:
Hajo Jahn
Literatur:
Barbara Busch: Berthold Goldschmidts Opern im Kontext von Musik- und Zeitgeschichte (Oldenburgische Beiträge zu Jüdischen Studien, Schriftenreihe des Seminars Jüdische Studien im Fachbereich 3 der Carl von Ossietzky Universität, hg. von Aron Bodenheim u.a., Bd. 8) Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg 2000, ISBN 3-8142-0747-5.
Links (deutsch):
http://www.rrz.uni-hamburg.de/musik/exil/texte/zlieder_musiker.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Berthold_Goldschmidt
http://www.rrz.uni-hamburg.de/musik/exil/texte/goldschmidt.html
http://www.musica-reanimata.de/werke_goldsch.html
http://www.cinemusic.de/rezension.htm?rid=5045
http://www.operone.de/komponist/goldschmidtbert.html
http://www.klassika.info/Komponisten/Goldschmidt/wv_gattung.html
http://www.klassika.info/Komponisten/Goldschmidt/Cellokonzert/1
http://www.schott-musik.de/artist/show,7596.html
http://www.boosey.com/pages/making/composer/sample.asp?composerid=2697
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