Musa Jalil (Musa Mostafa ulı Cälil, Dshalil,
eigtl.: Musa Mustafovich Zalilov)
Dichter, Autor und Journalist
Geb. 15.02. 1906 (gregor. Kalender) in Mustafino (Gouvernement Orenburg)/ Russ. Reich
Gest. 25.08. 1944 in Berlin-Plötzensee
Der Bauernsohn, der später zu einem der bedeutendsten tartarischen Poeten zählen wird, schreibt bereits in seiner Schulzeit Gedichte und organisiert Laienspiele mit der Dorfjugend. Erste Veröffentlichungen datieren aus der Zeit des russischen Bürgerkrieges, da ist Jalil gerade einmal 13 Jahre alt. Er studiert später u.a. Literatur an der renommierten Moskauer Lomonossow-Universität, gibt Zeitschriften für Kinder und Erwachsene heraus, schreibt Theaterstücke und Opern und baut das Nationaltheater sowie die Staatsoper in Kasan auf. 1941, nach dem Überfall der Hitler-Wehrmacht auf die Sowjetunion, meldet sich auch der (seit 1940) Vorsitzende des tatarischen Schriftstellerverbandes freiwillig zur Roten Armee.
1942 gerät der Politoffizier und Frontkorrespondent Jalil schwerverwundet in deutsche Gefangenschaft. Zu diesem Zeitpunkt haben die Nationalsozialisten bereits damit begonnen, kriegsgefangene Tataren und Männer aus anderen nichtrussischen Völkern als Legionäre gegen die Rote Armee einzusetzen. “Unter den Soldaten der Legion und der Propagandaeinheiten befinden sich einige tatarische Intellektuelle und Offiziere. Sie wollen nach der Ausbildung möglichst rasch fliehen und mit der Waffe gegen die deutschen Truppen kämpfen. Noch unter deutscher Kontrolle gelingt es ihnen, durch patriotische Dichtungen, Lieder und Flugblätter andere tatarische Legionäre zu beeinflussen. Beim ersten Einsatz eines Bataillons der Legion Idel-Ural im Februar 1943 laufen 950 Soldaten zu den sowjetischen Partisanen in Belorussland über.“ (Hier zitiert aus: Gedenkstätte Plötzensee: Tartarische Widerstandskämpfer um Musa Dshalil/ http://www.gedenkstaette-ploetzensee.de/06_dt.html)
Am 10. August 1943 wird die Gruppe um Jalil (Deckname ‘Gumerow‘) verhaftet. Er wird gefoltert, am 12. Februar 1944 mit zehn anderen Tataren vom 2. Senat des Reichskriegsgerichts in Dresden wegen “Zersetzung der Wehrkraft, Feindbegünstigung und Kriegsverrats“ zum Tode verurteilt und am 25. August in Plötzensee hingerichtet. Zu Jalils literarischem Vermächtnis zählen u.a. jene letzten Gedichte, die er noch im Zellengefängnis Moabit hat schreiben können, ebenso wie der deutsche Diplomat und Schriftsteller Albrecht Haushofer, dessen Texte nach seinem Tod 1946 als “Moabiter Sonette” herausgegeben werden. Musa Jalils Gedichte, bekannt als “Moabiter Hefte”, dürfen in der Sowjetunion jedoch erst 1953, nach seiner Rehabilitierung, erscheinen (hrsgg. von Konstantin Simonov). Ein Teil dieser zwischen 1943 und 1944 geschriebenen Gedichte wird ins Deutsche übersetzt und erscheint 1977 als schmales Bändchen in der DDR.
Seit 1968 trägt eine 14-Tausend-Einwohner-Stadt südöstlich von Kasan den Namen des tartarischen Dichters und Widerstandskämpfers, dem 1956 für sein Werkschaffen posthum der Titel ‘Held der Sowjetunion‘ sowie im darauffolgenden Jahr der Leninpreis verliehen wird.
Quellen:
http://www.moabitonline.de/14219
http://de.wikipedia.org/wiki/Musa_C%C3%A4lil
http://de.cyclopaedia.net/wiki/Musa-Jalil
http://www.gedenkstaette-ploetzensee.de/06_dt.html
Links (deutsch):
https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D118962671&method=simpleSearch
http://www.gedenkstaette-ploetzensee.de/pics/Tatarische_Legion.pdf
International:
http://en.wikipedia.org/wiki/Musa_C%C3%A4lil
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