Arno Gruen
Schriftsteller, Psychologe und Psychoanalytiker
Geb. 26.05. 1923 in Berlin
Dass in der Volksschule alle Mitschüler – außer ihm – jenen Rohrstock kaufen wollen, mit dem die Lehrerin sie dann, bei nicht Wohlverhalten, zu schlagen beabsichtigt, gibt dem jungen Arno erheblich zu denken. Und in der Schule wird dem Siebenjährigen dann auch zum ersten Mal bewusst, dass er Jude ist: Vor dem Religionsunterricht schickt man Arno nach Hause. Sein Vater erklärte ihm daraufhin, dass man unterscheide zwischen Juden, Christen, Atheisten, oft auch zwischen Deutschen und Franzosen. Arno antwortet erstaunt: “Ich dachte, wir sind alle Menschen.“
Drei Jahre nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten flieht die Familie Gruen 1936 über Polen und Dänemark in die USA. Im Gepäck des damals 13jährigen Arno befinden sich, so seine spätere Erinnerung, lediglich drei Bücher: ein Lexikon, ein Band mit Gedichten von Chaim Nachman Bialik und die Bibel. Seine Bar Mitzwa-Feier findet am Sabbat des 6. Juni 1936 noch in der Großen Synagoge in Warschau statt.
Im New Yorker Exil studiert Arno Gruen, nicht wie ursprünglich beabsichtigt, Geschichte oder Philosophie, sondern sehr gezielt Psychologie, denn hiervon “verspricht er sich Aufschluss über keine geringere Frage als die nach dem Wesen des Menschen, nach den Motiven menschlichen Denkens und Handelns – eine Frage, die ihn bald wieder über die Grenzen der Disziplin hinausführen sollte.“ (Hier zitiert aus: «Name: Arno Gruen, Wohnort: unbestimmt» Monika Schiffers Porträt eines widerständigen Psychotherapeuten/ http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/buchrezensionen/name-arno-gruen-wohnort-unbestimmt-1.807819)
Nach seiner Entlassung aus der US-Armee (zu der er noch während seines Studiums eingezogen und hier mit der Behandlung traumatisierter Soldaten betraut wird) promoviert er mit einer Arbeit zu einem Thema aus der Wahrnehmungsforschung von Theodor Reik und arbeitet danach unter anderem als Kindertherapeut, der die Ursachen von Gewalt, Terror und Krieg auch und vor allem in gestörten Eltern-Kind-Beziehungen verortet, denn, so Gruens Hauptthese: “Hass und Gewalt kommen durch nicht-liebende Eltern in die Welt, durch Eltern, die ihre Kinder auf offene oder unterschwellige Weise ablehnen, so sehr sie das auf einer bewussten Ebene auch leugnen würden“ (Hier zitiert aus: “Ich will eine Welt ohne Kriege. Ungeliebte Kinder werden hassende Erwachsene“. Buchbesprechung Günter Kaindlstorfer v. 24.07.2006/ http://oe1.orf.at/artikel/203794)
Nach diversen Berufsstationen in den Vereinigten Staaten und bis zu seiner Übersiedlung in die Schweiz 1979, lehrt Gruen als Professor der Psychologie an der Rutgers University in New Jersey.
2001 erhält der renommierte Analytiker, der seit Jahren in seinen zahlreichen Veröffentlichungen auch und vor allem die Grenzbereiche zwischen Tiefenpsychologie und Politik ausleuchtet, den vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Stadt München mit zehntausend Euro dotierten Geschwister-Scholl-Preis für “Der Fremde in uns“ und damit für ein Buch, das “von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem gegenwärtigen Verantwortungsbewußtsein wichtige Impulse zu geben“.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Gruen
http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/buchrezensionen/name-arno-gruen-wohnort-unbestimmt-1.807819
http://oe1.orf.at/artikel/203794
Links (deutsch):
https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D115766855&method=simpleSearch
http://bidok.uibk.ac.at/library/beh1-00-identifikation.html
http://www.lptw.de/archiv/vortrag/2003/gruen_arno.pdf
http://www.kaindlstorfer.at/index.php?id=287
http://www.susannealbers.de/04psycho-gruen-werk05.html
International:
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