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Grönewald, Heinrich Friedrich Karl Hermann

H.A.M. 0

Heinrich Friedrich Karl Hermann Grönewald

Lehrer, Pädagoge und Journalist

Geb. 23.06. 1909 in Einbeck

Gest. 22.05. 1957 in Königstein


1931 schließt das Mitglied in der Sozialistischen Studentengruppe an der Abteilung für Kulturwissenschaften der TU Braunschweig sein Lehramtsstudium mit dem Ersten Staatsexamen ab. Sein Name steht zu dieser Zeit bereits, zusammen mit denen von Albert Einstein und Johannes R. Becher, ganz oben auf der Ausbürgerungsliste der Nationalsozialisten. Als bewaffnete SA-Schläger ihn bereits 1932 – also noch vor der Machtübergabe – überfallen, flieht der 23Jährige nach Paris, wo er sich am Aufbau einer Organisation zur Unterstützung exilierter Lehrer beteiligt, und kommt ´Mitte der 30er Jahre nach Argentinien. Durch Vermittlung des Völkerbundes gelingt es Grönewald schließlich, in Buenos Aires eine Anstellung als Lehrer an der Pestalozzi-Schule zu erhalten, jener Schule, an der viele Emigranten-Kinder unterrichtet werden und auch Nazi-Verfolgte wie August Siemsen und der Zeichner, Karikaturist – und einstmalige Käthe Kollwitz-Schüler – Carl Josef Meffert (alias Clément Moreau) lehren. Zu diesem Zeitpunkt ist Grönewald bereits kein deutscher Bürger mehr, die Nazis haben ihn, wie viele andere auch, kurzerhand ausgebürgert, weil er  “‘gegen die Pflicht zur Treue gegen Reich und Volk” verstoßen und damit ‘die deutschen Belange geschädigt‘ habe. Fortan ist er staatenlos, und es wird Jahrzehnte dauern, bis er die deutsche Staatsbürgerschaft wieder zurück erhält.“ (Hier zitiert aus: http://www.kunstinargentinien.com/index.php/2012/03/08/heinrich-gronewald-ein-leben-im-exil/)


Grönewald arbeitet, neben seiner Unterrichtstätigkeit, als Journalist für die US-amerikanische Nachrichtenagentur UPI sowie diverse Zeitungen, darunter das “Argentinische Tageblatt“, wie auch mit ihm zahlreiche andere Exilanten und Hitler-Gegner, darunter der spätere Chefredakteur des Blattes, Peter Gorlinsky. Um die immer größer werdende Gruppe mittelloser Immigranten in Buenos Aires unterstützen zu können, gründen einige mit dem “Argentinischen Tageblatt“ sowie der Pestalozzi-Schule verbundene Emigranten das politisch-literarische Kabarett “Truppe 38“, gemanagt von August Siemsen. Mitglieder sind u.a. Carl Meffert und seine Frau Nelly, Renate Schottelius, Helga Markus, Heinz und Gerti Bier sowie Lene Laub. Ein Kreis um den Begründer der Pestalozzi-Schule gründet am 7. Juni 1937 ein antifaschistisches Hilfswerk mit dem Namen “Das Andere Deutschland“ (DAD), das sein Hauptaugenmerk “an alle guten Deutschen, an alle ehrlichen Freunde Deutschlands“ richtet und, neben seiner caritativen Arbeit, als  Sprachrohr des DAD für Sympathisanten und weitere interessierte Leser eine gleichnamige Zeitung ins Leben ruft.


Der immer wieder selber von wirtschaftlichen Problemen geplagte Grönewald, der 1943 zu den  Hauptinitiatoren des Kongresses deutscher Antifaschisten im uruguayischen Montevideo gehört, unterrichtet ab 1954 an der Norte- (der späteren “Goethe“) Schule in Buenos Aires. Sein caritatives Engagement gehört in diesen Jahren, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, auch und vor allem den Hunger- und Notleidenden, nicht zuletzt in jenem Land, das ihn einst vertrieben hat: Er organisiert Lebensmittelpaketsendungen ins Hunger leidende Deutschland. Seine Gutherzigkeit wird dem Exilanten in seinem Geburtsland jedoch nicht vergolten: Grönewalds Wiedereinbürgerungs- und Wiedergutmachungsanträge haben lange Zeit keinen Erfolg, auch nicht sein Versuch, in den niedersächsischen Schuldienst aufgenommen und für den Auslandsschuldienst in Argentinien freigestellt zu werden, ja, “statt dass sein Kampf im Exil anerkannt wird, macht man ihm die Emigration zum Vorwurf. Welche entbehrungsreiche Zeit die unfreiwillige Flucht aus der Heimat für ihn bedeutete, dass er auch in Argentinien den Attacken von Nazi-Schlägern ausgesetzt war, das will niemand wissen.“ (Hier zitiert aus: http://www.kunstinargentinien.com/index.php/2012/03/08/heinrich-gronewald-ein-leben-im-exil/).


Erst nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit der bundesdeutschen Bürokratie und letztlich auf Intervention des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss, wird seinem Antrag auf Freistellung für den Auslandsschuldienst stattgegeben. Heinrich Grönewald wird jedoch nie mehr als Lehrer in seine ehemalige Exilheimat am Rio de la Plata zurückkehren: Im Alter von nur 48 Jahren stirbt er zwei Tage vor Erteilung der Erlaubnis, vermutlich infolge eines Herzinfarktes. Sein Anspruch auf Wiedergutmachung wird erst fast ein Jahrzehnt später von den zuständigen Behörden anerkannt.


Literatur: Michael Wettern: Heinrich Grönewald 1909-1957. Student und Doktorand der Technischen Hochschule Braunschweig. Ein Leben für die Pädagogik in Braunschweig, Paris und Buenos Aires, Hannover 2011, ISBN 9783775288033.)


Quellen:

http://www.kunstinargentinien.com/index.php/2012/03/08/heinrich-gronewald-ein-leben-im-exil/

http://www.biblio.tu-bs.de/universitaetsarchiv/hochschulgeschichte/schautafeln_final2_7.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Gr%C3%B6newald

http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1995_1_3_schoepp.pdf

Links (deutsch):

http://www.careguide.ch/blog/wp-content/uploads/2009/07/pressestreit.pdf

http://www.ila-web.de/artikel/ila361/argentinien_vorwaerts_buenosaires.htm

http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1995_1_3_schoepp.pdf

International:

http://www.academia.edu/1158253/Through_her_eyes_German_Jewish_immigration_to_Argentina

http://historiapolitica.com/datos/biblioteca/Friedmann%201.pdf

http://www.pestalozzi.edu.ar/img/novedades/Edicion_Julio2010.pdf

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